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Tammy - Voll abgefahren

Mir fallen tatsächlich nur wenige Schauspielerinnen ein, wo die Diskrepanz zwischen schlechten und guten Filmen so groß ist wie bei Melissa McCarthy. Dass sie, wenn man sie mal richtig von der Leine lässt, ein schieres Genie in Sachen Comedy ist, mag eigentlich niemand mehr wirklich bezweifeln und trotzdem hat sie in ihrer Laufbahn bereits so manch eine Komödie gedreht, die man sich wirklich nur mit ganz viel Alkohol ansehen kann. Und dann hat sie daneben auch noch ganz starke Filme wie "St. Vincent" gedreht, auf den dann wieder unsägliche Werke wie "Hangover 3" oder "The Happytime Murders" folgten. Man weiß also, dass McCarthy es eigentlich total draufhat, leider wird sie aber immer wieder in solch furchtbare Drehbücher gesteckt, dass sie irgendwo noch immer als die dicke Prollo-Frau verschrien ist, über die wirklich nur die ganz Dummen lachen. "Tammy" aus dem Jahr 2014 unterstreicht diese Fehleinschätzung leider und dürfte dabei sicherlich zu den schlechtesten Filmen gehören, die McCarthy je gemacht hat und in Zukunft noch machen wird...

TAMMY - VOLL ABGEFAHREN


Sie hat eine echte Pechsträhne: Am selben Tag verliert die tollpatschige Tammy Banks (Melissa McCarthy) ihren Job in einem Fastfood-Restaurant und erwischt gleich darauf ihren Mann Greg Nat Faxon) mit der süßen Nachbarin Missi (Toni Collette). Tammy hat die Nase voll und beschließt, ihre Heimat hinter sich zu lassen. Ihre Großmutter Pearl (Susan Sarandon), Alkoholikerin und auf etliche Medikamente angewiesen, schließt sich dem Plan an und gemeinsam beginnen sie eine chaotische Reise durch die USA, an deren Ende die Ankunft an den Niagara-Fällen stehen soll. Dabei rauschen die beiden durch Höhen und Tiefen in ihrer ohnehin angeschlagenen Familienbeziehung und müssen so manch ein Hindernis überwinden, um nicht im Gefängnis zu landen oder gar ihr ganzes Leben zu verunstalten... oder das, was davon noch übrig ist.

Eigentlich besitzt "Tammy" viel zu viele Dinge, über die man sich angesichts der furchtbaren Qualität dieses ungemein dummen und aufdringlichen Streifens aufregen müsste. Mittlerweile bin ich aber dazu übergegangen, mich bei Filmen, die so oder so schon so eklatant schlecht sind, nicht mehr über die Dinge auszulassen, die unter der Oberfläche schlummern - immerhin ist oben schon so viel kaputt, dass man nicht mehr hoffen müsste, da zwischen den Zeilen noch irgendetwas zu entdecken, was eine Sichtung lohnen würde. Der Film verliert im Grunde schon früh die einzige Hoffnung, die ich zuvor überhaupt an diesen angelehnt hatte und das ist seine erstaunliche Starbesetzung. Ich dachte mir, wenn so viele große Namen in kleinen und großen Rollen dabei sind, müsste doch irgendwas dran sein an diesem Film, der von Kritikern zerrissen und 2015 (vollkommen zurecht) gar für zwei goldene Himbeeren nominiert wurde. 
Aber nein, am Ende bleibt da eher das große Fragezeichen hinter der Frage, wieso sich so glorreiche Namen wie Susan Sarandon, Kathy Bates oder Dan Aykroyd für so einen Schund hergeben. "Taffe Mädels"-Star Melissa McCarthy ist wie gewohnt voll in ihrem Element, nur leider diesmal nicht in positiver Hinsicht: Sie kennt keine Scham, sie quasselt, flucht und stolpert, ohne jedoch diesmal irgendeine komödiantisch wertvolle Dynamik zu erreichen. Was die Nebendarsteller neben ihr da tun, grenzt allerdings an Arbeitsverweigerung oder schlichtweg an Verletzung des Zuschauers. Es tut einfach weh, diese großen Schauspielerinnen zu sehen, wie sie sich mühselig für schwammige Gags zurechtkalauern, da man einfach weiß, dass sie es nicht nötig hätten, sich für so einen Dreck herzugeben. 
Susan Sarandon wirkt dahingehend eben auch vollkommen verloren und scheint sich mit fortschreitender Laufzeit einfach dem Prollo-Ton anzupassen und alles, was sie zuvor gelernt hat, über Bord zu werfen. Noch viel schrecklicher ist jedoch der Auftritt der großen Kathy Bates, die hier in einer Rolle als Vorzeige-Lesbe irgendwie die warnende Stimme der Vernunft sein soll, aber auch nur für ein paar laue Gags hervorgeholt wird, um anschließend wieder McCarthy und Sarandon das Feld zu überlassen. Und wenn sich dann selbst die oscarnominierte Toni Collette, eine der talentiertesten Schauspielerinnen ihrer Generation, für eine winzige Nebenrolle hergibt, in der sie noch nicht mal wirklich etwas tut, dann merkt man, dass hier wirklich etwas schiefgelaufen ist. Man könnte sich noch weiter aufregen über die Nichtigkeit einer Handlung, die einfach nur so dahinläppert und eigentlich nichts zu erzählen hat... es sei denn, man hält das ständige Reinschippern von Tammy und ihrer dauersaufenden Großmutter in irgendwelche wirren Hindernisse für eine Art von Plot.
Man kann sich aufregen über die unpassenden Glückskeks-Weisheiten in Form von "Leb dein Leben" oder "Sei so wie du bist", die einem der Film nach einem wahren Gag-Marathon ohne einen einzigen Lacher am Ende noch um die Ohren haut. Oder über eine vollkommen unglaubwürdige Liebesgeschichte. Über die überzeichneten Klischees, die unsympathischen Hauptfiguren (deren größtes Hobby es ist, Sachen von Theken zu werfen, wenn sie den Arbeiter dahinter nicht mögen), die ohnehin vollkommen albernen Gags und die maue Inszenierung. Aber das ist die Energie eigentlich nicht wert, weswegen man "Tammy" in dieser Hinsicht mit wahrer Ignoranz strafen sollte. Man sollte die Energie höchstens für einige Gebete verwenden, in denen man bittet, dass Sarandon, Bates und Co. immer genug Geld auf dem Konto haben möchten, damit sie nie wieder versucht sind, in so einem Schund mitzuspielen.

Fazit: Erwartungsgemäß ist "Tammy" eine furchtbar dumme, unlustige, veralberte und grausam schlecht zurechtgeschriebene Prollo-Komödie. Geistlose Messages, schmerzhaft verdummte Stars, die sich offensichtlich nicht zu schade waren und ein nichtiger Plot führen in einen Film, der wirklich nur schwer auszuhalten ist.

Note: 5-




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