Kurzfilme sind oftmals aus gutem Grund eben "nur" Kurzfilme - die ausgewählte Handlung gewinnt oft durch die begrenzte Laufzeit und ist gar nicht für einen abendfüllenden Spielfilm ausgemacht. Deswegen scheitern viele Werke, die sich an einem Kurzfilm orientieren und diesen nun zu einer Langfassung aufblasen, oftmals am Plot, der für solch eine Laufzeit eben zu dünn ist. Natürlich bestätigen Ausnahmen die Regel und oftmals kann eine Geschichte, die in wenigen Minuten nur klein und ohne Ecken und Kanten erzählt werden könnte, mit wesentlich mehr Zeit auch profitieren. "#9" gehört allerdings nicht dazu, da man dem Animationsfilm, der hier unter anderem auch von Tim Burton mitproduziert wurde, doch immer wieder anmerkt, dass der Plot zwar enormes Potenzial für eine epische Dystopie besitzt, im Kern aber doch nicht genug vorhanden ist, um damit selbst schmalere siebzig Minuten zu füllen.
#9
Die Menschheit wurde ausgelöscht. Nach einem schier apokalyptischen Gefecht, während welchem "Die Maschine" ihren Krieg gegen sämtliche Lebewesen ausweitete, gleicht die Welt einem Schutthaufen. Einzig neun Puppen sind aus mysteriösen Gründen noch immer oder gerade deswegen am Leben, müssen sich jedoch in der Apokalypse ständig auf Angriffe von den bösen Robotern gefasst machen, die lauernd durch Feuer und Dreck ziehen. In dieser Zeit erwacht "9" aus einem tiefen Schlaf und trifft mit den anderen, zurückgebliebenen Puppen zusammen. Dabei legt er sich mit deren Anführer "1" an, um gefangene Puppen zu retten und den Kampf gegen die Maschine voranzutreiben... wobei er aber auch all die Puppen in Gefahr bringt, die "1" zuvor durch sein Verstecken erfolgreich beschützen konnte.
Nein, "9" ist definitiv nichts für Kinder und fürsorgliche Eltern sollten die vollkommen gerechtigte FSK-Freigabe von 12 Jahren definitiv nicht ignorieren, nur weil es sich hier ja ganz eindeutig um einen Animationsfilm handelt. Dass dieses Genre eben auch nicht familienfreundlich sein kann, dürfte jedem spätestens seit "South Park" oder "Sausage Party" klar sein, das hier Gezeigte geht aber noch mal in eine andere Richtung. Humor muss man hier nicht suchen, denn man wird ihn nicht finden und schon in den ersten Minuten, wenn der Film uns in düsteren Bildern und ziemlich eindeutigen Gewaltpassagen aufzeigt, wie hier die Menschheit nach und nach ausgelöscht wurde, ist ganz klar, dass sich der Film nicht zwingend nur an Erwachsene, aber zumindest schon gefestigtere Persönlichkieten widmet.
Das und die zweifelsohne brillante Optik, die trotz des schmalen Budgets von nur 30 Millionen Dollar (für einen Animationsfilm ist das tatsächlich wenig) einige wunderbare Bilder hervorzaubert und besonders erfrischend mit der finsteren Farbpalette spielt, können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich bei "9" schlichtweg um keinen guten Film handelt... und das liegt eben besonders daran, dass hier der schmale Plot, der einst eben ein Kurzfilm war, hier nun auf Spielfilmlänge ausgewalzt wird. Obwohl er nur 78 Minuten lang ist (und da ist der Abspann schon mit einberechnet) und über die Geschichte seiner Dystopie und einige Mysterien eigentlich genug Stoff für seine Erzählung hatte, kommt dabei erstaunlich wenig Plot herum. Rund die Hälfte des Films geht für aufwändige, sicherlich optisch eindrucksvolle, aber letztlich doch etwas zu ausgedehnte und viel zu viel Zeit in Anspruch nehmende Actionszenen drauf. Immer wieder schleppt sich ein gigantischer Roboter aus dem Nebel, immer wieder nehmen die Männchen den Kampf gegen die Ungetüme auf. Dass man hier versucht, den eigentlichen Plot zu strecken, fällt alsbald sehr stark auf, vor allem, wenn man sich die handelnden Protagonisten mal näher anschaut.
Keiner von ihnen, weder der im Original von "Deep Impact"-Star Elijah Wood gesprochene Titelheld noch der grantige Anführer oder das toughe, einzig weibliche Mitglied der Truppe kommen über solcherlei knappe Beschreibungen hinaus und insbesondere die internen Konflikte in der Gruppe werden so halbherzig und banal angesprochen und wieder abgehakt, dass man diese eigentlich auch gänzlich hätte streichen können. Noch dazu sorgen gerade diese Nebenplots für einige echte Handlungslöcher, wenn der grantige Anführer, hier natürlich "1" genannt, immer wieder die Angst vor den Maschinen anspricht und sich dabei auf die ständigen Tode in seinen Reihen bezieht... angesichts dessen, dass die meisten von ihnen zu Beginn der Handlung aber noch am Leben sind, ein eher nichtiger Ansatz.
Und so vieles bleibt hier eben auch darüber hinaus ebenfalls nichtig, von der kaum behandelten Apokalypse und deren Hintergründen über die zwar gruselig aussehenden und ziemlich brutal vorgehenden, ansonsten aber formlosen Antagonisten bis hin zum verschwurbelten und in dieser Hinsicht ziemlich unbefriedigenden Schlussakt. Somit setzt man sich hier zwischen alle Stühle und liefert einen Film, der angesichts des rasanten Actionanteils eigentlich eher für Kinder gedacht sein müsste, diese aber aufgrund seiner Härte, seiner düsteren Atmosphäre und des vollständigen Fehlens von Humor absolut abschrecken wird. Für wen "9" dahingehend dann noch geeignet ist... das vermag ich auch nicht so recht zu sagen.
Fazit: Dass "9" zuvor ein Kurzfilm war, merkt man dem Plot an, denn trotz nur 78 Minuten gerät dieser enorm flach, wird quasi von dauerhaften Actionszenen beherrscht. Die Charaktere bleiben Staffage, Erwachsene werden sich daher trotz düsterer Atmosphäre eher langweilen, während Kinder hier aufgrund der Härte der Erzählung keinesfalls einschalten sollten.
Note: 4
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