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Das perfekte Verbrechen

Manch einer bescheinigt dem Schauspielstar Anthony Hopkins, Oscarpreisträger und Darsteller solch kultiger Filmfiguren wie Dr. Hannibal Lecter oder Professor Abraham van Helsing, eine ziemlich unglückliche Rollenauswahl in den letzten Jahren seiner Karriere. Wirft man einen Blick in seine Filmografie, kommt man nicht umhin zu sagen, dass das irgendwie stimmt. Man findet dort die durchaus unterhaltsamen und für das Marvel Cinematic Universe unabdinglichen "Thor"-Filme, aber auch klaren Schund wie den furchtbaren fünften "Transformers"-Film, den Mystery-Trash "Die Vorsehung"oder den in Köln gedrehten, ziemlich überzeichneten Actioner "Collide". Ein wenig traurig denkt man da an die Zeiten zurück, als Hopkins noch ganz klar für großes Schauspielkino stand und 2007 durfte man recht aufgeregt sein, als es hieß, dass er in einem leisen und feinen Justiz-Thriller auftreten würde. Und tatsächlich glänzt er hier in einem starken Ensemble wie auf seine jungen Tage, auch wenn der Film an sich mit einigen Schwächen kämpfen muss...

DAS PERFEKTE VERBRECHEN


Der Fall scheint sonnenklar: Der Unternehmer Theodore Crawford (Anthony Hopkins) rastet eines Abends aus und jagt seiner Frau Jennifer (Embeth Davidtz) eine Kugel in den Kopf, nachdem er von ihrer Affäre mit dem Polizisten Rob Nunally (Billy Burke) erfahren hat. Der smarte Staatsanwalt Willy Beachum (Ryan Gosling) nimmt sich diesem offensichtlichen Sieg vor Gericht deswegen nur gerne an und die ersten spitzzüngigen Bemerkungen seitens des Angeklagten nimmt er auch noch gelassen hin. Doch mit der Zeit wird Beachum unruhig, als sich einige Beweise, die er als dingfest angesehen hatte, plötzlich von anderer und für Crawford günstigerer Seite ansehen lassen. Vor Gericht entsteht dabei ein Duell zwischen Recht und Unrecht und wo Beachum mit allen Mitteln versucht, die Gerechtigkeit siegen zu lassen, macht sich Crawford Unebenheiten im Gesetz zunutze, um seine Freilassung zu gewinnen...

Filme wie dieser sind nicht unbedingt selten geworden, doch ist es immer schwerer geworden, sie als zumindest "gut" zu goutieren. Oftmals gelingt es den Machern in ihren komplexen Storylines nämlich nicht, eigene kleine Fehler zu übersehen... und sollte der Zuschauer in solch perfekt durchgetakteten Handlungen eben jenes Manko erhaschen, dann ist es möglich, dass das ganze Kartenhaus einfach in sich zusammenfällt. In dieser Hinsicht ziehen sich die Macher rund um Regisseur Gregory Hoblit aber sehr achtsam aus der Affäre - bis auf ein paar etwas zu durchstilisierte Wendungen während des Showdowns wirkt das hier alles sehr rund und dieses "perfekte Verbrechen" ist hier in der Tat von beiden Seiten so wunderbar durchgeplant, dass man als Zuschauer den verschiedenen Parteien sehr gerne bei der Zusammensetzung der Spuren und Beweise zusieht. 
Einige Hänger gibt es im Plot aber dennoch, so zum Beispiel die vollkommen unnötige Liebesgeschichte zwischen Ryan Goslings Willy Beachum mit seiner Vorgesetzten, die hier zwar von der großartigen Rosamund Pike gespielt wird, die für den eigentlichen Plot des Films in dieser Hinsicht aber niemals gebraucht wird. Ähnliches gilt auch für "Bourne"-Star David Strathairn, der hier nur als besserer Stichwortgeber agieren darf. Die Show gehört hier also im weitesten Sinne den beiden groß angekündigten Hauptdarstellern, auch wenn Stars wie Cliff Curtis oder die aus "Harry Potter" bekannte Fiona Shaw in Nebenrollen einige Akzente setzen können. Der Part von Anthony Hopkins erinnert sicherlich nicht zufällig an seine bekannteste Rolle als psychotischer und cleverer Kannibale in "Das Schweigen der Lämmer" und sicherlich war dies auch ein recht gut kalkuliertes Verkaufsargument. Hopkins noch einmal als berechnender, charmanter und dennoch ungemein kaltblütiger Killer - wer sich das nicht anschaut, der ist doch selber Schuld. 
Und tatsächlich zaubert er hier dann auch eine absolute Glanzvorstellung aus dem Hut, wirkt ungemein kraftvoll und fokussiert, ohne Mätzchen oder sonstige Fehler. Insbesondere die gemeinsamen Szenen zwischen ihm und "Gangster Squad"-Star Ryan Gosling sind schier aufgeladen von einer herrlichen Elektrizität - eben jene, die dann entsteht, wenn zwei Top-Schauspieler von ähnlich großem, aber dennoch vollkommen verschiedenen Kaliber aufeinandertreffen. Das Psycho-Duell, welches fast ausschließlich durch Worte und Gesten zwischen ihnen entsteht, sucht zum einen durch die wunderbar geschriebenen Dialogzeilen und wegen des intensiven Zusammenspiels beider Ikonen für regelrechte Gänsehaut und hebt die Spannung des gerade im Mittelteil etwas behäbig stagnierenden Plots immer wieder hinauf. 
Eben jene Behäbigkeit kostet den Film aber auch deutliche Punkte, denn der Plot, der zu Beginn noch so clever an Fahrt aufnahm, verheddert sich später in seinen eigenen Fallstricken. Er gibt sich keine Blöße, doch wird eindeutig, dass man hier deutlich zu viele Fässer öffnet und einige der falschen Fährten sind hier auch zu früh als eben solche zu erkennen. Entgegen den Erwartungen kostet die gleich zu Beginn verratene Antwort, wer dieses Verbrechen denn nun wie begangen hat, aber keinerlei Suspense. Später stellt sich nämlich niemals die Frage, ob es Crawford war, der auf seine Frau geschossen hat... sondern eher, wie es ihm gelingen will, seinen Kopf aus dieser Schlinge zu ziehen. Das ist dann zwar nicht durchweg spannend und in Sachen Charakterzeichnung zu nachlässig, dafür aber rund und ohne größere Patzer. 

Fazit: Trotz einiger Hänger im Mittelteil und manch eines schwach geschriebenen Nebenplots, die zu viel Schwung rausnehmen, weiß der Film dank der hervorragend zusammenspielenden Hauptdarsteller und eines an sich cleveren und runden Plots durchweg zu unterhalten.

Note: 3+




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