Direkt zum Hauptbereich

Operation Anthropoid

Während der Zeit des Dritten Reichs und dem wohl schrecklichsten Massenmord in der Geschichte der Menschheit zogen sich die Menschen nicht ausschließlich zurück, das Schlimmste abwartend. Die Geschichte erzählt auch in den europäischen Reihen von etlichen mutigen Männern und Frauen, die bereit waren, ihre Leben zu riskieren und zu opfern, um den Nazis empfindliche Schläge zu versetzen. Diesen Operationen und Attentaten wurde bereits mehrfach filmisch gehuldigt, unter anderem zum Beispiel im leider nicht gänzlich überzeugenden "Operation Walküre". Sean Ellis' Thriller schlägt in eine ähnliche Kerbe, denn auch hier ist leider kein gänzlich packender Film herumgekommen...

OPERATION ANTHROPOID


Im Jahr 1942 werden die beiden Rebellionskämpfer Josef Gabcik (Cillian Murphy) und Jan Kubis (Jamie Dornan) per Fallschirm über dem von den Nazis eingenommenen Prag abgeworfen. Dort sollen sie sich mit dem Mittelsmann in Verbindung setzen und anschließend ein Attentat auf Reinhard Heydrich (Detlef Bothe) durchführen. Dieser trägt bereits den grauenvollen Titel "Der Henker von Prag" und sitzt in der Nazi-Hierarchie direkt hinter Hitler und Himmler. Während Gabcik das Attentat nach wie vor durchführen will und sich auch von etwaigen Risiken nicht abbringen lässt, kommen Kubis jedoch erste Zweifel. Wie reagieren die Nazis auf den Tod eines ihrer wichtigsten Hauptmänner? Werden sie sich an Prag rächen? Und wie sicher sind die Menschen, die Gabcik und Kubis versteckt halten und ihnen Unterstützung gewähren?

In Deutschland wurde der Thriller, der natürlich auch auf einer wahren und historisch bedeutsamen Begebenheit beruht (immerhin verbündete sich Winston Churchill nach den Ereignissen mit der Tschechoslowakei im Kampf gegen die Nazis) nur auf DVD und Blu-Ray veröffentlicht - erstaunlich, wenn man bedenkt, dass mit dem Thema rund um das Dritte Reich doch gerade hierzulande immer wieder viele Zuschauer angelockt werden. Vielleicht ist man sich des Themas aber auch irgendwann überdrüssig und nach dem sehr überschaubaren Erfolg in den USA hat man es dann doch lieber seingelassen und die Leinwände für sicherere Filme freigehalten... man kann nun auch nicht sagen, dass es den Kinos geschadet hat oder dass ihnen dabei eine Perle entgangen wäre. 
Regisseur Sean Ellis hat sein Werk zwar inszenatorisch solide im Griff und ihm gelingen auch immer wieder einzelne Szenen, die in Sachen Härte und auch Spannung hervorstechen, über zwei Stunden Laufzeit hält er dies aber keineswegs durch. Während der ersten Hälfte kommt "Operation Anthropoid" dabei nur recht schwer in Gang, denn trotz der historischen Bedeutsamkeit seines Stoffes unterscheidet sich der Plot eben doch nur auf recht marginale Weise von anderen Filmen dieses Genres, so zum Beispiel von Bryan Singers "Operation Walküre". Wirklich spannend wird es erst später, zuvor beschäftigt man sich mit der Planung des titelgebenden Attentats, was letzten Endes nicht ganz so viel bringt, schlägt die Geschichte ab diesem Zeitpunkt doch ohnehin weitere Haken, die eine solch langwierige Vorbereitung in dramaturgischer Hinsicht eher unnütz machen. 
Natürlich braucht der Film aber auch Zeit, um seine Charaktere in Position zu bringen, doch auch hier wirkt alles merkwürdig unentschlossen. Gerade Jamie Dornan, der sicherlich versuchte, sich mit dieser Rolle von seinem Image aus den "Fifty Shades of Grey"-Filmen abzuheben, bleibt als Jan Kubis merkwürdig blass. Man kann nicht behaupten, dass er sich nicht bemühen würde, doch fehlt es ihm gerade im direkten Vergleich mit seinem wesentlich stärkeren und mit mehr Präsenz gesegneten Kollegen Cillian Murphy doch deutlich an Ausstrahlung und Kraft. Das Drehbuch sorgt dann auch abseits der beiden Protagonisten für einige Schocks, bezieht die Elektrizität aber eher durch seine Bilder und durch seine überraschende Härte... und auch hier steht der Film dann selbstverständlich deutlich im Schatten von wesentlich intensiveren Stoffen wie Steven Spielbergs "Schindlers Liste" oder Roman Polanskis "Der Pianist"
Das alles macht aus "Operation Anthropoid" sicherlich keinen schlechten Film, er wirkt nur irgendwie ziellos... nach einem langsamen Start folgt eine wesentlich bessere zweite Hälfte und ein lauter Showdown, der intensiv inszeniert ist, sich aber letztendlich doch etwas zu lange in Maschinengewehrfeuer suhlt. Der emotionale Punch fehlt, da einem die Figuren nicht nah genug gebracht werden. Regisseur Sean Ellis kann man dabei wenig anlasten, denn er macht das Beste aus dem mittelmäßigen Skript... letztendlich also ein Film, der keine verschwendete Zeit ist und einige Momente beachtlicher Intensität bietet, der in der Geschichte des Kinos aber von keiner großen Bedeutsamkeit sein wird.

Fazit: In der ersten Hälfte beißen sich Längen mit einer nur schwer in Gang kommenden Geschichte, später hält die intensive Inszenierung nicht mit Jamie Dornans blasser Leistung mit. Es gibt starke Einzelmomente und es wird auch spannend, über zwei Stunden packt diese actiongeladene Geschichtsstunde aber leider nicht.

Note: 3-



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se