Die ganze Welt blickt auf den Kometen Clark, der so nah wie kein Himmelskörper zuvor an der Erde vorbeiziehen soll. Als der Bauingenieur und Familienvater John Garrity (Gerard Butler) während eines Einkaufs jedoch einen Anruf vom Heimatschutz bekommt, der ihn sowie seine Frau Allison (Morena Baccarin) und den gemeinsamen Sohn Nathan (Roger Dale Floyd) als Ausgewählte für eine Rettung in einem Schutzbunker ausruft und zur sofortigen Abreise befehligt, bekommt dieser es mit der Angst zu tun. Kurz darauf wird klar, dass Clark in wenigen Tagen tatsächlich als globaler Killer auf dem Planeten einschlagen wird. Die Garritys brechen in aller Eile auf, doch bereits auf dem Weg zu dem rettenden Flugzeug, welches sie in die Schutzbunker bringen soll, kommt es zu vielerlei Hindernissen, die durch ausbrechende Panik in der Bevölkerung sowie kleinere Kometenstücke, die weltweit einschlagen, resultieren...
"Greenland" ist tatsächlich kein weiterer Super-Bombast-Katastrophenfilm im Stile eines Michael Bay oder Roland Emmerich. Im Gegensatz zu mörderisch unterhaltsamen Blockbustern wie "2012", bei denen die Leinwand unter beeindruckenden Actionszenen wackelt, ist dieser Film schon beinahe ein intimes Drama und damit wesentlich näher dran an Steven Spielbergs "Krieg der Welten". Hüben wie drüben steht eine dreiköpfige Familie im Mittelpunkt, an welche wir uns während der ablaufenden Zeit bis zum unvermeidlichen Kometeneinschlag klammern. Dabei blickt "Snitch"-Regisseur Ric Roman Waugh, sicherlich auch dem sehr moderaten Budget geschuldet, nicht auf ausladende Zerstörungsszenen, sondern beschreibt den beschwerlichen Weg einer Familie hin zu einer potenziellen Rettung. Diverse Informationsbrocken müssen sich die Garritys und somit auch wir Zuschauer quasi im Vorbeigehen durch Nachrichtensendungen oder knappe Gespräche mit anderen Menschen zusammensammeln. Somit weiß der Zuschauer niemals mehr als die gehetzten Protagonisten selbst, was durchaus intensiv ist und einen angenehm realistischen Touch verleiht.
Da die Actionmomente knapp ausfallen, kann sich "Greenland" den wesentlich spannenderen und als solche auch ziemlich unangenehmen Szenen widmen, die aus den Reaktionen der Menschen um sie herum resultieren. Statt der nächsten zu Asche zersprengten Großstadt sehen wir verlorene Menschen, die nicht für einen Schutzbunker auserwählt wurden und daher John um Mitreise bitten - eine Bitte, die der Familienvater schweren Herzens ablehnen muss, um seine eigenen Mitmenschen zu retten. Auch in düsteren Momenten, die aufzeigen, was Menschen bereit sind zu tun, um sich und ihre Liebsten in Sicherheit zu wissen, beweist Waugh einiges an Mut. Auflockernden Humor findet man nicht, die Endzeitstimmung ist trist und scheinbar hoffnungslos. Baden tut sich der Regisseur in solch einem Voyeurismus an zerstörten Seelen jedoch nicht, da er das Tempo über zwei Stunden hochhält. Die Garritys spielen gegen eine tickende Uhr und haben somit keine Zeit, diverse Schicksale zu beweinen. Das sorgt im Umkehrschluss aber für keinen kühlen Tonfall, sondern für eine noch enger zugeschnürte Brust, wenn im Zeichen der Apokalypse Opfer erbracht werden müssen und nicht mal die Zeit bleibt, diese noch zu beklagen, da sie sonst vergebens sein könnten.
Um die Spannungsschraube auf die gesamte Laufzeit zu halten (und sie zwischenzeitlich gar anzuziehen), muss Waugh allerdings auf manch ein konstruiertes Hindernis zurückgreifen. Durch manch ein recht dummdreistes Handeln der Protagonisten oder durch (un)glückliche Zufälle entstehen immer neue Hürden, die alle an und für sich spannend sind und am Ball halten, wobei man aber immer wieder das sprunghafte Drehbuch, welches diese Situationen zumeist nur erfindet, um die Laufzeit noch ein wenig zu strecken, kritisieren möchte. Die ersten dreißig Minuten, wenn die Protagonisten mit versteinerten Mienen und unter traumatischem Schock das Ende der Welt akzeptieren und gute Manieren über Bord werfen müssen, sind in dieser Form mit Abstand die stimmigsten, während der lange Mittelteil hochspannende Einzelmomente wirkt, die in ihrer Gesamtheit aber ab und zu etwas zusammengeschustert wirken. Pünktlich zum finalen Showdown geht "Greenland" dann sogar komplett die Puste aus - das letzte Aufbäumen gegen den unbesiegbaren Feind wird in Eiltempo und ohne große dramaturgische Finesse abgefrühstückt, wobei es auch noch zu einigen recht klischeehaften Wendungen kommt.
Fazit: Im Gegensatz zu seinen bombastischen Blockbuster-Konkurrenten zeigt "Greenland" mit intensiven Einzelszenen das Schicksal einer Familie im Angesicht der Apokalypse. Das wirkt hin und wieder etwas konstruiert, bleibt aber durchweg dramatisch und spannend.
Note: 3+
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