Ich habe tatsächlich, und das traue ich mich als selbsternannter Filmfreak, auf diesem Blog kaum öffentlich auszusprechen, noch nie einen Film mit Marilyn Monroe gesehen. Aber stopp, bevor ich nun gesteinigt werde, zumindest ein kurzes Wort der Selbstverteidigung: Ich versuche stets, auch Klassiker nachzuholen, auch wenn sich meine Sehgewohnheiten bereits dem Look der neueren Filme angepasst zu haben. Gerade an wirklich ältere Schinken kommt man heutzutage als Konsument, der zumeist über Amazon Prime, Netflix und das Kino agiert, nur noch schwerer dran. Das Prime-Angebot hatte nun aber tatsächlich Monroes wohl bekanntesten Film in petto... Zeit also, nachzusehen, ob dieser Staub angesetzt hat oder auch heute noch zu begeistern weiß.
MANCHE MÖGEN'S HEISS
Die beiden Musiker Joe (Tony Curtis) und Jerry (Jack Lemmon) haben ein Problem: Zuvor spielten sie in einer Band als Teil eines illegalen Clubs, doch nachdem dieser hochgenommen wurde, stehen sie ohne Arbeit da und werden zu allem Überfluss auch noch von dem ehemaligen Besitzer des Clubs, Gamaschen-Colombo (George Raft) verfolgt, der Verräter entlarven möchte. In Panik heuern die beiden Freunde in einer Damenkapelle an, wofür sie sich, ihres Lebens fürchtend, sogar als Frauen verkleiden. Im Zug geht es dann in Richtung Kalifornien, womit die Schwierigkeiten jedoch erst beginnen, denn Joe verknallt sich Hals über Kopf in die hübsche polnische Sängerin Sugar Kowalczyk (Marilyn Monroe)...
Zu der Zeit ihres größten Erfolges war Marilyn Monroe bereits nicht mehr auf der Höhe ihres Seins. Die Tablettensucht ließen ihre Konzentration schwinden, es gab Konflikte im Team, insbesondere mit Hauptdarsteller Tony Curtis und der Druck seitens ihres Ehemanns Arthur Miller wurde ebenfalls immer größer... dieser legte sich sogar mit Regisseur Billy Wilder an. Ein turbulenter Dreh, der den Film in die Schlagzeilen brachte und schließlich allen Hauptdarstellern einen weiteren Karrieresprung erlaubte, wurde "Manche mögen's heiß" doch hervorragend aufgenommen und gilt auch heute noch als eine der besten Komödien aller Zeiten. Monroe starb nur drei Jahre nach der Uraufführung, was dem Werk einen weiteren Kultstatus verlieh, wenn auch auf etwas morbide Art und Weise.
Von all diesem Klatsch, den Problemen hinter den Kulissen und den privaten Schwierigkeiten der Darsteller und der Crew ist im Film nun aber nichts zu spüren gewesen: Die Schauspieler harmonieren prächtig, man kann sich nie entscheiden, wer denn nun die treibende Kraft ist, sie spielen sich gegenseitig fleißig die Bälle zu. Tony Curtis und Jack Lemmon agieren herrlich mutig - angesichts der Thematik wurde das Werk zur Uraufführung gar ab achtzehn Jahren freigegeben, was heute schier lachhaft erscheint. Doch dies waren nun mal andere Zeiten, Homosexualität oder Transvestiten gehörten noch nicht zum Alltag, waren gar verpönt... wunderbar also, dass sich Curtis und Lemmon so spielerisch über solcherlei Kinkerlitzchen hinwegsetzten.
Besonders das Finale ist ein Wendepunkt in Sachen Tempo und Slapstick, ungemein witzig und für damalige Verhältnisse enorm einfallsreich und flott. Das gilt nicht für den ganzen Film an sich: Im Grunde ruht sich dieser eben über zwei Stunden auf der Pointe der zwei Männer aus, die sich als Frauen verkleiden und keinesfalls auffliegen dürfen. Das ist natürlich für hundertzwanzig Minuten, und wenn Billy Wilder noch so viele Ideen für schmissige Einzelszenen aus dem Hut zaubert, einfach zu wenig, weswegen "Manche mögen's heiß" zwar glänzend unterhält, anschließend aber auch recht fix aus dem Gedächtnis verschwindet.
Die Charaktere bleiben ohne Tiefe, es ist eben eine abgedrehte und lustige Komödie... aber auch keinesfalls mehr. Sicherlich hätte man aus den Figurenkonstellationen noch mehr machen können als Gehampel, Gewimmere und ständiges Verkleiden, und sei dies in Einzelmomenten auch noch so erheiternd. Gerade Monroes Figur birgt im Kern eine angenehme Tragik, der man sich hier jedoch zu wenig widmete... wahrscheinlich fürchtete Wilder, der ohnehin schon teilweise recht langatmige Film würde dabei zu sehr aus allen Nähten platzen. Vielleicht hätte man aber einfach auf eine weitere Slapstick-Szene im Mittelteil verzichtet, um den Charakteren noch ein wenig mehr Konturen zu verleihen. Denn so ist es ein herrliches Werk, mit brillanten Darstellern und einigen Szenen, die zurecht Kultstatus erreichten. In der Gesamtheit betrachtet ist neben klassischen Momenten dann aber auch einiges an Stückwerk mit dabei.
Fazit: Turbulente Komödie mit drei hervorragend aufgelegten Darstellern, sehr witzig, flott und voller herrlicher Ideen. Mit zwei Stunden ist der Klassiker aber auch zu lang geraten und hätte gerne noch ein wenig mehr Charaktertiefe vertragen können, um diese Laufzeit besser zu rechtfertigen.
Note: 3+
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