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Die Ausgrabung

England, 1939: Die von Archäologie angetane Landbesitzerin Edith Pretty (Carey Mulligan) beauftragt den Gräber Basil Brown (Ralph Fiennes) mit einem Auftrag. Er soll auf dem Land der jungen Frau mehrere Hügel umgraben, da Edith meint, dass sich dort historische Schätze befinden könnten. Nach den ersten Schwierigkeiten zwischen Edith und Basil, sich auf ein passendes Gehalt zu eignen, beginnt letzterer mit seiner Arbeit und freundet sich dabei auch immer enger mit seiner Vorgesetzten und dessen Sohn Robert (Archie Barnes) an. Als Basil unter der Erde tatsächlich ein Schiff entdeckt, welches dort vor Jahrhunderten verbuddelt wurde, zieht der spektakuläre Fund Museen und Kunstfanatiker auf den Plan... und das Projekt droht Basil aus den Händen zu gleiten.

"Die Ausgrabung" ist ein Film, der ein wenig wie aus der Zeit gefallen erscheint. Das liegt nicht nur an dem historischen und auf wahren Begebenheiten beruhenden Stoff, sondern auch an der Inszenierung, die für einen modernen Film diesen Jahres erstaunlich anders daherkommt. Die langsame, betuliche Erzählweise und eine an sich eigentlich sehr unaufgeregte Geschichte, die weder große Dramatik noch irgendeine besondere Finesse aufweist, findet man in aktuellen Werken selbst in diesem Genre nur noch seltener. Und da der Film in seiner Prämisse eben auch recht simpel ist, könnte man meinen, dass ein solches Werk in den 90er-Jahren besser aufgehoben wäre. Schön ist es natürlich dennoch, dass Filme wie "Die Ausgrabung" auch heute noch gemacht werden, auch wenn es ein wenig umständlich war, sich an die etwas biedere Inszenierung und die sichtbare Müh und Not, mit welcher die Macher noch ein wenig mehr Extravaganz und Spannung aus der eigentlich recht eindimensionalen Geschichte quetschen wollten, noch zu gewöhnen.
Denn wer kein echter Fanatiker solcher Ausgrabungen ist und sich für die alten Dinge, die Männer und Frauen da aus der Erde graben, nicht wirklich herzlich interessiert, der bekommt hier auf den ersten Blick wenig, woran er sich festhalten kann. Zwar können die gut aufgelegten Schauspieler die Faszination dieser Arbeit auf den Zuschauer übertragen, die an sich eher eindimensionale Inszenierung tut sich jedoch schwer damit, einen dramaturgischen Unterbau zu finden, der wirklich passt. Da klimpert der unausgegorene Soundtrack am Klavier dahin und die Landschaftsaufnahmen vor gewaltigen Sonnenuntergängen sollen immer wieder über die fehlende Substanz des Plots hinwegtäuschen - leider hat man sich auch an den noch so schönen Bildern des naturbelassenen Englands irgendwann sattgesehen und wird von der Geschichte, vorhersehbar und ohne echte Höhepunkte gestrickt, nicht mehr wirklich abgeholt.
Um dabei trotzdem noch den ein oder anderen Zuschauer abzuholen, der mit dem echten Thema nichts anfangen kann, gibt es natürlich noch den ein oder anderen Konflikt zwischen den Charakteren zu klären. Dabei sind jedoch auch Ediths Gesundheitszustand, eine zarte, jedoch verbotene Romanze sowie der Streit zwischen Basil und den Kunstfreunden, welche die Ausgrabung für sich beanspruchen wollen, eher sanft erzählt und kommen nie richtig in Schwung. Es ist traurig zu sehen, was für wunderbare Leistungen Ralph Fiennes, Carey Mulligan und Lily James aufs Parkett legen, wobei ihre Figuren trotzdem im weitesten Sinne unbeschriebene Blätter bleiben, denen vom Drehbuch nur fadenscheinige Konflikte und Entscheidungen mitgegeben werden. "Schindlers Liste"-Star Fiennes sorgt im ersten Drittel mit seiner grantigen und bestimmten Art noch für einige Lichtblicke, leider wird jedoch auch seine Figur im späteren Verlauf immer mehr von der simplen Handlung mitgerissen, die sich nicht traut, auch mal einen Schritt weiterzugehen.

Fazit: "Die Ausgrabung" dürfte Freunde der Archäologie dank seiner wahren Geschichte faszinieren, Neulinge können jedoch nicht von dem Schaffen in den Bann gezogen werden. Die Charaktere sind zu glatt, die Regie zu bemüht, den eher faden Plot noch zu dramatisieren.

Note: 4





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