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Better Call Saul - Die erste Staffel

Jimmy McGill (Bob Odenkirk) ist ein erfolgloser Anwalt, der sich über Fälle, die schier nicht zu gewinnen sind, das nötige Geld zum Leben verdient. Sein trister Alltag besteht dementsprechend aus ewigen Stunden im Gericht, wobei er als Strafverteidiger zumeist als Verlierer hervorgeht, sowie den Besuchen bei seinem Bruder und Mentor Chuck (Michael McKean). Ohne ein echtes Ziel droht Jimmy die Frustration zu Kopf zu steigen... bis sich ihm plötzlich die Möglichkeit zu einem echten Durchbruch ergibt. Diesen muss er jedoch aufgrund einer kleinen Illegalität für sich gewinnen, weswegen Jimmy plötzlich auch in Kontakt mit echten Verbrechern kommt und gar um sein Leben fürchten muss. Um seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen, beruft sich Jimmy zumeist auf sein schnelles Mundwerk und sein fundiertes Rechtswissen... und kann sich so einen kleinen, aber feinen Kreis aus Vertrauten aufbauen, die womöglich seine Karriere antreiben können.

Etwas Skepsis hatte ich ja durchaus. Obwohl "Breaking Bad" bis heute zu einer meiner absoluten Lieblingsserien gehört (die auch in einem Rewatch rein gar nichts von ihrer Faszination verloren hat), wird mir immer ein wenig schwummrig, wenn in zuvor nicht geplanten Spin-Off's plötzlich auch durch die Geschichte manch einer Nebenfigur erzählt werden soll. Im besten Fall vergrößert man das Original mit wunderbaren Sidestorys, im schlechtesten Fall kann das Bemühen um eine emotionale Backstory einer Figur, die eigentlich eher ein humorbezogener, schräger Vogel war, aber auch in die Hose gehen. Meine Befürchtung war, dass man diesem verrückten Anwalt, der "Breaking Bad" mit seinen fiesen Tiraden so skurill bereichert hatte, auf Gedeih und Verderb persönliche Anliegen und eine aufwühlende Vergangenheit auf den Leib schreiben wollte... denn wenn er nun die Hauptfigur einer eigenen Serie sein soll, braucht es da eben auch etwas mehr. Diese große Befürchtung ist dann aber kaum der Rede wert, denn obwohl "Better Call Saul" genau das tut, wovor ich solche Angst hatte, ist der Weg hin zu einem nachdenklichen, auch ziemlich frustrierten und zornigen "Saul" hier doch sehr gelenk gelungen.
Um den Anwalt, der in dieser Staffel noch seinen echten Namen Jimmy McGill trägt, tatsächlich von einer anderen Seite als der Bekannten zu zeigen, setzen wir am Anfang an. Dort ist er noch kein Staranwalt, der mit kitschigen Fernsehspots auf sich aufmerksam macht, sondern einer, der sich Ruhm und Geld hart erarbeiten muss und dabei von Konkurrenten und sogar von Mitstreitern etliche Steine in den Weg geworfen bekommt. Natürlich scheint diese schräge Seite, in welcher Jimmy schwungvolle Reden hält und seine Zuhörer mit einem flotten Mundwerk für sich einnimmt, immer wieder durch - da ist schon die erste Szene der ersten Folge nach dem Vorspann absolut bezeichnend. Und trotzdem gelingt es den Machern sehr solide, die Figur auch auf dramatische Art und Weise atmen zu lassen, ohne dass dieses Vorhaben aufgesetzt wirken würde. Sie bereichern seine Geschichte durch stimmige Figuren, die seinen Weg teilen oder ihn darauf begleiten und haben mit Mike Ehrmantraut, der ebenfalls aus dem "Breaking Bad"-Original seine Vorgeschichte bekommt, sogar ein weiteres bekanntes Gesicht dabei, welches ebenfalls näher beleuchtet wird.
Da mit Vince Gilligan das Mastermind hinter der Originalserie auch hier seine Finger im Spiel hatte, fällt der Inszenierungsstil trotz völlig anderen Tons und Genres ähnlich aus. Dementsprechend nimmt man sich hier sehr viel Zeit, um Plot und Figuren breit zu etablieren. Was bei "Breaking Bad" jedoch noch funktionierte, ist in diesem wesentlich simpler gehaltenen Justiz-Rahmen aber manchmal etwas zäh und nach zehn Episoden muss man konstatieren, dass die Geschichte nur wenige Schritte nach vorn gemacht hat. Richtig langweilig wird es einem dank der schillernden Performance von "Die Verlegerin"-Star Bob Odenkirk zwar nie, aber etwas mehr Schwung hätte es hier ab und an schon sein müssen. Dafür kann dann jede Nebengeschichte richtig atmen, was vor allem dem unaufgeregten und als solcher deshalb so wirksamen Subplot rund um Jimmys Bruder Chuck. Etwas ungelenker ist das Wiedersehen mit manch einem alten Bekannten, denn da "Better Call Saul" lange vor der Entwicklung von Walter White zu Heisenberg spielt, kann man auch Verstorbene in dieser Rückblende wieder integrieren. Was erst für freudige Überraschung sorgt, stellt sich letztendlich aber als ziemlich bemühter Fanservice heraus, was zu herben Kontrasten zu der eigentlich eigenständigen Geschichte führt.

Fazit: Dass auch ein zuvor fast nur als schräger Sidekick bekannter Charakter wie Jimmy McGill seine eigene Serie tragen kann, beweist diese erste Staffel problemlos. Die breite Erzählweise und etwas zu bemühter Fanservice stören zwar, diese kleinere Geschichte ist aber durchaus packend erzählt.

Note: 3+









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