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Eat Pray Love

Viele sagen, es gäbe spezielle Filme für Frauen und welche für Männer. Von solcherlei Aussagen distanziere ich mich bereits, seit ich denken kann und eigentlich sollten wir alle mittlerweile endlich in der Zeit angekommen sein, in welcher in Sachen Medien nicht einfach spezielle Werke "nur für Frauen" oder "nur für Männer" gemacht werden, nicht mal in einer speziellen Zielgruppe. Denn genauso wenig wie Frauen einfach nur in die Küche gehören oder Männer mit einer Bierflasche vor den Flatscreen, genauso wenig sollten nur Frauen die "Twilight"-Reihe genießen oder nur Männer den neuen Abenteuern der "Transformers" folgen können. Filmgeschmack ist keine Geschlechterfrage, sondern eine ganz Persönliche, eben unabhängig vom Geschlecht. Und deswegen schaue ich ebenso gerne die neuen Filme des Marvel Cinematic Universe als auch eine herzerwärmende Romantic Comedy. Oder eben "Eat Pray Love" aus dem Jahr 2010, auch wenn der filmische Genuss bei dieser Sichtung doch eher in Grenzen geblieben ist...

EAT PRAY LOVE


Die Autorin Liz Gilbert (Julia Roberts) hadert mit ihrem kompletten Leben. In der Ehe mit ihrem Mann Steven (Billy Crudup) fühlt sie sich unwohl und hat darüber hinaus das Gefühl, viel zu wenig aus ihrer begrenzten Zeit zu machen, immer nur auf andere Menschen zu achten und nicht auf den eigenen Selbstwert. Schließlich fasst sie einen Entschluss, verlässt Steven und macht sich auf eine große, mehrmonatige Reise über Italien, Indien und schließlich nach Bali auf, um wieder mehr in Einklang mit sich selbst zu kommen. Auf diesem spirituellen Abenteuer lernt sie nicht nur fremde Kulturen und Sprachen kennen, sondern findet auch Freunde fürs Leben, bis sie schließlich lernt, was es heißt, sein Leben so richtig auszukosten.

Nun gut, ein zentrales Thema dieses Films ist Religion. Das wusste ich vorher schon und eigentlich hätte ich daher damit rechnen müssen, dass mich der Fokus auf dieser Thematik eher anfremdet. Ich akzeptiere und respektiere jeden Glauben in der Welt, sofern dieser nicht dazu genutzt wird, anderen Menschen zu schaden oder ihnen Hass entgegenzubringen, für mich selbst habe ich mit Religion aber nur wenig am Hut und habe auch keine Verbindung zu spirituellen Reisen. Trotzdem wollte ich mich auf "Eat Pray Love", den ich 2010 bereits im Kino sah, von dem bis heute aber nichts wirklich hängengeblieben ist (mit achtzehn Jahren war ich vielleicht noch etwas zu jung, um so richtig in die Thematik einzutauchen), einlassen... wirklich gelungen ist mir das allerdings nicht. 
Das Gros der internationalen und nationalen Kritiker gab mir da übrigens Recht, denn bei denen fiel der Film von Regisseur Ryan Murphy beinahe vollständig durch. Und das ist verständlich, denn obwohl die allgemeine Message des Films eine schöne und wichtige ist, verpasst er es beinahe vollständig, eben dieser auch glaubwürdiges Gewicht zu geben. "Eat Pray Love" schwelgt in traumhaften Bildern, verbindet diese aber nicht unbedingt mit einer erhellenden Geschichte. Stattdessen erfindet Liz ihr Leben neu, indem sie Spaghetti isst, auf ihre Pfunde (welche denn?) pfeift, meditiert und lernt. 
In der reinen Dramaturgie ist das etwas schwach auf der Brust und dennoch verneigt sich der Film, obwohl er locker auch von den Massen hätte wegschwimmen können, arg dem Mainstream. Hüben wie drüben versteckt man sich nämlich vor den wahren, schweren Problemen oder wischt diese mit einem charmanten Lächeln weg. Themen wie Missbrauch, Krankheit und Selbstfindung werden angesprochen, aber niemals wird in ihnen tief genug gebohrt, alsdass man meinen könnte, hier noch wirklich etwas zu lernen. Stattdessen stellt man mit der Autorin Liz Gilbert eine Figur in den Fokus, die weniger durch ihre straffe Charakterisierung als durch die solide Performance von Julia Roberts gefällt. Der Film ist dabei mehr seiner Starpower als einer glaubwürdigen oder spannenden Charakterentwicklung verpflichtet und versteckt sein Herz und seine Seele viel zu oft hinter den zu perfekten Bildern und Roberts' blitzendem Lächeln. 
Wenn dieser Trip dann auch noch 140 Minuten geht, ist man geneigt zu glauben, dass auch Ryan Murphy gar nicht so genau wusste, was er hier nun erzählen will. Denn wo er über zwei Stunden lang davon spricht, dass Selbstfindung auch bedeuten kann, dass man vor allem mit sich selbst glücklich werden muss, da ist das Happy End vor dem Sonnenuntergang (natürlich!) doch ein kleiner Hohn. Aber gut, Fans wird der Film sicherlich irgendwo haben, diese sind aber mit der mir verschlossenen Thematik eher vertraut, finden leichter einen Zugang. Wobei auch diese angesichts der Oberflächlichkeit, mit der man sich hier Themen wie Meditation und Spiritualität widmet, etwas sauer aufstoßen könnte, denn auch hier geht man eben nicht viel tiefer als ein paar Kalendersprüche aufzusagen. Die wenigen Highlights kann man daher an einer Hand abzählen: Zu denen zählt eine knackige Performance von "Shape of Water"-Star Richard Jenkins oder auch ein sehr bewegender Moment im letzten Drittel... auch wenn dieser weder akkurat vorbereitet noch letztendlich passend ausgespielt wird.

Fazit: "Eat Pray Love" möchte wesentlich mehr sein, als er letztendlich ist und bleibt selbst bei Themen, zu denen ein Zugang nicht immer leicht zu finden sein könnte, seltsam oberflächlich. Der Film wirkt eher wie ein Urlaubskatalog und wird den eigenen Fässern, die er hier öffnet, viel zu selten gerecht.

Note: 4


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