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The Witch Next Door

Der rebellische Teenager Ben (John-Paul Howard) wird zur Strafe wegen eines Einbruchs für einen Sommer zu seinem Vater Liam (Jamison Jones) geschickt, um dort auf einer Marina zu arbeiten und sich zu disziplinieren. Der Streit mit einer dort ansässigen Prollo-Crew und der Flirt mit der kecken Mitarbeiterin Mallory (Piper Curda) sollen aber nicht das Aufregendste sein, was er in diesen Wochen erlebt. Tatsächlich beginnt Bens Nachbarin, die junge Mutter Abbie (Zarah Mahler) sich zunehmend merkwürdig zu verhalten, was sogar ihren Sohn Dillon (Blane Crockarell) nachhaltig verstört. Als Ben näher recherchiert, glaubt er schon bald, dass er es bei Abbie mit einer waschechten Hexe zu tun haben könnte... die es schließlich, als er damit beginnt, ihre Taten aufzudecken, auch auf ihn und seine Freunde abgesehen hat.

"The Witch Next Door" war einer der wenigen Filme, die mitten in der grassierenden Coronapandemie das Licht der Welt erblickten und dabei fast ausschließlich in Autokinos gezeigt werden konnte - dass er dabei dennoch rund drei Millionen Dollar einnahm, kann man daher schon als eine Art Ritterschlag bezeichnen, auch wenn dieses Einspielergebnis in einem normalen Kinojahr sicherlich keiner Rede wert gewesen wäre. Durch diese Umstände erreichte der Horrorfilm sogar einen gewissen Ruf, da er vergleichsweise ein sehr veritabler Hit war, während die großen Blockbuster sich allesamt vor dem Virus beugen und spätere Starts oder sogar das Ausweichen auf diverse Streaming-Plattformen hinnehmen mussten. Als kleiner, feiner Schocker macht er seine Sache dann auch sehr solide und kann besonders in der ersten Hälfte mit einer schaurigen Atmosphäre, einigen intensiven Momenten sowie sympathischen Charakteren, die nicht nur aus Oberflächlichkeiten bestehen, überzeugen. Später bricht dieses Kartenhaus dann aber ziemlich zuverlässig zusammen, wenn klar wird, dass die Macher eher ein Sammelsurium der (wenn auch stark inszenierten) Horror-Klischees darbieten, wohingegen die übergestülpte Geschichte ziemlich tapsig daherkommt.
Die Atmosphäre eines klassischen Teenie-Sommers wird dabei mit unaufdringlichen Szenen wie einer Strandparty, dem berüchtigten Alkoholrausch und den kleinen Gesprächen am Rande sehr hübsch eingefangen. Die weitestgehend unbekannten Jungdarsteller machen ihre Sache durchweg überzeugend, wenn auch ein paar kleinere Makel (Mallory wirkt fast durchgehend zu gewollt tough) dieses Gesamtbild stören. Der einzige große Fleck auf dieser weißen Weste ist ein arg zerfaserter Konflikt zwischen Vater und Sohn, der ganz offensichtlich nur deswegen im Skript ist, damit Ben zu einem bestimmten Zeitpunkt einfach niemand mehr Glauben schenken mag - dementsprechend überzeichnet und verkopft wirkt dieser Plot dann auch. Auch teilen sich womöglich für einen knackigen Neunzigminüter ein paar Figuren zu viel die Leinwandzeit, sodass einige recht schwachbrüstig auf der Strecke bleiben, während andere einen vielversprechenden Start erhalten, um dann recht klanglos aus der Geschichte geschrieben zu werden. Die Beziehungen der einzelnen Figuren leiden ein wenig darunter, dass sich unter den Nebencharakteren zu viele einzelne Konflikte auftun wollen, denen man sich schließlich nicht in aller Konsequenz widmen kann.
Als Horrorfilm macht "The Witch Next Door" aber eine gute Figur. Er gewinnt in den einzelnen Gruselszenen zwar sicherlich keine Originalitätspreise (und auch der laute Soundtrack meint seine Sache etwas zu gut), aber durch treffsicheres Sounddesign und ein paar nette Schocker kann man schon ab und an einen Schauer auf dem Rücken spüren. Der große Knackpunkt in dem Gefühl der ständigen Bedrohung liegt tragischerweise aber in der titelgebenden Hexe selbst, denn diese scheint selbst nicht genau zu wissen, was sie eigentlich will. Eine wirklich schaurige Legende spart man sich für die Antagonistin, weswegen ausgesprochen schwammig bleibt, woher sie kommt, warum sie diese Dinge tut und was eigentlich ihr Plan ist. Nicht, dass eine Hexe nun unbedingt einen Masterplan benötigen würde, doch durch eine zumindest einigermaßen eloquente Geschichte, wie sie die Macher der "Conjuring"-Filme anbieten, hätte die Hexe eine wesentlich greifbarere Bedrohung werden können. Stattdessen muss man sich damit abfinden, dass die Bösewichtin hier einfach skriptgetreu genau die Dinge tut, die der Plot nun braucht und sich deswegen auch genau dann vorführen lässt, wenn der Held endlich mal die Oberhand gewinnen muss. Zwar liefert der Film dabei gegen Ende auch noch gleich zwei ziemlich überraschende Wendungen, wirklich viel mehr Sinn ergibt der Plot dabei aber auch nicht und wirkt ebenso schwammig und unausgegoren wie der Streifen als Ganzes.

Fazit: Atmosphärisch durchaus dicht und mit sehr interessanten Ansätzen, doch will "The Witch Next Door" in seiner zerfaserten Handlung, die viel zu viele Fässer aufmacht, nicht wirklich Gas geben. Das wirkt sich sogar auf die titelgebende Hexe aus, deren wirkliche Geschichte hier nur sehr konstruiert wiedergegeben wird.

Note: 3-





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