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We Want Sex

Gerade zur heutigen Zeit ist geschlechtergleiche Bezahlung in Hollywood ein ziemliches Thema. Seitdem sich Stars wie Jennifer Lawrence und Emma Watson öffentlich darüber mokierten, dass sie für gleiche Arbeit viel weniger Geld bekämen als ihre männlichen Schauspiel-Kollegen, ist die Thematik wieder ordentlich angeheizt. Da passt der Film "We Want Sex" aus dem Jahr 2010, der sich mit der wahren Geschichte einer Gruppe Arbeiterinnen befasst, die gegen die miese Bezahlung für Frauen rebellieren, doch ganz gut rein. Und diesen habe ich mir dann heute auch mal bei Amazon Prime angesehen...

WE WANT SEX


Ende der 60er in England: Rita O'Grady (Sally Hawkins) arbeitet als Näherin bei Ford. Sie und ihre Kolleginnen spielen schon länger mit dem Gedanken, wegen schlechter Bezahlung ihre Arbeit niederzulegen und zu streiken. Als tatsächlich die Gewerkschaft wegen dem Thema angesprochen wird, muss Rita plötzlich, angefeuert von einem ihrer Vorgesetzten, Albert Passingham (Bob Hoskins), welcher sie unterstützt, ganz vorne dabeistehen, um ihre Rechte zu verteidigen. Ritas Worte versetzen die Anzugträger in den Büros in Staunen und schon bald hat auch die Presse Wind davon bekommen. Das neue Ziel ist nun also: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, ganz egal für welches Geschlecht!

Ich habe "We Want Sex" schon einmal vor gut fünf Jahren gesehen, damals hat mich der Film kaum beeindruckt, weswegen ich ihn mir, trotz Angebot bei Amazon Prime, eigentlich gar nicht noch mal anschauen wollte. Gut, dass ich es dennoch getan habe, denn jetzt konnte mich der Film fast vollständig überzeugen. Der wunderbare britische Humor gepaart mit einer stets spürbaren, aber niemals vordringlichen Ernsthaftigkeit sorgen für eine teils sehr heitere, teils aber auch recht zermürbende Atmosphäre. Da wechseln sich sehr witzige Szenarien mit bösen Konflikten ab, in welchen Ehen, Arbeitsplätze und Freundschaften drohen, zu zerbrechen. Das Drehbuch ist dieser Masse an Handlungen zwar nicht immer gewachsen und rast manchmal etwas zu flott über etwaige Tiefen hinweg, was ein wenig schade ist. Insgesamt überwiegt dann aber dennoch der positive Tonus. Der Mix aus echten Realaufnahmen der damaligen Zeit und erstellten Filmaufnahmen weiß zu überzeugen und sorgt dafür, auch dank eines wunderbaren Settings, dass man sich glatt in die Zeit der späten 60er Jahre zurückversetzt fühlt, als Frauen in vielen Ländern auf die Straße gingen, um für ihre Rechte zu protestieren. Noch heute ist das Thema sehr aktuell und auch wenn es nicht mehr so brisant ist wie damals, ist es wichtig, sich damit noch immer auseinanderzusetzen. Regisseur Nigel Cole findet dabei fast immer den richtigen Schwung, er behält den moralischen Zeigefinger in der Tasche und setzt dabei auch gerne mal auf leichtfüßigen Humor, nimmt sein Thema dabei aber auch durchgehend ernst. Dass er bei der Masse an Figuren nicht allen gerecht werden kann und somit einige Nebencharaktere ein wenig zu Klischees verkommen, ist zwar nicht wirklich schön, dafür kann sich aber umso mehr den weiter im Mittelpunkt stehenden Figuren gewidmet werden, die passend gezeichnet sind. Gerade die Männerfiguren kommen hier doch überraschend solide weg. Natürlich sind einige von ihnen absolute Schleimbeutel, dennoch ist es den Machern gelungen, nicht das ganze Geschlecht als "böse" einzustufen und so gibt es gerade mit dem wunderbaren Bob Hoskins als ständigen Unterstützer eine sehr schön gezeichnete Figur, ebenso den gar nicht mal so einseitig gezeichneten Ehemann der Hauptfigur Rita, welcher sowohl Weisheiten als auch mal miese Sprüche entgegenbringen kann. Auf der Seite der Frauen gehört "We Want Sex" aber natürlich ganz klar Sally Hawkins, die mit einer sehr frischen und emotionalen Performance überzeugt und die Bredouille ihrer Figur jederzeit greifbar machen kann. Ebenfalls stark in Erinnerung bleiben Miranda Richardson als knallharte Politikerin mit einer weichen Seite, Geraldine James als zwischen den Fronten stehende Connie und "Gone Girl"-Star Rosamund Pike, die jedoch im weiteren Verlauf ein paar Szenen zu wenig abbekommt. Fazit: Schauspielerisch stark umschifft das Drehbuch nicht alle Klippen und hätte ab und an etwas genauer hinschauen können. Ansonsten bleibt jedoch ein sehr frischer, witziger und wichtiger Film, der sich seinem Thema korrekt annimmt, ohne jedoch die Moral über die Unterhaltung siegen zu lassen.

Note: 2-



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