Direkt zum Hauptbereich

Hot Tub - Der Whirlpool... ist 'ne verdammte Zeitmaschine!

Eigentlich wollten die drei alten Freunde Adam (John Cusack), Nick (Craig Robinson) und Lou (Rob Corddry) gemeinsam mit Adams Neffen Jacob (Clark Duke) nur einen Wochenendtrip in die alte Sommerhütte der ehemaligen Clique machen. Dort wollten sie, aufgrund eines kruden Suizidversuchs seitens Lou, der die Kontrolle über sein Leben verloren hat, die alten Zeiten wiederaufleben lassen, um dessen Psyche auf die Sprünge zu helfen. Bei einem gemeinsamen Bad im Whirlpool finden sich die vier Männer jedoch plötzlich im Jahr 1986 wieder - mitten in der besten Zeit im Leben von Adam, Nick und Lou. Die drei Freunde beschließen, die Ereignisse der Nacht in der Vergangenheit genauso zu bewältigen wie sie es vor zwanzig Jahren taten, um kein Paradoxon herbeizuführen und um auch Jacobs hier noch nicht geborenes Leben zu schützen. Doch der Reiz, einige Fehler auszumerzen, welche ihre späteren Leben aus den Angeln hoben, lässt sie mehr als nur einmal unvernünftig werden...

Natürlich ist "Hot Tub Time Machine", wie der wesentlich griffigere Originaltitel lautet, in erster Linie eine Zeitreisen-Komödie, weswegen man die hier dargestellte Zeitreisenthematik mit all ihren Plotholes und selbstaufgestellten Regeln nicht ernstnehmen sollte. Denkt man nämlich nur einmal kurz über die Gefahr möglicher Zeitverschiebungen nach, dann bricht das gesamte Konstrukt, welches den dünnen Plot dieses Films ausmacht, förmlich auf der Stelle in sich zusammen. Aber ein solches Mitdenken ist natürlich auch nicht gefragt, da die Macher rund um Regisseur Steve Pink einfach nur eine möglichst spaßige Komödie abliefern wollten. Auch das ist ihnen aber nicht so richtig gelungen, weswegen "Hot Tub" nach anfänglich vielversprechendem Start alsbald in die üblichen Gepflogenheiten der versauten US-Comedys versinkt, die ich eigentlich so gerne vermeide. Zugute halten muss man dem Film sicherlich, dass einige seiner vollkommen grotesken Gags so absurd sind, dass sie schon wieder lustig werden - generell ist das ständige Herumgebrülle und Herumtrampeln auf Witzen, die sich weitestgehend über Schwanzlängen, Kotze und andere menschliche Ausscheidungen drehen, aber erwartungsgemäß penetrant, unlustig und dementsprechend nervtötend.
Mit dem von Rob Corddry gespielten Vollidioten Lou gibt es diesbezüglich auch den nötigen Charakter, der all diese grotesken Sex- und Kackwitzchen auf sich vereint. Das sorgt dann dafür, dass dieser Lou ein absolut hassenswerter und nerviger Charakter ist, während die anderen Figuren glücklicherweise die Sympathien auf sich vereinen können. Es bleibt zwar nach wie vor ein Mysterium, was einen eigentlich zu viel Höherem berufenen Schauspieler wie John Cusack in diese Komödie getrieben hat, aber immerhin ist seine Darstellung durchaus solide. Und mit "Das ist das Ende"-Star Craig Robinson haben wir dann immerhin noch einen sympathischen Typen, an dem man sich richtiggehend festhalten mag, auch wenn sich das Skript hinsichtlich seiner Rolle doch etwas zu überzeichnet an der möglichen Ehekrise mit seiner Frau in der Gegenwart ausruht. In Nebenrollen bekommen wir Schauspieler zu sehen, die heute durchaus einen Starstatus erlangen konnten, wobei weder "Captain America"-Star Sebastian Stan noch die aus "Kick-Ass" bekannte Lyndsey Fonseca in ihren schrägen Klischeeparts richtigen Eindruck hinterlassen. Herausstechen tut dafür Lizzy Caplan, von der ich in dieser Runde gern etwas mehr gesehen hätte.
Was den Film dann weitestgehend am Laufen hält ist die doch recht einnehmende Beziehung der drei alten Freunde, die hier über die altbackenen Gags hinwegtäuschen kann - da kommt es dann gegen Ende sogar zu ein paar berührenden Momenten, die nicht gleich vom platten Dauerfeuer umgenietet werden. Erschreckend wirkt hingegen eher, wie viele der ohnehin eher mauen Witzchen sich gegen Frauen und Homosexuelle richten. Natürlich muss man konstatieren, dass eine Menge US-Komödien zu dieser Zeit gegen Minderheiten ausgeteilt haben, doch das Maß an Homphobie in diesem Film ist nicht nur in Einzelszenen aufsehenerregend. Auch Frauenfiguren werden zumeist nur als Betthäschen beschrieben - da gerät eine Sexszene sogar nur zum Erschaffen eines Kindes, während die Frau dahinter vollkommen verblasst. Etwas abgefedert wird dieser recht hassenswerte Ton immerhin davon, dass die vier im Fokus stehenden Männer auch nicht zwingend als absolute Helden dargestellt werden und die Zuschauer besonders das verachtenswerte Verhalten von Lou noch mehr als kritisch hinterfragen dürfen. Dass bei "Hot Tub" dennoch ein ziemlich harscher und widerlicher Ton mitschlägt, der über die üblichen Pipi-Kaka-Gags hinausgeht, lässt sich aber nicht übersehen.

Fazit: Die Gag-Qualität dieser US-Komödie bewegt sich im üblichen Niveau zwischen Toiletten-Gags und Homophobie, wobei in der Absurdität diverser Szenen auch Lacher platziert werden. Sympathische Schauspieler retten das Zeitreise-Abenteuer mit kleinen Nuancen vor einem tieferen Sturz.

Note: 4+





Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid