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Letztendlich sind wir dem Universum egal

Körpertausch-Filme hat es schon in Massen gegeben und nur in den wenigsten Fällen waren diese wirklich lustig. Noch häufiger sind Teenie-Schmonzetten, in denen sich zwei junge Menschen unter zumeist ungewöhnlichen oder tragischen Umständen ineinander verlieben, was zumeist in Sachen Kitsch gewaltig in die Hose geht. Zuletzt gab es mit dem überraschend intensiven und bewegenden "Midnight Sun" aber einen soliden Vertreter, der zeigte, dass man niemals das gesamte Genre verteufeln sollte. Optimistisch ging ich also auch an den originellen Plot von "Letztendlich sind wir dem Universum egal" heran - vielleicht wartete ja auch hier wieder eine positive Überraschung!

LETZTENDLICH SIND WIR DEM UNIVERSUM EGAL


Die Highschool-Schülerin Rhiannon (Angourie Rice) fühlt sich von ihrem Freund Justin (Justice Smith) kaum geliebt... bis dieser eines Tages einen unvergesslichen, romantischen Tag am Strand und im Park mit ihr verbringt. Am nächsten Tag scheint er jedoch wieder in alte Verhaltensmuster zurückzufallen. Schließlich lüftet Rhiannon das Geheimnis - an diesem Tag war ein anderer Mensch, der seit Lebensbeginn jeden Tag in einem anderen Körper aufwacht, ihr wirklicher Freund. Er lebte seinen Tag, wie er es für richtig hielt, war am nächsten Tag jedoch wieder jemand völlig anderes. Erst möchte Rhiannon diese unglaubliche Geschichte nicht glauben, doch dann verbringt sie mehr Zeit mit dem Menschen, der jeden Tag ein neues Gesicht hat... und verliebt sich schließlich in ihn, was neue Probleme ans Tageslicht bringt.

Natürlich liegt auch dieser, immerhin ziemlich originellen, Geschichte eine Buchvorlage zu Grunde, diese stammt von David Levithan. Filmisch bietet sich dieses Spiel, in dem sich eine Schülerin in einen Menschen verliebt, der jedoch an jedem Tag ein anderes Gesicht trägt, natürlich an... leider wird dieses Potenzial aber kaum genutzt. "Letztendlich sind wir dem Universum egal" startete als einziger der dieswöchigen Kinoneustarts in den Top 10 Deutschlands, wurde von der großen Blockbuster-Konkurrenz aber natürlich großflächig überschattet, was vielleicht daran liegen mag, dass Regisseur Michael Sucsy der Thematik zu wenig Reibungsfläche entgegensetzt. 
Einige wirklich nette Ideen hat er (ob diese aus der Buchvorlage stammen, kann ich nicht sagen, da ich dieses nicht gelesen habe), so zum Beispiel das Instagram-Profil, welches die Person, die sich selbst den Namen "A" gegeben hat, führt. Hier verbildlicht sich das unglaubliche Leben eines Menschen, der keine eigene, richtige Identität hat und deswegen in die Körper anderer Leute schlüpfen muss. Auch die Darsteller, allen voran eine sympathische und aufgeweckte Angourie Rice, die mit "Spider-Man: Homecoming" und "The Nice Guys" auch schon mehrfach Blockbuster-Luft geschnuppert hat, machen einen soliden Job... trotzdem springt der Funke nicht über. 
Levithan und Sucsy nutzen den an sich originellen Plot-Aufhänger für Wagenladungen von Romantik-Kitsch, lassen verliebte Blicke austauschen, ordentlich schmachten und flirten. Den interessantesten Punkt untergraben sie dabei ziemlich schnell, wacht "A" doch mehrheitlich in jugendlichen, ziemlich attraktiven Körpern auf, was die Liebesgeschichte somit natürlich schneller und nicht ganz so obskur vorantreibt. Die großflächigsten, körperlichen Flirts finden dabei natürlich auch nur in gut gebauten Körpern ab - so weit, so klischeehaft und durchsichtig. 
Somit plätschert dieses seichte Teenie-Drama über teilweise ziemlich zähe anderthalb Stunden recht ereignislos vor sich hin, gibt seinen Nebencharakteren keinen wirklichen Schwung, lässt sogar die einzige Figur, die halbwegs als Antagonist taugt, flach und schwach agieren... wie das anders geht, zeigt die derzeitig wieder ziemlich erfolgreiche Netflix-Serie "Tote Mädchen lügen nicht". Hier will man aber offensichtlich einfach keinerlei Zuschauer verschrecken, das teils junge Publikum soll einfach nur ordentlich schmachten und angesichts des vorhersehbaren Schlussaktes auch die ein oder andere Rührungsträne vergießen. Das ist niemals wirklich schlecht, angesichts des Potenzials einer skurillen Handlung, die hier vollends glattgebügelt und verkitscht wird, aber schon etwas ärgerlich und führt somit dazu, dass man "Letztendlich sind wir dem Universum egal" schnell wieder vergessen wird.

Fazit: Glattgebügeltes, verkitschtes Teenie-Drama, welches seine originelle, skurille Grundidee leider nur zu durchschnittlichem Geschmachte nutzt. Das Drehbuch macht zu wenig aus dem Aufhänger, der Film kommt nie richtig in Schwung... trotz einiger schöner Ansätze.

Note: 4+




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