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Die fast vergessene Welt

Ich habe mir eigentlich vorgenommen, mich nicht mehr über Filme, die zumindest erwartungsgemäß schlecht ausfallen, aufzuregen. Man rechnet bereits mit wirklichem Müll und bekommt diesen dann auch - abhaken und weitermachen, das sollte die Devise sein. Und generell machen mich schlechte Filme auch nicht wütend, sie können ja sogar einen Zweck erfüllen: Dass wir die im Vergleich wesentlich besseren Werke einfach stärker schätzen können. Manchmal ist Aufregung aber doch angebracht. Wenn ein Film beispielsweise unglaublich schlecht ist, obwohl er so viel besseres Potenzial gehabt hätte. Oder wenn, wie im hier vorliegenden Fall, das Werk sich nicht damit zufriedengibt, einfach nur schlecht zu sein und es damit gutsein zu lassen, sondern einfach noch einige weitere Ärgernisse obendrauf setzt...

DIE FAST VERGESSENE WELT


Seit Jahren ist der etwas schusselige Paläontologe Dr. Rick Marshall (Will Ferrell) überzeugt davon, Zeitsprünge erforschen zu können, wird wegen seiner Theorien jedoch allerorts belächelt. Eines Tages gelingt es ihm jedoch, einen sogenannten Tachyonen-Verstärker fertigzustellen... und dieser befördert ihn, seine Kollegin Holly (Anna Friel) und den Reiseführer Will Stanton (Danny McBride) sogleich in eine andere, schier unglaubliche Welt. Darin treiben gefräßige Dinosaurier, gruselige Eingeborene und andere Gefahren ihr Unwesen. Auf der Suche nach einem Weg zurück in die Heimat müssen die drei Kumpanen sich durch etliche Bedrohungen kämpfen...

Basieren tut dieser Film auf einer mäßig bekannten Abenteuerserie, die schon in den 70ern im Vormittagsprogramm für die Kids lief. Warum man daraus nun einen abendfüllenden Spielfilm für die heutige Generation heranzüchten musste, der auch noch unglaubliche 100 Millionen Dollar in der Produktion verschlang, das ist durchaus eine berechtigte Frage. Wahrscheinlich rechneten die Macher rund um "Casper"-Regisseur Brad Silberling aber auch einfach mit der zumindest in den USA durchgehenden Zugkraft ihres Hauptdarstellers, weswegen sie den Film auch zu weiten Teilen genau auf ihn zuschnitten. Das Wagnis ging allerdings nicht auf, "Die fast verlorene Welt" entwickelte sich im Jahr 2009 zu einem der kollossalsten Kinoflops und wurde auch von Kritikern und Zuschauern weitestgehend abgestraft.
Und das durchaus zurecht, denn für einen wirklich miesen Film ist eben alles dabei: Ungemein schlechte, visuelle Effekte, welche den gesamten Film wie ein Studio aussehen lassen; nerviger Fäkalhumor, bei dem aber auch ja kein Gag zündet; chargierende Hauptdarsteller, die sich selbst demontieren; eine vollkommen nichtige Handlung, die nur von einem billigen Setpiece zum nächsten führt; und obendrauf noch ungemein unsympathische Charaktere, denen man schnell eine Verspeisung durch den gefräßigen Tyrannosaurus herbeiwünscht. Nun kann man all diesen Kritikpunkten natürlich entgegnen, dass man solcherlei Dinge bei einem Film wie diesem zu erwarten hat und das ist allgemein ja auch richtig. Auch, dass die CGI-Effekte zumindest zum Teil absichtlich verschlechtert wurden, um sich dem Charme der Original-Reihe zu beugen, kann man so noch durchgehen lassen - und die tumben Puppen, die hier bei dem eingeborenen Fischvolk zum Einsatz kommen, kann man irgendwie glatt noch als charmant bezeichnen.
Aber solcherlei Probleme sind hier wenn überhaupt noch die Kleinsten und ich würde sie einem Film wie diesem auch kaum zur Last legen, waren sie doch auch schon im Trailer ersichtlich. Schwerer wiegt da schon die Tatsache der ungemein geringen, komödiantischen Qualität - wenn eine Komödie nicht lustig ist, ist nämlich wirklich etwas schief gelaufen. Silberling verlässt sich hier einzig und allein darauf, seine Darsteller durch billige Kulissen hetzen zu lassen, zumeist schreiend und brüllend. Zwischendrin darf sich einer dann noch mit einer ganzen Flasche Saurierurin übergießen (zweimal natürlich, denn das ist dann doppelt so lustig, einfache Mathematik) und ein Neandertaler greift Ferrell mehrfach ungeniert ans Glied. Aber nun gut, solch stumpfen Humor durfte man erwarten und es wäre nun mehr als simpel, "Land of the Lost" einfach als ungemein miese Trash-Gurke abzustreifen.
Leider wird der Film in Bezug auf die Klischees seiner Figuren aber einfach noch viel ärgerlicher. Die von Will Ferrell und "Ananas Express"-Star Danny McBride gespielten Männer sind ungemeine Unsympathen, denn wo Ferrell, der hier glatt noch als Held ausgebaut werden soll, nicht nur eine echte Pfeife, sondern auch ein Schowinist ist, so entpuppt sich McBrides Will Stanton als regelrechter Sexist. Dass ein Kerl, der zuvor noch einer Frau an die Brüste grapschte oder ihr sexuelle Lust versprach, wenn sie mit ihm eine Bootstour beginnt, nur wenige Minuten später, nachdem er das weibliche Geschlecht auf die körperlichen Merkmale reduziert hat, als sympathischer Sidekick etabliert werden soll, ist schlichtweg dummdreist und falsch. Natürlich kann man solcherlei Momente als nichtig abtun, aber diese sind eben auch sehr auffällig und machen "Land of the Lost" somit zu einem noch schlechteren Film, als er es überhaupt schon ist.

Fazit: "Land of the Lost" ist furchtbar albern, unlustig, technisch trotz des hohen Budgets unzumutbar und eine vollkommen hohle Angelegenheit ohne Hirn oder Anstand. Und als würde solch ein Mumpitz nicht reichen, legt man die Hauptcharaktere auch noch so unsympathisch und unnahbar an, dass dem Zuschauer wirklich jede gute Laune im Keim erstickt wird.

Note: 6+





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