Direkt zum Hauptbereich

Message from the King

Jacob King (Chadwick Boseman) kommt aus Kapstadt nach Los Angeles. Dort will er seine Schwester Bianca (Sibongile Mlambo) suchen, die sich seit geraumer Zeit nicht mehr bei ihm meldet. Erste Hinweise auf ihren ungewissen Verbleib findet King bei Biancas früherer Nachbarin Trish (Natalie Martinez), die von der gescheiterten Beziehung zu ihrem Ehemann plaudert und auch von einem Kind, um welches sich Bianca kümmert. Schon bald vermutet King, dass seine Schwester womöglich einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist. Seine Spurensuche im Untergrund von Los Angeles bringt ihn schließlich auch selbst ins Fadenkreuz von finsteren Männern, als Jacob die Geheimnisse von mehreren hochrangigen Menschen in der Stadt ans Licht zu bringen droht.

In der Rolle des Superhelden T'Challa alias "Black Panther" hat sich der im August 2020 verstorbene Chadwick Boseman unsterblich gemacht. Dass er aber auch wesentlich mehr verkörpern konnte als einen der vielschichtigsten und beliebtesten Helden im Marvel Cinematic Universe, war bereits klar - auch wenn er diese Tatsache aufgrund seines viel zu frühen Todes nicht mehr oft unter Beweis stellen konnte. Ein recht deutliches Ausrufezeichen setzte Boseman somit auch mit dem Netflix-Thriller "Message from the King", der leider viel zu selten in der Biografie des Schauspielers hervorgehoben wird. Sicher, ein filmisches Highlight ist das Werk nicht, doch gerade aufgrund der energiegeladenen, schier brodelnden Performance des "21 Bridges"-Stars lohnt sich eine Sichtung absolut. Boseman agiert, wie in anderen Rollen von ihm gewohnt, mit einer nuancierten Präsenz, unter deren Oberfläche viel Zorn zu stecken scheint. Seine nur äußerliche Ruhe überträgt sich dabei auch auf das Gefühl des Films, der mehr mit einer starken Atmosphäre als mit hohem Tempo glänzt.
Die Geschichte des Films ist nicht sonderlich originell und auch die Antworten auf die Fragen, was mit Bianca geschehen ist und was die offensichtlich ziemlich finsteren Hintermänner eigentlich für Dreck am Stecken haben, werden nicht allzu tief behandelt. Dafür wird die Story aber durchweg spannend erzählt und besonders in der ersten Hälfte, wenn sich Jacob King spärliche Hinweise über Gespräche mit Bekannten seiner Schwester, zurückgelassene Gegenstände und dem Zusammenknüpfen von Hörensagen erarbeiten muss, kann der Film trotz langsamen Tempos klare Akzente setzen. Das gelingt ihm auch durch ein ziemlich namhaftes Star-Ensemble, welches hier teilweise auch nur in kleineren Rollen agiert. So fällt der Auftritt von "Harry Potter"-Star Tom Felton beinahe in den Cameo-Bereich, während die Parts von Alfred Molina und Luke Evans wesentlich größer ausfallen. Etwas schwierig bleibt nur die Besetzung von Teresa Palmer, die zwar eine grundsolide Vorstellung abgibt, deren Rolle aber bemerkenswert leer bleibt. Ähnliches gilt auch für Bosemans Jacob King - eine starke schauspielerische Performance in einer ansonsten recht blass gezeichneten Rolle. Anders als ein Brian Mills in "96 Hours", zu welchem wir aufgrund seiner beruflichen Vergangenheit eine klare Vorstellung seiner Fähigkeiten erhalten, wird bis kurz vor Schluss nicht klar, ob und wie King diese Jagd nach Gerechtigkeit eigentlich durchziehen kann.
So bleiben sowohl im zentralen Plot als auch in der Charakterzeichnung zum Ende hin einige Fragen offen. Immerhin endet der Film aber auch nicht in einem bunten Happy End, sondern hält sich einige Türen offen - nicht für eine Fortsetzung, sondern auch für den Zuschauer, der diese offenen Fäden weiterspinnen kann. Positiv anzumerken ist ebenfalls, dass sich "Message from the King" niemals von seinem Ton entfernt und Gefahr läuft, plötzlich zu einem Action-Reißer zu werden. Nein, die einzelnen Actionszenen sind dabei ebenso knackig wie uncharmant und auch das spannende Finale glänzt nicht durch brutale Shootouts, sondern durch die Ausweglosigkeit eines finsteren Gangster-Strudels. Dementsprechend ist hier nicht die Action, sondern die düstere Atmosphäre der Star, die Regisseur Fabrice Du Welz wirkungsvoll einzufangen vermag. Aus den Augen eines Mannes, der sich in dieser Stadt als Ausländer verloren vorkommen mag, weichen Licht und Glanz aus der großen Metropole und machen sie zu einem bedrohlichen, einengenden und beinahe selbst verlorenen Mysterium.

Fazit: Der Plot ist nicht sonderlich originell, auch die Charaktere werden in dieser Hinsicht eher unterzeichnet. Chadwick Boseman holt mit einer brodelnden Performance aber noch eine Menge raus und die düstere Atmosphäre einer verschlossenen Stadt wird effektiv in Bild und Ton übertragen.

Note: 3





Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid