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Rendezvous mit Joe Black

Manche Ideen für einen Plot klingen so dermaßen albern und skurill, dass man sie sich kaum in bewegten Bildern vorstellen kann und dennoch klingen sie faszinierend. Man stelle sich mal vor: Der Tod höchstpersönlich möchte eigentlich einen alternden Geschäftsmann zu sich holen, wobei er sich jedoch in dessen Tochter verliebt. Klingt vollkommen blöde? Mag sein, aber in den Händen von solch kreativen Regisseuren wie Tim Burton oder gar dank Beteiligung der Pixar Studios könnte solch ein Ding doch Hit-Potential haben. Und ja, es gab da diesen Filmemacher, der tatsächlich diese Idee hatte und sich dachte, die doch mal in Form eines dreistündigen Kitsch-Epos unterzubringen. Leider hieß der Kerl aber nicht Burton und er arbeitete auch nicht für Pixar. Nein, es war Martin Brest, sicherlich kein unbeschriebenes Blatt, aber eben auch keiner, der so eine krude Idee wirklich umwerfend umsetzen wollte. Herausgekommen ist 1998 "Rendevouz mit Joe Black" - ein furchtbarer Mischmach aus einem Film, der Sitzfleisch und ein ausgeschaltetes Gehirn erfordert und selbst dann noch kaum zu ertragen ist.

RENDEZVOUS MIT JOE BLACK


William Parrish (Anthony Hopkins) steht kurz vor seinem fünfundsechzigsten Geburtstag und hat ein großes Unternehmen zu leiten, als eines Tages plötzlich der Tod höchstpersönlich in Form eines jungen Mannes (Brad Pitt) in seinem Wohnzimmer steht. Dieser eröffnet ihn, dass Parrishs Zeit gekommen ist, sie aber zuvor noch etwas voneinander lernen könnten - er selbst brauche sogar die Hilfe des Geschäftsmanns. Dafür muss der Tod, den Parrish ab sofort Joe Black nennt, ständig in dessen Nähe bleiben, weswegen er auch seine Tochter Susan (Claire Forlani) kennenlernt. Zwischen beiden sprühen schnell die Funken, was Parrish so gar nicht passt... und dennoch kann er nichts gegen die Pläne des Todes unternehmen, da dieser viel zu charmant agiert und offenbar ein ganz klares Ziel hat.

Klingt nach einer schrillen Horrorkomödie mit bitterbösen Einwürfen? Kann sein, ist aber tatsächlich zu weiten Strecken ein kitschiges Liebesdrama, in welchem der Tod selbst sich eben in eine schöne Ärztin verguckt. Das ist schon, naja, seltsam genug, aber ist hier nur die Kirsche auf der Torte von Plot, der so ausufernd und albern ist, dass man sich mehr als einmal an den Kopf fasst. Denn um 180 (!) Minuten zu füllen und so zumindest in Sachen Laufzeit in die Ära zu passen, die "Titanic" ein Jahr zuvor als größtes Liebesdrama seiner Dekade so revolutioniert hat, muss natürlich noch ein bisschen mehr her. Und sagen wir mal so: Glaubwürdiger oder zumindest ansatzweise anschaubarer wird es dabei nicht. Es geht nämlich noch um den Zusammenhalt einer Firma, deren Vorsitz der nun dem Tode geweihte Parrish führt und um interne Konflikte. Und darum, wie der Tod, der zwar eigentlich ein ziemlicher Unsympath ist, aber den wegen seines Aussehens trotzdem alle cool finden, sich im Reich der Lebenden zurechtfindet. 
Das tut er nämlich als tumb dreinschauender, debil grinsender Volldidiot, der von dem sonst so brillanten Brad Pitt gespielt wird und der hier agiert, als wolle er eine Parodie basierend auf "Forrest Gump" zum Besten geben. Dass der hier in albernen und vollkommen nebeneinander herspielenden Szenarien herumschnulzt, als gäbe es kein Morgen, tut wirklich weh und es ist schon erstaunlich, dass er nur ein Jahr später in "Fight Club" so ungemein brillierte. Vielleicht kann man Pitt angesichts des katastrophalen Drehbuchs, welches er hier dummerweise angenommen hat (und welches ihn gemeinsam mit Leonardo DiCaprio zum größten Frauenschwarm seiner Zeit machte), aber auch gar nicht so viele Vorwürfe machen, denn der scheint sich in einigen Momenten über dessen Dummdreistigkeit und unfreiwillige Überkomik auch zu amüsieren und sich zu fragen, was er hier eigentlich soll. Dementsprechend stimmt die Chemie zwischen ihm als ebenso unsympathischen und herrischen wie tollpatschigen Todestrottel und seiner großen Liebe Claire Forlani hier auch überhaupt nicht. Es herrscht kein Funkeln zwischen ihnen und den fehlenden Charme machen beide dann vor allem im letzten Drittel mit einer Ansammlung aus schwülstigen Liebesbekundungen wett... natürlich vor dem Hintergrund eines großen Feuerwerks, während der Soundtrack von "The Green Mile"-Komponist Thomas Newman tosend laut dröhnt. 
Der Score ist dann auch eigentlich das einzig wirklich Positive, was man dem Film abgewinnen kann, aber seien wir mal ehrlich... Newman hat wohl noch nie einen schlechten Soundtrack gemacht und die Melodien heben den Film an sich natürlich nicht an. Denn der ist darüber hinaus nur eine vollkommen krude, fürchterlich ärgerliche und überlange Schmonzette, die uns auch noch falsche Messages mit auf den Weg gibt. Frauen werden hier nämlich durchgehend bevormundet, was von allen Figuren (inklusive den Damen) schon als okay abgestempelt wird. Wie man mit dem Tod selbst, der hier als alles zerstörender, selbstherrlicher und vollkommen stumpfer Alleskönner ohne Hirn und Verstand auftritt, mitfiebern soll, blieb mir schleierhaft. Aber hey, er wird vom jungen Brad Pitt gespielt, sieht daher sehr gut aus und redet schön. Das muss dann wohl reichen, um wirklich alles zu dürfen. 
Nein, wie ihr schon lest, mich hat "Rendezvous mit Joe Black" schlichtweg nur verärgert, da hier wirklich alles zusammenkam, was mir in Sachen Film nicht passt. Ich kann mit bodenlosem Kitsch, einer wirren Geschichte, einer unstimmigen Dramatik, fahrigen Schauspielern und einem Plot, der viel zu lang und umständlich erzählt wird, schon leben, wenn es denn immer nur eines dieser Mankos pro Film ist. Hier kamen sie aber alle zusammen und gaben mir einen Filmabend, der so erschreckend zäh, nichtig und schlecht war, dass ich niemals nachvollziehen kann, wie solch ein Werk damals die Herzen der zumeist weiblichen Zuschauerinnen im Sturm eroberte. Dann lieber noch zwanzig Mal "Titanic".

Fazit: Furchtbar zäher, kitschiger und wirrer Streifen, dessen Plot skurill und albern ist, hier aber auch nie ironisch gebrochen wird und dementsprechend vollkommen verlogen wirkt. Brad Pitt und Claire Forlani ergeben kein charmantes Pärchen und die Message, die man uns hier mitteilen will, ist an Grenzdebilität kaum zu überbieten. 180 Minuten pure Zeitverschwendung.

Note: 5-




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