Direkt zum Hauptbereich

Ice Age - Kollision voraus!

Irgendwann hatte es wohl auch der Großteil der Zuschauer verstanden, dass aus der "Ice Age"-Reihe nicht mehr viel herauszuholen war. Vierzehn Jahre hat es seit dem ersten Teil gebraucht, um auch dem Publikum verständlich zu machen, dass dieses Franchise nach dem Original nicht mehr zu alter Energie zurückfinden konnte und deswegen strafte man den fünften Film, der im Jahr 2016 in die Kinos kam, doch recht überraschend ab. Seitdem ist Schluss mit der Reihe, ein sechster Film ist bislang nicht offiziell angekündigt... und das ist auch gut so, wartet mit "Kollision voraus" doch tatsächlich der Tiefpunkt des Franchises.

ICE AGE - KOLLISION VORAUS!


Es ist mal wieder Scrat, der hier eine unglückliche Verkettung aus Ereignissen in Gang setzt: Im Weltall jagt er erneut seine Nuss und lässt dabei einen Asteroiden entstehen, der nun auf die Erde zurast und droht, alles Leben auszulöschen. Um den kosmischen Angreifer vielleicht doch noch aufzuhalten, braucht die Herde rund um Manni, Sid, Diego und Ellie die Hilfe ihres alten Freundes Buck, der noch immer unter der Erde unter Dinosauriern lebt. Und der hat auch gleich einen ausgefuchsten Plan, um den Asteroiden gleich am Einschlag auf der Erde zu hindern. Mit alten und neuen Freunden bricht die Gruppe also auf, um diesmal nicht nur den Tag, sondern gleich alles Leben auf der Erde zu retten...

Mal wieder gehören die ersten Minuten dem nussjagenden Eichhörnchen Scrat und erneut warten hier bereits einige der wenigen Highlights der kommenden 90 Minuten. Auch Scrat ist zwar nicht mehr so lustig wie früher, da die Macher ihn mittlerweile ja in einen solch abgedrehten Slapstick pressen, dass der Charme seiner ständigen Jagd dabei weitestgehend einem willkürlichen Geschreie und Gehopse weicht - aber immerhin kann man hier noch lachen. Wenn die Geschichte aber wirklich loslegt und erneut die gesamte Heldentruppe (es sind tatsächlich mittlerweile ziemlich viele Protagonisten geworden) sich auf den Weg macht, mal wieder den Tag zu retten, wird es sehr, sehr dröge... so dröge gar, dass dabei noch "Ice Age 3", der bis dahin schwächste Teil, spielend unterboten wird. 
Die kosmische Bedrohung naht zwar, wirklich bedrohlich wird es dabei aber stets nur für ein Minütchen, ansonsten bleibt noch genügend Zeit, um etwaige Familienkrisen zu diskutieren... und diese sind zum wiederholten Male einfach erschreckend langweilig ausgefallen. Erneut steht dabei Manni im Mittelpunkt, die eigentliche Hauptfigur des Franchise, deren Entwicklung in den letzten Filmen vom mürrischen Einzelgänger zum tollpatschigen Supervater doch ziemlich zwiespältig ausgefallen ist. Seine ständigen Diskussionen mit Ehefrau Ellie und Tochter Peaches langweilen wie gewohnt und wirken besonders vor dem Hintergrund der astronomischen Bedrohung vollkommen lapidar - das Tempo in diesem finalen (?) Teil der Animationsreihe wird dadurch immer wieder eklatant rausgenommen. 
Gute Gags sind dabei allerdings ebenfalls Mangelware geworden: Die ständigen Oneliner, welche die Witz-Lieferanten Eddie, Crash, Oma und der zurückgekehrte Buck hier auch immer dann liefern, wenn ihre Freunde gerade mit dem Tod ringen, wirken ungemein bemüht, meist irrsinnig witzlos, oftmals sehr anstrengend. Die Witzchen sind harmloser und kinderfreundlicher, als es den erwachsenen Zuschauern lieb sein würde, weswegen die seelenlose Geschichte auch keine echte Spannung entwickelt - man will ja das jüngere Publikum nicht überfordern. Zumuten tut man ihnen dafür aber ein enorm angewachsenes Figurenensemble, denn beinahe jeder ist hier wieder mit dabei und das Ensemble wird auch durch einige Neuzugänge noch einmal aufgestockt. Einzig Peaches' tumber Mammutfreund bleibt dabei aber noch ein bisschen in Erinnerung, während die neuen Bösewichte in Form von rachsüchtigen Dinovögeln und eine seltsame Schönheitskommune auf dem Weg doch eher nerven oder die Handlung erneut ins Stocken bringen. 
Gerade die Szenen in dieser junggebliebenen Gemeinschaft aus bunt zusammengewürfelten Tieren im letzten Drittel sind erschreckend witzlos und langweilig geraten, bis der Showdown da zumindest ein wenig die Kohlen aus dem Feuer holt. Richtig beeindrucken will dieser trotz dem Wettlauf gegen die Zeit aber auch nicht, da der direkte Vorgänger in Sachen Bilder und Setpieces doch wesentlich stärkere Eindrücke hinterließ. Am Ende sind wir dann also ziemlich leer, da "Ice Age 5" seine starken Seiten noch eindrücklicher Richtung nerviger Kiddies-Unterhaltung schiebt und auch seine Figuren angesichts des riesigen Ensembles keine Entwicklung mehr durchmachen. Gut, dass jetzt wahrscheinlich Schluss ist - die "Ice Age"-Reihe war schließlich bereits nach dem zweiten Teil wirklich halbtot, weswegen man da jetzt gerne mal den Stecker ziehen darf... besser zu spät als nie.

Fazit: Langatmiger und ziemlich banaler Abschluss der Animationsreihe. Die Witze zünden nicht, die Charaktere langweilen mittlerweile oder strengen gar an, die Handlung kommt nicht in Schwung. Einige nette Bilder gibt es, Scrat sorgt zwischendurch für ein paar leise Lacher, ansonsten kommt hier aber wirklich nicht mehr viel rum.

Note: 4




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid