In Montreal wird die bekannte FBI-Profilerin Illeana Scott (Angelina Jolie) von der dortigen Polizei angehört, um bei der Untersuchung eines Mordfalls zu helfen. Unter den kritischen Augen der Beamten verhört sie mit dem nervösen James Costa (Ethan Hawke) auch einen wichtigen Zeugen, der aussagt, er hätte die brutale Tat gesehen und anschließend versucht, dem schlimm zugerichteten Opfer das Leben zu retten. Da Costas Leben aufgrund der Informationen, die er über den unbekannten Täter geben kann, in gefahr zu sein scheint, stellen Scott und ihre Kollegen ihn unter Überwachung, wobei sie ihn zugleich auch als Köder nutzen sollen. Der Mörder, der offensichtlich versucht, die Identitäten seiner Opfer anzunehmen, um somit unerkannt zu bleiben, soll aus der Reserve gelockt werden. Dabei ahnt Scott noch nicht, dass sie es mit einem taktierenden Psychopathen zu tun hat, der alle Schritte seiner Jäger vorauszuahnen scheint...
Regisseur D.J. Caruso hat sich in seiner Filmkarriere als ein sehr solider Handwerker erwiesen. Die meisten seiner Filme waren keine große Kunst, dafür aber durchzogen von einer fesselnden Inszenierung - und mit dem ungemein spannenden "Disturbia" hat er sogar eine echte Perle in seiner Filmografie. "Taking Lives" aus dem Jahr 2004 reiht sich hingegen in das recht durchschnittliche Schaffen ein, dass er darüber hinaus produziert hat - ein durch und durch solider Thriller mit einem recht hohen Tempo und einer spannenden, wendungsreichen Geschichte. Nichts daran ist in irgendeiner Form neu oder aufregend, stattdessen spielen die Macher mit den Klischees und Plots, die man auch aus den regelmäßigen Episoden aus diversen US-Crime-Serien kennt. Auf dieser Linie ist "Taking Lives" in gutem Sinne altmodisch und bietet dementsprechend alles, was man von einem Film wie diesem erwartet oder auch nicht mehr sehen mag. Ein kniffliger Fall, ein gefährlicher Täter, ein Wettrennen gegen die Zeit... und eine toughe Ermittlerin, die mit dieser Arbeit jedoch an ihre Grenzen zu stoßen scheint.
Die Wendungen, die der Film unternimmt, sind zum größten Teil unvorhersehbar, wenn auch nicht unbedingt clever - gerade im letzten Drittel muss sich die innere Logik ganz schön strecken und dennoch bleiben unübersehbare Plotholes übrig, die nicht mehr zu stopfen sind. Trotzdem nutzt der Thriller auch hier wieder Klischees, die die Spannung erhöhen sollen, in ihrer dramaturgischen Tapsigkeit aber das Gegenteil bewirken können. So ist eine zwischenzeitliche "Auflösung" des Falles natürlich keine, da der Film sonst nach zwei Dritteln beendet wäre und jeder Zuschauer wird dies auch wissen. Auch die überschaubare Anzahl an handelnden Charakteren erweist sich als schwierig, da der Film somit nur wenige Fährten auslegen kann und eher geradlinig bleibt. In seinen düsteren Szenen, wenn Tatorte besichtigt oder potenziell gefährliche Verdächtige gesucht werden, erschafft "Taking Lives" eine angenehm dichte Atmosphäre und auch die Actionszenen sind von Caruso sehr kompetent gefilmt. Hier gibt es also nichts zu rütteln an einem Film, der durchaus unterhält... wenn nur das Drehbuch etwas konsequenter und cleverer wäre.
Da es sich eigentlich um einen stinknormalen Thriller handelt, ohne echten Mut oder dem Wagnis zu dieser einen Neuerung, ist er eigentlich zu prominent besetzt. Dennoch tut dem Film die enorme Ausstrahlung von Angelina Jolie, die als talentierte Profilerin mit ganz eigenen Methoden absolut glänzt, selbstverständlich gut. Die Chemie zwischen ihr und "Regression"-Star Ethan Hawke stimmt ebenfalls und in den Nebenrollen taucht ebenfalls das ein oder andere bekannte Gesicht aus... wenn hin und wieder auch nur für zu kurze Auftritte. Dank all dieser Talente vor und hinter der Kamera wird sich niemand ernsthaft langweilen, doch dürften auch diejenigen enttäuscht sein, die aufgrund des namhaften Casts doch etwas mehr erwartet haben als solch einen geradlinigen Film. Das muss ja dann auch nichts Schlechtes mehr sein (erst im letztendlichen Finale touchiert man hin und wieder die Grenze zur Lächerlichkeit), aber man wird das Gefühl nicht los, dass mit solchen Leuten auch wesentlich mehr drin gewesen wäre.
Fazit: Ein solider, düster gezeichneter Thriller mit einer gewinnbringenden prominenten Besetzung, darüber hinaus jedoch völlig frei von jeglicher Originalität. Das Drehbuch gibt uns eine spannende Geschichte, die mit fortschreitender Dauer jedoch immer uninteressanter und schließlich gar lächerlich wird.
Note: 3-
Kommentare
Kommentar veröffentlichen