Es ist reichlich seltsam, welche Filme es manchmal zum Kult unter ihren Fans bringen können. Nun ist es sicherlich vermessen, bei dem 2010 erschienenen "Repo Men" von Kult zu sprechen, aber trotzdem höre ich immer wieder, dass Leute von diesem Film reden - und das ist sicherlich bei dem Alter des Werks von immerhin neun Jahren nun keine Selbstverständlichkeit. Irgendetwas musste doch also wohl dran sein an dieser absolut skurill klingenden Zukunftsversion und auch wenn mich sowohl Trailer als auch die Meinung der Kritiker eher abschreckten, wollte ich dem Ding mal eine Chance geben. Das Ergebnis fiel ernüchternd aus: "Repo Men" ist sowohl in Sachen Plot als auch im Entwurf einer überzeugenden Zukunft ein kleiner Rohrkrepierer geworden.
REPO MEN
2025: Das Unternehmen "The Union" beherrscht den Markt der Organtransplantate, geht aber auch sehr vehement gegen die Kunden vor, die ihre Ware nicht bezahlen. Fällt eine Rate aus, kommen die Repo Men und schneiden den Leuten die neuen Organe glatt aus dem Körper - ein gut bezahlter Job, der aber auch mit dem Töten von vielen Menschen einhergeht. Remy (Jude Law) und Jake (Forest Whitaker) leben von der Angst der Leute, doch als ersterer während eines Einsatzes einen Unfall erleidet und selbst ein Herztransplantat erhält, macht er sich in seinem Job auch Feinde. Ein Umdenken findet statt und er will der Union den Rücken kehren... was einher geht mit deren Ziel, sich das transplantierte Herz zurückzuholen. Remy schlägt sich auf die Seite derer, die er zuvor verfolgt hat und legt sich mit seinem übermächtigen Arbeitgeber an.
Das klingt doch wunderbar skurill und scheint angesichts der Organtransplantations-Thematik sogar noch einen richtig fiesen Schuss Gesellschaftskritik in petto zu haben - bei "Repo Men" konnte von Anfang an zwar einiges schiefgehen, in den richtigen Händen kann ein solch kruder Mix aus lockerer Zukunftsvision, brutaler Action und leisem Thriller aber auch ziemlich abgehen. Es dürfte sich nun herausgestellt haben, dass die Hände von Miguel Sapochnik, der als Regisseur unter anderem sechs Folgen der Hit-Show "Game of Thrones" in der Vita stehen hat, wohl nicht die richtigen für diesen Job waren - seine maue Inszenierung ist dabei aber auch nur das I-Tüpfelchen auf einem ganzen Berg von Fehlern, die dieser Film begeht.
Sapochnek macht dabei immerhin die Dinge falsch, die stören, dem Werk aber nicht das Genick brechen würden. So inszeniert er ein paar hübsche Gore-Szenen, die den wirklichen Fan von solch blutigen Ausbrüchen aber nur mit den Achseln zucken lassen, während zärter besaitete Zuschauer hier bereits wieder überfordert sein werden - als könne er sich nicht für eine konkrete Zielgruppe entscheiden, verschmäht er somit beide. Auch seine Zukunftsversion wirkt nicht wirklich rund: Dass alles weitestgehend noch so aussieht wie zu unseren heutigen Zeiten, mag sich damit erklären lassen, dass es damals eben nur noch fünfzehn Jahre bis zu eben diesem Datum waren, an dem der Film spielt. Diese Optik beißt sich aber fürchterlich mit den piependen High-Tech-Waffen der Protagonisten und wenn im Hintergrund eine Art Space-Zug entlangrauscht, wirkt das schon ziemlich seltsam.
Aber wie gesagt, das ist gar nicht mal das Schlimmste und würde "Repo Men" darüber hinaus in Sachen Plot und Charakterisierung funktionieren, wäre solcherlei inszenatorische Fehltritte ja gar nicht so wild. Das tut er allerdings nicht, denn wenn man sich mal der Handlung widmet, die Sapochnik uns hier vorsetzt, wird einem ganz schwummrig. Offensichtlich konnte man sich nämlich auch hier nicht entscheiden, in welche Richtung man sich bewegen will und nimmt daher alles mit, was einem so eingefallen ist. Rache-Thriller, Sci-Fi-Actioner, Liebesdrama, Zukunftsvision, düsterer High-Tech-Runner... alles irgendwie drin, nichts davon überzeugend und letztendlich gehen all diese verschiedenen Töne auch nicht passend Hand in Hand. Als reinrassiger Actioner mit hohem Bodycount hätte "Repo Men" wahrscheinlich noch am besten funktioniert, jedenfalls sind die flotten Actionszenen an sich ziemlich catchy.
Das Tempo wird allerdings nicht hochgehalten und nach einem ebenso skurillen wie ziemlich unsympathisch wirkenden, ersten Drittel (was angesichts der Tätigkeiten der Hauptfiguren sicherlich auch stückweise so gewollt ist), folgt ein ungemein langatmiger Mittelteil. Alice Braga und Jude Law müssen sich durch eine Lovestory kämpfen, die nicht nur unglaubwürdig ist, sondern der es auch an Charme und Funken fehlt. Und der reine Plot macht derweil so viele Fässer auf, dass es gar nicht mehr möglich war, diese gegen Ende noch alle zu schließen, weswegen man sich für eine vollkommen bescheuerte und in dieser Hinsicht unnötige Schlusswendung entschloss, die alles zuvor Gesehene noch einmal verkompliziert. Einen Plan hatten sie offensichtlich nicht, weswegen "Repo Men" spätestens dann, bei mir jedoch schon deutlich früher, einfach unfertig und banal wirkt. Eine Lanze muss man höchstens für "The Last Stand"-Star Forest Whitaker brechen, der in seiner Rolle als durchgedrehter Psychokiller mit Witz und Lässigkeit ziemlich aufgeht und zumindest ansatzweise verrückten Spaß verbreitet.
Fazit: "Repo Men" ist ein kruder und skuriller Mix aus verschiedenen Genres, die hier wie wild zusammengewürfelt wirken. Offensichtlich wollte man es allen Zielgruppen rechtmachen, spricht dabei aber keine so richtig an, weswegen der Film als Actioner und Zukunftsversion ebenso versagt wie in seinem Bemühen, eine originelle und düstere Geschichte zu erzählen.
Note: 4
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