Auf Sönke Wortmanns neuen Film "Der Vorname" habe ich mich schon länger gefreut, der Trailer war einfach nur herrlich. Wie viele von euch wissen, gehe ich an einem Tag in der Woche gleich mehrmals hintereinander ins Kino, muss die Startzeiten der einzelnen Filme also zueinander abpassen... und da fiel ausgerechnet die deutsche Komödie mit recht seltsamen Zeiten stets so aus dem Rahmen, dass ich ihn nicht sehen konnte. Das hat sich erst einige Wochen nach dem Start im Oktober verbessert, sodass ich erst jetzt dazu kam, den Film zu sehen... und ich bin froh, dass ich es noch geschafft hab, denn er ist jeden Cent der Eintrittskarte wert.
DER VORNAME
Eigentlich sollte es nur ein entspanntes Abendessen unter Freunden werden. Das verheiratete Paar Elisabeth (Caroline Peters) und Stephan (Christoph Maria Herbst) laden die schwangere Anna (Janina Uhse), ihren Freund und Vater des ungeborenen Kindes, Thomas (Florian David Fitz) sowie Elisabeths besten Freund seit Kindertagen, Rene (Justus von Dohnanyi) ein... doch die Stimmung kippt, als Thomas seinen Freunden offenbart, welchen Namen er sich für das ungeborene Kind ausgedacht hat. Adolf soll er heißen und insbesondere der Lehrer Stephan findet dies vollkommen unangebracht. Die Namensgebung ist der Aufhänger für eine ganze Reihe von Streitereien unter Freunden und für einen alkoholträchtigen Abend, bei dem die Freundschaft aller mehrfach auf die Probe gestellt wird...
Neu ist die Geschichte nicht, wurde der Plot doch im Jahr 2012 bereits in Frankreich verfilmt. Sönke Wortmanns Film ist somit also ein Remake, welches auch die aktuellen politischen Umstände aufgreift und die Handlung nach Köln verlegt - meine Heimatstadt, in der auch gedreht wurde, von der hier aber nichts zu sehen ist. Denn der größte Teil des Films spielt in der Wohnung von Elisabeth und Stephan, wo eigentlich das Abendessen stattfinden soll, welches in den nachfolgenden Diskussionen rund um verbotene Namen, Menschenverstand, Freundschaft, Beziehungen, Geld und Intelligenz aber unterzugehen droht. Was man dann hier geboten bekommt, sind einige der mit Abstand lustigsten Dialoge des beinahe beendeten Kinojahres.
Natürlich bietet sich eine Konstellation aus fünf Protagonisten, die auf engstem Raum verbunden werden, für ein wahres Feuer an Dialogen an... diese aber wirklich gut zu schreiben und sie von den namhaften Darstellern ebenso knallend darbieten zu lassen, das gelingt nun wirklich nicht jedem. Wortmann hat aber schon mehrfach bewiesen, dass er dem gerade im Komödiengenre durchaus gewachsen ist, dementsprechend viel Spaß hat er dann offensichtlich auch dabei, seine Schauspieler aufeinander loszulassen... und sie ihre Bälle perfekt hin und her werfen zu lassen. Gerade in der ersten Hälfte, wenn die Protagonisten noch zu viert (Janina Uhse's Anna trifft erst mit Verspätung ein) über den Vornamen diskutieren, bleibt kein Auge trocken. Dialogsalven, die so dermaßen perfekt durchgetaktet sind und von den Darstellern dennoch glaubwürdig und lebensecht herübergebracht werden, wo jede Pointe sitzt und niemals gestellt wird... das habe ich im deutschen Film dieses Jahr noch nicht in einer solch humoristischen und zugleich cleveren Brillanz gesehen, habe selten so oft laut gelacht wie hier.
Die zweite Hälfte hält da, wenn noch andere Fässer aufgemacht werden, nicht ganz mit, hat aber dennoch genügend herrliche Momente zu bieten, um weiterhin hervorragend zu unterhalten. Eine, sagen wir es mal so, beziehungstechnische Wendung gegen Ende hätte es da zwar nicht gebraucht, denn die wirkt tatsächlich etwas überzogen, aber immerhin gibt selbst bei dieser noch einige Lacher. Ein gefundenes Fressen ist das natürlich für die Darsteller, die hier dann auch durch die Bank weg überzeugen. Christoph Maria Herbst rutscht immer wieder in seinen Stromberg-Habitus herein, drückt der Figur des Stephan aber dennoch seinen eigenen Stempel auf... und Florian David Fitz fühlt sich ja ohnehin in Ensembles immer wohl, glänzt auch hier mit einem schier perfektem Comedy-Timing. Und auch "Männerherzen"-Star Justus von Dohnanyi ist hier endlich wieder richtig, richtig lustig, da er sich in seiner Figur, trotz einiger deutlicher Tendenzen zum Klischee, sehr zurücknimmt und gerade deswegen im Zusammenspiel mit seinen Kollegen tolle Treffer landet.
Einzig das Problem der Altersklassen fällt auf, denn das Herbst und Fitz zwei Männer gleichen Alters spielen sollen, glaubt man auch beim besten Willen nicht - die acht Jahre Altersunterschied sieht man eben doch deutlich, was für einige Wirrungen sorgt. Nichts desto trotz und obwohl "Der Vorname" zumindest immer ganz leicht etwas weiter abbaut, ist das hier großartige Unterhaltung und die beinahe zu kurzen neunzig Minuten vergehen bei diesem herausragend aufgelegten Ensemble wie im Flug. Filme dieser Art dürfte es gern öfters geben, wenn Besetzung, Regie und Skript immer so stimmen... der Publikumserfolg gibt dem schließlich auch Recht.
Fazit: Herrliche deutsche Komödie, mit einem herausragend auf- und miteinander spielenden Ensemble, welches sich ungemein witzige und charismatische Dialoge hin- und herschießt. Obwohl der Film später leicht nachlässt, ist das dennoch ebenso clevere wie ungemein spaßige Unterhaltung. Wahrscheinlich der beste deutsche Film des Jahres.
Note: 2
Kommentare
Kommentar veröffentlichen