Die Fußball-WM 2018 hat begonnen. Und während unsere Jungs zum ersten Mal seit dem Jahr 1994 den Titel tatsächlich verteidigen dürfen (an dieser Stelle sei ihnen dafür natürlich ausdrücklich alles Glück gewünscht), herrscht im Kino Flaute. Die großen Blockbuster müssen warten, bis das sportliche Großereignis im Juli zu Ende gegangen ist, zu groß ist die Angst der Verleiher, dass sie sonst nicht ihre Zuschauer finden werden. "Jurassic World 2" wurde deswegen gar um einige Wochen vorgezogen, läuft bereits in Deutschland, während sich die Amerikaner noch bis Ende Juni gedulden müssen. Und nun werden also vier Wochen lang kleinere Filme gestartet, das Programm ist deswegen aber eigentlich nicht weniger attraktiv... man muss nur etwas genauer hinsehen.
OVERBOARD
Der superreiche Milliardärssohn Leonardo (Eugenio Derbez) ist schon ein ziemliches Arschloch. Unter Fernbleiben von Konsequenzen schmeißt er sogar die Reinigungskraft Kate (Anna Faris) von seinem Boot ins Wasser, inklusive eines teuren Staubsaugers, weil diese ihm keinen Snack holen wollte. Doch die Rache ist auf dem Weg: Während eines Unfalls verliert Leonardo sein Gedächtnis und wacht fernab seines Boots auf. Kate nutzt die Chance, lässt Dokumente fälschen und trichtert dem Milliardär ein, dass sie verheiratet wären. In den nächsten Tagen lässt sie den verwirrten und überforderten Mann den Haushalt schmeißen und Geld für die Miete verdienen, während sie für ihre Krankenschwestern-Prüfung lernt... bis sie schließlich merkt, dass dieser neue Leonardo vielleicht doch gar kein so übler Kerl ist.
Auch diese Geschichte gab es schon, gar unter dem selben Titel, damals noch mit Kurt Russell und Goldie Hawn in den Hauptrollen. Für das Remake (bis kurz vor Kinostart wusste ich gar nicht, dass es sich um eines handelt, da ich von dem Original zuvor noch nie gehört hatte) wurden die Rollen nun getauscht: Der Mann ist der schnöselige Milliardär, der schließlich seine Lektion lernen muss und die Frau die sympathische, toughe Dame aus der Mittelschicht. Ob man das nun politisch korrekter nennen soll oder nicht, bleibt jedem selbst überlassen - zumindest stimmt die Mischung aber und auch die Figurenkonstellation ist gar nicht so übel, wie einen der miese Trailer zuvor denken lassen mochte.
Natürlich darf man bei einer solchen Geschichte nicht zu viel Sinn und Verstand erwarten - denkt man zu lange über die Umstände nach und auch über die Risiken für alle Beteiligten, klappt das gesamte Kartenhaus schneller zusammen als Kate nach dem Sturz vom Boot im kühlen Nass landet. Aber das ist eigentlich nicht so schlimm, möchte "Overboard" doch nichts weiter, als kurzweilige Unterhaltung ohne großartige Tiefen zu bieten, den Zuschauer einige Male zum Lachen zu bringen und ein paar Dickköpfe auf spaßige Art und Weise aufeinanderprallen zu lassen. Natürlich gibt es auch unter diesen sehr einfachen Gesichtspunkten einige Dinge, die stören, so zum Beispiel, dass "Overboard" zwischendrin einige deutliche Längen besitzt und das Tempo nicht gleichmäßig hochgehalten werden kann. Auch der Inszenierung von Rob Greenberg fehlt es an wirklichem Schwung, ein großartiges Gespür für Kameraarbeit bringt er kaum mit und auch der düdelige Soundtrack gefällt nicht wirklich.
Und trotzdem hat man immer wieder Spaß, was insbesondere zwei Faktoren zu verdanken ist, die beide überraschen. Zum einen gelingt dem Film das Kunststück, im späteren Verlauf (da, wo Komödien ja meistens schwächer weil immer schmalziger werden) besser zu werden. Er verliert seinen Schwung nicht und liefert immer wieder einige herrliche Slapstick-Einlagen oder starke Wortgefechte - Highlights sind dabei Leonardos Arbeitsstunden beim Bau eines Swimmingpools, wobei er wunderbar mit den dortigen Männern agiert.
Die zweite Überraschung ist die Wahl des Hauptdarstellers, die hier sehr gut funktioniert. Wirkt Eugenio Derbez zu Beginn noch wie die ungemein nervige und überzeichnete Version eines schmierigen Waschlappens, so schafft der Schauspieler es später, seiner Figur einiges an Gewicht zu verleihen. Herausragend ist dabei sein abnormal witziges Mienenspiel, wobei er aber auch in einfühlsameren Momenten nichts an naivem Charme einbüßt und die Zuschauer voll auf seiner Seite hat. Kein Wunder, dass der Rest der Besetzung, darunter Anna Faris, "Die Mumie"-Star John Hannah und Eva Longoria, hier deutlich zurückstecken müssen. In den letzten fünf Minuten verzeiht man "Overboard" dann angesichts des letztendlich doch wieder hohen Tempos und der zumindest sehr soliden Gag-Qualität dann eine gigantische Tonne von Schmalz und Kitsch, die doch etwas unwohl wirkt... und freut sich über einen an sich durchschnittlichen, dann aber doch irgendwie spaßigen Film, den man so vielleicht auch nicht erwartet hat.
Fazit: Charmante Komödie, die etwas langsam anläuft, später aber überraschend gute Gags und einen herausragend agierenden Hauptdarsteller aufbietet. Man mag dem Werk manch eine schmalzige Szene und auch einige Längen vorhalten, Spaß hat man aber irgendwie trotzdem.
Note: 3
Natürlich darf man bei einer solchen Geschichte nicht zu viel Sinn und Verstand erwarten - denkt man zu lange über die Umstände nach und auch über die Risiken für alle Beteiligten, klappt das gesamte Kartenhaus schneller zusammen als Kate nach dem Sturz vom Boot im kühlen Nass landet. Aber das ist eigentlich nicht so schlimm, möchte "Overboard" doch nichts weiter, als kurzweilige Unterhaltung ohne großartige Tiefen zu bieten, den Zuschauer einige Male zum Lachen zu bringen und ein paar Dickköpfe auf spaßige Art und Weise aufeinanderprallen zu lassen. Natürlich gibt es auch unter diesen sehr einfachen Gesichtspunkten einige Dinge, die stören, so zum Beispiel, dass "Overboard" zwischendrin einige deutliche Längen besitzt und das Tempo nicht gleichmäßig hochgehalten werden kann. Auch der Inszenierung von Rob Greenberg fehlt es an wirklichem Schwung, ein großartiges Gespür für Kameraarbeit bringt er kaum mit und auch der düdelige Soundtrack gefällt nicht wirklich.
Und trotzdem hat man immer wieder Spaß, was insbesondere zwei Faktoren zu verdanken ist, die beide überraschen. Zum einen gelingt dem Film das Kunststück, im späteren Verlauf (da, wo Komödien ja meistens schwächer weil immer schmalziger werden) besser zu werden. Er verliert seinen Schwung nicht und liefert immer wieder einige herrliche Slapstick-Einlagen oder starke Wortgefechte - Highlights sind dabei Leonardos Arbeitsstunden beim Bau eines Swimmingpools, wobei er wunderbar mit den dortigen Männern agiert.
Die zweite Überraschung ist die Wahl des Hauptdarstellers, die hier sehr gut funktioniert. Wirkt Eugenio Derbez zu Beginn noch wie die ungemein nervige und überzeichnete Version eines schmierigen Waschlappens, so schafft der Schauspieler es später, seiner Figur einiges an Gewicht zu verleihen. Herausragend ist dabei sein abnormal witziges Mienenspiel, wobei er aber auch in einfühlsameren Momenten nichts an naivem Charme einbüßt und die Zuschauer voll auf seiner Seite hat. Kein Wunder, dass der Rest der Besetzung, darunter Anna Faris, "Die Mumie"-Star John Hannah und Eva Longoria, hier deutlich zurückstecken müssen. In den letzten fünf Minuten verzeiht man "Overboard" dann angesichts des letztendlich doch wieder hohen Tempos und der zumindest sehr soliden Gag-Qualität dann eine gigantische Tonne von Schmalz und Kitsch, die doch etwas unwohl wirkt... und freut sich über einen an sich durchschnittlichen, dann aber doch irgendwie spaßigen Film, den man so vielleicht auch nicht erwartet hat.
Fazit: Charmante Komödie, die etwas langsam anläuft, später aber überraschend gute Gags und einen herausragend agierenden Hauptdarsteller aufbietet. Man mag dem Werk manch eine schmalzige Szene und auch einige Längen vorhalten, Spaß hat man aber irgendwie trotzdem.
Note: 3
Kommentare
Kommentar veröffentlichen