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47 Ronin

Der asiatische Markt ist so wichtig wie nie zuvor im Filmbusiness und kann schon mal dazu beitragen, einen Film alleine durch die dortigen Einspielergebnisse zu einem Erfolg zu machen. So wurde der letztes Jahr zerrissene "Terminator: Genisys" vor einem Flop bewahrt, indem er in Asien einen beachtlichen Erfolg feierte. Auch Regisseure wie Michael Bay spinksen auf den Markt und lassen ihre "Transformers" und Co. mittlerweile auch in Japan und Co. wüten, um noch einige Millionen abzugreifen. Dennoch schaffte es "47 Ronin", welcher sich mit der historischen Geschichte um die 47 Rächer auseinandersetzt, nicht über eine Nische hinaus, was auch an den größtenteils mauen Kritiken gelegen haben mag...

47 RONIN


Kai (Keanu Reeves) wächst als Außenseiter im Reich des Fürsten Asano (Min Tanako) auf und wird als Dämon verschrieen. Als eines Tages der heimtückische Fürst Kira (Tadanobu Asano) bei einem Besuch Asano austrickst und ihn somit in den Tod führt, sein Reich in Anspruch nimmt und alle seine Samurai verbannt, muss auch Kai fliehen. Ein Jahr vergeht und der Anführer von Asanos Samurai, Oishi Kuranosuke (Hiroyuki Sanada), beschließt, Rache an Kira zu nehmen, der zudem auch noch Asanos Tochter, Mika (Ko Shibasaki) entführt hat, um sie zu heiraten. Oishi findet Mikas Jugendliebe Kai und gemeinsam mit den 45 weiteren Verstoßenen brechen sie auf, um sich an Kira für den Tod ihres Fürsten zu rächen...

Wenn Amerika versucht, eine japanische Heldengeschichte zu verfilmen, kann eigentlich nichts Gutes dabei herauskommen und auch die ersten Bilder ließen vermuten, dass man sich mit diesem Stoff keinen Gefallen getan hatte, woran die recht desaströsen Einspielergebnisse an den Kinokassen ebenfalls ihr Zutun hatten. Ganz so schlimm ist "47 Ronin" dann aber nicht geworden, wobei aber Geschichtsunkundige mehr Freude haben werden... wer sich mit der wahren Heldentat der 47 Ronin auskennt, der dürfte hier Abstand nehmen wollen, denn so richtig ernst nehmen die Macher die echten Ereignisse hier nicht. Deswegen packen sie die Geschichte dann auch noch mit einigen Fantasy-Elementen voll, welche zwar nicht ganz fehlbesetzt sind, innerhalb der ansonsten aber doch sehr realistischen Geschichte ab und an für Verwirrung sorgen. Optisch ist das Ding aber sehr gut gelungen: Einige Effekte hätten zwar noch der Nachbearbeitung gut getan, ansonsten sind die Kostüme, die wunderbaren Sets, die Landschaftsaufnahmen und die prunkvolle Austattung aber eine wirkliche Wucht und sorgen dafür, dass wir uns wirklich in die Zeit der damaligen, japanischen Helden hineinversetzt fühlen. Einzig Keanu Reeves sorgt dabei für Verwirrung, denn seine Rolle ist nicht nur ziemlich mies geschrieben, es wirkt auch einfach so, als wollte man zumindest einen Hollywood-Top-Star in der ersten Riege mit dabeihaben, um die Sehgewohnheiten des amerikanischen Publikums nicht zu sehr zu unterbieten. Das Ergebnis ist ein vollkommen unterforderter Reeves, der hier als Held eine schwache Figur macht und zudem auch noch ein vollkommen austauschbarer, langweiliger Protagonist bleibt, wo Hiroyuki Sanada neben ihm den weitaus stärkeren Eindruck hinterlässt. Ansonsten mangelt es dem Film aber zusätzlich noch an starken Nebenfiguren und auch an einer etwas wendungsreicheren Geschichte: Wenn man nun schon auf die realen Ereignisse weitestgehend pfeift, hätte man hier zumindest noch ein wenig Fantasie einbringen können, um die Story nicht ganz so geradlinig und überraschungsarm von Statten gehen zu lassen. So handelt es sich hier dann doch nur um ein optisch grandioses, sauteures und prunkvoll ausgestattetes Rache-Epos ohne große Mehrwerte. Dass all das aber trotzdem unterhält, ist nicht von der Hand zu weisen: Die Geschichte ist soweit spannend inszeniert, die vielen Actionszenen sind hervorragend choreographiert und sorgen für einige Zwischen-Highlights und auch das Finale an sich ist sehr hübsch gelungen. Langweilig wird einem in den zwei Stunden sicher nicht, dennoch fehlt hier leider schlussendlich einiges. Einzig das sehr mutige Ende, welches keinesfalls den üblichen Hollywood-Konventionen entspricht, entschädigt ein wenig für die ansonsten recht flache und vorhersehbare Geschichte. Fazit: "47 Ronin" überzeugt besonders optisch, ist in Sachen Charakterdesign und Story aber eine leere Hülle. Immerhin übertünchen die starken Actionszenen eine flache Handlung, die ziemlich dreist auf die wahre Geschichte dahinter pfeift.

Note: 3-


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