Manchmal sollte man es besser wissen... aber manchmal macht es irgendwie gar Freude, sich mal einem Film hinzugeben, von dem man im Grunde schon vorher weiß, dass er eigentlich ziemlicher Murks ist. "Van Helsing" sah ich zum ersten Mal im Alter von dreizehn Jahren und fand ihn schon damals, obwohl man mich noch mit Spezialeffekten und allerlei Monstern blenden konnte, ziemlich doof. Heute hat der Zahn der Zeit an einem solchen Werk, welches sich im Grunde ausschließlich über Special Effects definiert, natürlich genagt... aber trotzdem hatte ich Lust, mich mal davon zu überzeugen, wie sich Hugh Jackman als Vampirjäger sechzehn Jahre später noch so macht. Die Antwort: Gar nicht gut, denn selbst mit zugedrückten Augen und dem ständigen Gedanken, dass das hier wirklich nur Blockbuster-Trash sein soll, ist es sehr schwer, "Van Helsing" in irgendeiner Form gut zu finden.
VAN HELSING
Van Helsing (Hugh Jackman) agiert als Monsterjäger, jagt in Europa entflohene Kreaturen, obwohl es von seiner selbst ebenfalls bereits Steckbriefe gibt. Sein neuester Auftrag führt ihn, nachdem er den außer Kontrolle geratenen Dr. Jekyll in Paris dingfest gemacht hat, nach Rumänien. Dort sorgt der finstere Graf Dracula (Richard Roxbrugh) mit seiner Armada aus geflügelten Monstern in einem nahen Dorf für Angst und Schrecken. Als Helsing sich der Gefahr gemeinsam mit seinem treuen Kumpanen Carl (David Wenham) annehmen will, trifft er die mysteriöse Schönheit Anna Valerious (Kate Beckinsale), die selbst noch eine höchstpersönliche Rechnung mit dem düsteren Vampir offen hat. Gemeinsam nehmen sie den Kampf gegen die Bösewichte auf...
Okay. Ja, gut. Also... ich mochte den Soundtrack. Obwohl dieser recht generisch und wagnisfrei daherkommt, hat mich Alan Silvestris Score ein wenig an die Themen der klassischen Abenteuerfilme aus den 90ern erinnert, oftmals spielte da sogar ein wenig "Die Mumie" rein. Ich mochte die leitenden Motive in den rasanten Actionszenen, diesen abenteuerlichen Mix, der ständig aus allen Rohren pustet und dennoch irgendwie markant wirkt. Genau. Und... das war es auch eigentlich schon. Denn alles, was hier nicht innerhalb eines großen Orchesters gespielt wird und sich somit sicherlich sehr schön in einzelnen Stücken hören lässt, hat mich tatsächlich vergraust. Nun erwartete auch 2004 sicherlich niemand ein neues filmisches Meisterwerk, aber in Sachen "Van Helsing" hätte es ja auch ein spannender und sich selbst nicht zu ernst nehmender Blockbuster getan, der ein paar düstere Horrorlegenden in einen Topf wirft, Hugh Jackman als wortkargen Helden entsprechend cool auftreten lässt und nebenbei ein paar knackige, rasante Actionszenen vom Stapel lässt.
Abgesehen von der erwarteten Spannung hat der Film all diese Elemente auch irgendwie, aber er bringt sie auf eine solch stupide Art und Weise zusammen, dass einem Hören und Sehen vergeht. "Van Helsing" ist der lebende Beweis dafür, dass sich Filme, die sich alleine aufgrund ihrer Spezialeffekte definieren, keine lange Halbwertzeit in der Kinogeschichte haben werden. Wo an den visuellen Computereffekten der "Der Herr der Ringe"-Trilogie beispielsweise in einigen Momenten auch schon der Zahn der Zeit genagt hat, bleibt Peter Jacksons Fantasy-Epos dank seiner ungemein treffsicheren Umsetzung, seiner epischen Geschichte und seiner herzlichen Charaktere weiterhin zeitlos. "Van Helsing" hingegen hat außer eben diesen Computereffekten, die selbst 2004 längst nicht mehr state of the art wirken, absolut gar nichts zu bieten und wird deswegen in zwanzig Jahren ebenso schlecht gealtert sein wie "Transformers 2" oder "I, Frankenstein".
Die Handlung ist ein schlechter Scherz, doch auf solcherlei Dinge achtet man bei einem solchen Film eh nur mit einem Auge. Viel schlimmer ist da schon, dass sich der Film so unsagbar ernstnimmt, dass er sich ständig mit seinen albernen Trailersprüchen, den verkorksten CGI-Effekten und den überzeichneten, vollkommen abstrusen und nicht enden wollenden Mega-Action-Szenen beißt. Tatsächlich steht dieses CGI-Gebashe nur ganz kurz für zwei Minuten still, ansonsten wird geknallt bis zum nächsten Vollmond. Überall fliegt irgendetwas herum, alles explodiert, der Score gröhlt von einem Lautsprecher zum nächsten. Die Darsteller dürfen kaum mal einen Satz geradeheraus sagen, bevor sie wieder schreiend und seltsam durch die Gegend hüpfend (oder gerne an Kabeln schwingend) vor dem Greenscreen taumeln müssen.
Das ist bei einer Laufzeit von 130 Minuten sehr rasch ermüdend und letztendlich einfach nur noch traurig, wenn man bedenkt, dass die Grundidee einer Neuinterpretation dieser Horrorlegenden, zusammengemünzt in einem großen Abenteuerfilm, ja eigentlich gar nicht so schlecht ist. Dieser Ansatz verkommt hier aber zu einer hirnrissigen Achterbahnfahrt ohne Sinn und Zweck, mit einer schier desaströsen Dramaturgie, flachen Charakteren und furchtbar geschriebenen Dialogen, die so auch während des nachmittäglichen Zusammenspielens im Kindergarten fallen könnten. Traurig ist auch die Beteiligung von den ansonsten so talentierten Hugh Jackman und Kate Beckinsale, die sich hier redlich mühen, aber auch schon bald von dem Dauergetöse hinfortgeblasen werden. Wenn der Abspann nach einem willkürlichen Drama endlich eintritt, will man nur noch schlafen, eine Aspirin gegen den einsetzenden Kopfschmerz nehmen und in der Zeit zurückreisen, um dieses Konstrukt aus der Filmgeschichte zu löschen. Aber hey, der Soundtrack war wirklich cool.
Fazit: "Van Helsing" ist das beste Beispiel für einen dummen Mega-Blockbuster ohne Sinn und Verstand, eine zweistündige Dauerfeuer-Resignation ohne Plot oder Charme, dafür aber mit ganz viel miesem CGI und flachen Dialogen. Wer sich das freiwillig antut, dem ist wohl nicht mehr zu helfen.
Note: 5-
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