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John Wick

Es ist die Zeit der alternden, nun noch mal richtig amoklaufenden Actionstars. Seit Liam Neeson überraschend brutal und gnadenlos in "96 Hours" unzählige Feinde über den Haufen schoss, ist es ziemlich in Mode, Stars aus der ersten Riege aus Hollywoods schon etwas gehobeneren Alters plötzlich als Kampfmaschine einzusetzen. So durfte zu Beginn des Jahres 2015 tatsächlich auch Keanu Reeves wieder ran, der nach dem Ende der "Matrix"-Zeit nicht so richtig gut Fuß fassen konnte im Filmbusiness und nun die Chance bekommt, sein eigenes Franchise aufzubauen. Und das macht er auch ziemlich gut, der Herr Reeves...

JOHN WICK


John Wick (Keanu Reeves) ist Auftragskiller, hat sich jedoch für seine Frau Helen (Bridget Moynahan) zur Ruhe gesetzt. Als sie jedoch krank wird und bald darauf stirbt, fällt John in ein tiefes Loch... erst ein letztes Geschenk seiner Frau, ein kleiner Welpe, der eines Tages vor seiner Türschwelle steht, gibt ihm Aufwind. Dieser hält jedoch nicht lange an, als der kleinkriminelle Iosef Tarasov (Alfie Allen), Sohn von Johns ehemaligem Auftraggeber Viggo Tarasov (Mikael Nyqvist), in seine Wohnung einbricht, sein Auto stiehlt und den Hund tötet. John rast vor Wut und begibt sich auf eine brutale Rache-Aktion, bei welcher sich schon bald die Leichen stapeln...

"John Wick" ist einer dieser Action-Thriller, die mit einem absoluten Minimum an Story auskommen und es dafür lieber richtig krachen lassen. Nun glänzte ja auch bereits "96 Hours" nicht unbedingt durch die intelligenteste, vielschichtigste Rahmenhandlung, hatte aber immerhin eine starke Dringlichkeit. Wicks Motiv, hier auf seinen Rachefeldzug zu gehen, ist zwar in gewisser Weise nachvollziehbar, Spannung will sich dabei aber nicht einstellen, da er so gut wie nie gegen eine tickende Uhr antritt, sondern selbst der Überraschungsgast ist, der auftaucht, um zu töten. Wo für Liam Neeson in seinem Action-Thriller noch jede Sekunde zählte, um seine geliebte Tochter zu finden und zu retten, hat Reeves hier eigentlich jede Menge Zeit... er nimmt sie sich nur nicht und legt lieber schnell los, um sämtliche gesichtslosen Bodyguards per Kopfschuss ins Nirvana zu schicken und schließlich bei den Drahtziehern anzukommen. Viel mehr an Story gibt es hier auch nicht, deswegen sollte man sich lieber an den starken Actionszenen erfreuen, diese sind mämlich wunderbar choreographiert, angemessen hart und verweigern sich der "Ich schneide so schnell, dass der Zuschauer nichts erkennen kann"-Thematik, welche ja immer gerne stört. Der Fokus liegt dabei ganz klar auf Keanu Reeves, der sich als neuer Actionheld sicher nicht hinter Neeson und Co. zu verstecken braucht. Dass ihm die schauspielerische Tiefe fehlt, war zu erwarten, immerhin kann er aber mit kühler Präsenz überzeugen und seine fünfzig Jahre sieht man ihm in den rasanten Actionszenen tatsächlich niemals an. Die Nebenrollen sind neben Reeves meist nur Staffage, immerhin weiß aber Willem Dafoe in der einzigen, leicht undurchsichtigen Figur zu gefallen und auch Mikael Nyqvist gibt einen zwar blassen, aber genügend hassenswerten Bösewicht. In weiteren sehr kleinen Parts sind zudem "Fluch der Karibik"-Bösewicht Ian McShane, "Lost"-Star Lance Reddick und "Ice Age"-Sprecher John Leguizamo zu sehen, die jedoch im Grunde so gut wie gar nichts zu tun haben und die man deswegen leider schnell wieder vergessen hat. Das gilt dann auch für den Film an sich, denn der unterhält zwar über seine anderthalb Stunden, hätte angesichts seiner mickrigen Geschichte aber auch keine Minute länger laufen dürfen, um nicht irgendwann zu übersättigen oder zu langweilen. Sicher, das macht Spaß und es ist optisch wirklich top, aber viel mehr bleibt nicht hängen. In der bereits in Produktion befindlichen Fortsetzung kann man also in Sachen Handlung gerne noch etwas draufsetzen, wobei das wohl eher nicht der Fall sein wird. Immerhin lief "John Wick" sehr gut an den Kinokassen, also wird man sich hüten, an der Erfolgsformel zu viel zu verändern. Und wenn die Actionszenen und Keanu Reeves dann noch immer überzeugen, muss das ja auch nicht ganz übel werden.

Note: 3


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