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Vertrauter Feind

Frankie McGuire (Brad Pitt) wurde nach einem schrecklichen Schicksalsschlag in seiner Kindheit zu einem gefürchteten Terroristen der IRA. Da ihre Waffenkraft in Irland jedoch nicht ausreicht, reist Frankie in die USA ein, um dort Flugabwehrraketen für seine Gruppe zu kaufen. Unter dem Namen Rory Devaney wird Frankie durch einen befreundeten Handlanger in die Obhut des ahnungslosen Polizisten Tom O'Meara (Harrison Ford) gestellt. Unerkannt soll Frankie so seine Geschäfte abwickeln können. Tatsächlich fühlt sich der gesuchte Terrorist innerhalb der heilen Familie, die er selbst nie haben durfte, sehr heimisch, was alsbald die gesamte Mission in Gefahr bringt. Plötzlich wird Frankie von beiden Seiten gejagt und auch O'Meara und seine Familie geraten dadurch ins Fadenkreuz...

"Vertrauter Feind" ist einer dieser Filme, dessen Hintergrundgeschichten wesentlich interessanter sind als das Endprodukt selbst. Zum einen ist dies der letzte Film des Kult-Regisseurs Alan J. Pakula, der zuvor solch aufsehenerregende Thriller wie "Die Unbestechlichen" und "Die Akte" inszeniert hatte - Pakula starb rund ein Jahr nach der Premiere bei einem Autounfall. Umso dramatischer, dass ausgerechnet sein letztes Werk eine absolut chaotische Produktion mit sich zog, wobei die enormen Spannungen zwischen den beiden Hauptdarstellern für Furore sorgten und Brad Pitt den Film noch vor dessen eigentlichem Start verriss. Dies ist natürlich Gift für einen Film, der scheinbar voll und ganz auf seine beiden Stars zugeschnitten ist... und wenn man schon zwei der allergrößten Schauspieler der 90er (und 80er) in den Hauptrollen verpflichtet, dürfte dies verständlich sein. Letzten Endes versandete "Vertrauter Feind" an den Kinokassen und geriet in der Filmografie von Ford und Pitt rasch in Vergessenheit. Und wären da nicht diese spannenden Geschichten rund um dessen Produktion, dann wäre es auch gar nicht so übel, dieses Flickwerk rasch wieder zu vergessen.
In einem bemerkenswert mauen Drehbuch soll also der charmante Brad Pitt eine geheime Mission in den USA durchführen, während der nette Harrison Ford den Knaben einfach nur für einen netten Kerl hält. In dieser Ausgangssituation liest sich bereits heraus, dass die Rolle für einen Mann, der zuvor bereits legendäre Helden in "Star Wars" und "Indiana Jones" verkörperte, keine sonderlich erhellende ist: Der gutmütige Cop, der sich über rund zwei Drittel des Films an der Nase herumführen lässt, lässt Ford als Schauspieler eher blöd dastehen. Brad Pitt überzeugt hingegen mit seinem Hollywood-Charme, ohne seiner eigentlich tiefgründigen Rolle aber weitere Facetten abringen zu können... was mehr die Schuld des Drehbuchs als die des "Sieben"-Stars ist. Dieses kommt anfangs nämlich nur sehr schwer in Schwung, um im weiteren Verlauf mit ebenso kitschigen wie melodramatischen Konflikten um die Ecke zu kommen, die so soapig und unglaubwürdig wirken, dass sie in einem solchen Krimi-Thriller absolut nichts verloren haben. Untermalt wird dieses arg romantisierende Klischee-Flickwerk dann noch vom Score des großen James Horner, der erneut eine wunderbare Arbeit abliefert... die aber nicht zu diesem Film passt. So wunderbar seine Melodien auch sind, so klingen sie nicht nach einem recht intimen Schlagabtausch zweier gebeutelter Männer, sondern mehr so, als würde die Titanic erneut gegen den Eisberg donnern oder die Na'Vi in die epische Schlacht gegen ihre Ausbeuter ziehen.
Es ist unübersehbar, dass sehr viel Talent in diesem Film schlummert... sowohl vor als auch hinter der Kamera. Die Besetzung ist zumindest auf dem Papier erstklassig, Regie, Komponist und Kameramann sind es ebenfalls. Irgendwie scheint diese Mixtur aus Profis hier aber einfach nicht zu zünden. Die wenigen Actionszenen, inklusive eines völlig banalen Showdowns, der sich zuvor immer wieder ausbremst, wirken wirr und ohne echte Kraft. Die Beziehungskisten unter den Protagonisten funktionieren (wenn überhaupt) nur auf einer Behauptungsebene und man spürt förmlich, dass der extrem dünne Plot, der schließlich nur auf ein klares Ende zulaufen kann, diesen mit immer weiteren Nebengeschichten aufplustern muss, um nicht nach sechzig Minuten bereits zu enden. Heraus kommt dann ein unfokussierter, zäher und unglaubwürdiger Thriller, der weder die innere Dramaturgie seiner Ausgangslage deutlich machen kann noch darüber hinaus als Charakterdrama überzeugt. Ein ziemlicher Mumpitz also, den man eigentlich aufgrund all dieser Talente mögen will... aber nein, dass "Vertrauter Feind" nah dran an einer Bauchlandung ist, darüber kann man einfach nicht hinwegsehen.

Fazit: Das Drehbuch ist eine Katastrophe, die Inszenierung ist mau und zwei Superstars schlagen sich mit schwach geschriebenen Charakteren herum. Ein Film zum Vergessen... wären die Hintergrundgeschichten der Produktion nicht durchaus interessant.

Note: 4



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