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Trumbo (2015)

Filme über historische Filmgeschichten sind bei den Oscars immer gern gesehen. Es hat also kaum überrascht, dass sich Bryan Cranston dieses Jahr unter den fünf Nominierten für den Hauptdarstellerpreis befand... immerhin spielte er mit dem Drehbuchautoren Dalton Trumbo eine bedeutende Persönlichkeit aus einer Epoche in Hollywood, in welcher der Kommunismus auf der klaren "Don't"-Liste stand. Trumbo wiedersetze sich dem und veränderte somit das Bild der Filmwelt. Eine Geschichte, die es wert ist, erzählt zu werden und die neben ihrer wichtigen Botschaft auch viel Spaß macht.

TRUMBO


Dalton Trumbo (Bryan Cranston) ist ein sehr begabter Drehbuchautor, dessen Ruf jedoch zur Zeit des Kalten Krieges bröckelt. Da er Mitglied der Kommunistischen Partei der USA ist, fliegt ihm von Seiten vieler Gegner der Sowjetunion viel Hass entgegen. Dies geht auch bald vor Gericht und Trumbo muss sich nicht nur einer Gefängnisstrafe stellen, sondern muss auch damit leben, dass kein Studio in Hollywood mehr mit ihm arbeiten möchte. Doch Trumbo beginnt, anonym zu arbeiten und seine Skripte unter falschem Namen an die Studios zu bringen... und unterwandert so die "Schwarze Liste", auf welcher er selber steht.

Aus der Masse an historischen Biopics sticht "Trumbo" sicher nicht heraus, denn dazu fehlt dem Film ein wenig das gewisse Etwas, was ihn nachhaltig im Gedächtnis halten würde. Ein unterhaltsamer und auch zum Nachdenken anregender Streifen ist es trotzdem und dabei durchgehend flotter und interessanter als so manches Konkurrenz-Produkt, welches auf Teufel komm raus mit Kitsch, erhobenem Zeigefinger und bedeutungsschwangerer Ernsthaftigkeit spielt. Dass Bryan Cranston für seine Arbeit den Goldjungen letztendlich nicht mit nach Hause nehmen konnte, ist sicherlich zu einem Teil der extrem starken Konkurrenz diesen Jahres zu verdanken, allerdings wäre seine Performance auch nicht ganz oscarwürdig gewesen. Sicher, Cranston spielt hervorragend und er vermag es, der Figur des Dalton Trumbo so Leben einzuhauchen, dass es eben nie zu viel oder zu wenig ist... aber da waren die anderen Nominierten dieses Jahr dann tatsächlich noch ein Stück eindringlicher und stärker. Cranstons Leistung soll das nicht schmälern, denn es untermauert seinen Stand in Hollywood als einer der brillantesten Darsteller, die wir zur Zeit so haben. Da können bekannte Namen wie Helen Mirren, Diane Lane, Alan Tudyk oder "Lost"-Star Adewale Akinnuoye-Agbaje in kleineren Rollen nicht mithalten. Einzig John Goodman als knurriger Leiter eines Schund-Studios und Elle Fanning als gar nicht mal so einseitig geschriebene älteste Tochter Trumbos können dahingehend überzeugen, dass ihre Leistungen noch länger im Gedächtnis bleiben. Ansonsten weiß "Trumbo" über seine Lauflänge von zwei Stunden allerdings sehr gut zu überzeugen. Ein paar kleinere Längen in der zweiten Hälfte gibt es zwar und ab und an zischt das Drehbuch über einige wichtige Eckpunkte etwas zu flott hinweg, doch sonst gibt es kaum etwas zu beanstanden. Die Thematik ist wichtig und spannend, wird aber dennoch mit genügend Heiterkeit und Humor erzählt, um es einem als Zuschauer nicht zu schwer zu machen. Der Film ist sehr solide inszeniert, steckt voller kleiner Details und Anspielungen auf die damalige, schwierige Epoche Hollywoods und hat auch einige emotionale Szenen zu bieten, die zum Glück nie in unpassenden Kitsch abgleiten. Ganz besonders schön gelungen ist die Einbindung damaliger Prominenz, die Trumbo auf seinem Feldzug entweder unterstützen oder ihm im Wege stehen. Wie Kirk Douglas, John Wayne oder Otto Preminger in der wahren Geschichte die Wege der Haupthandlung kreuzen, dass ist nicht nur clever, sondern auch sehr spaßig anzusehen und macht aus den Schauspielern, Regisseuren und Künstlern wahrhaftige Menschen. Fazit: Sehr stark gespielt, solide inszeniert und mit einer wichtigen Botschaft: "Trumbo" überzeugt mit Witz, Charme, starken Charakteren und einem wunderbar-kritischen Bild auf die damalige Filmwirtschaft. Einzig ein paar Längen und einige etwas zu rasch überflogene Eckpunkte verhindern eine bessere Note.

Note: 3+



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