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Spenser Confidential

Fünf Jahre saß der ehemalige Polizist Spenser (Mark Wahlberg) im Gefängnis, nachdem er seinen Vorgesetzten Captain Boylan (Michael Gaston) aufgrund eines schwerwiegenden Verdachts verprügelt hat. Kurz nach Spensers Entlassung wird Boylan ermordet auf einem Busparkplatz aufgefunden und Spenser gerät in den Fokus der Ermittlungen seiner ehemaligen Kollegen. Spenser ermittelt daraufhin auf eigene Faust, um sowohl seinen eigenen Namen und den eines weiteren Verdächtigen reinzuwaschen. Unterstützt wird er dabei von seinem grantigen Vater Henry (Alan Arkin), der in einem nahen Boxstudio arbeitet, sowie dessen Zögling Hawk (Winston Duke), der nicht immer wirklich einverstanden mit Spensers zum Teil groben Vorgehensweisen ist…

Die fünfte Zusammenarbeit von Regisseur Peter Berg und Hauptdarsteller Mark Wahlberg, die beide auch auf den Produzentenstühlen Platz nahmen, fand nun, ganz getreu dem Zeitgeist, auf dem Streamingdienst Netflix statt. Berg, der sich in den letzten Jahren mit ernsten Tönen in Werken wie dem zynischen "Lone Survivor" oder auch komplett zersäbelten Einbahnstraßen wie dem wirren "Mile 22" einen umstrittenen Namen machte, findet in "Spenser Confidential" nun jedoch einen vergleichweise heiteren Tonfall, den man so von ihm nicht zwingend erwartet hätte. So ist der brutale Kriminalfall, den der oftmals auf seine Fäuste vertrauende Spenser hier aufklären muss, zwar eine durchweg ernste Angelegenheit, die jedoch im Zusammenspiel mit dem bulligen Hawk eher in die Buddy-Schiene gedreht wird. Das ist im Kern launige Unterhaltung, recht flott und geradlinig erzählt. Dabei ist der im Fokus stehende Plot gerade spannend genug, um bei der Stange zu halten, als solcher aber auch generisch erzählt und ohne wirkliche Überraschungen abgespult.
Wirklich stoßen kann sich der Film bei solch einer quasi sicheren Nummer also nicht - stattdessen spult er einfach einen reichlich unoriginellen, in seiner Form aber vor allem in der ersten Hälfte spannenden Plot ab und garniert diesen mit den üblichen Genre-Charakteren. Der Humor steht dabei oft im Vordergrund, gleitet aber nicht in albernen Klamauk ab - sogar die ständig zeternde Exfreundin des Hauptcharakters kommt dabei besser weg, als man es bei solch einer Beschreibung vermuten würde. Überraschend im negativen Sinne ist dabei viel mehr, wie viel Potenzial für spannende Ausgangssituationen "Boston"-Regisseur Berg hier liegen lässt. So macht er mit dem unangenehmen Zufall, dass der fünf Jahre zuvor von Spenser brutal verprügelte Captain nur einen Tag nach der Entlassung des Täters ermordet wird, ein spannendes Fass auf, welches später aber nie wieder angerührt wird. Auch die Tatsache, dass Spenser sich als ehemaliger Cop sowohl im Gefängnis als auch als Schläger, der den beliebten Captain verdroschen hat, unter seinen Ex-Kollegen keine Freunde macht, ist hier nur für manch eine beliebige Klopperei gut. 
Diese kleinen Actionszenen werden überraschend sparsam über die Laufzeit verteilt - tatsächlich enthält "Spenser Confidential" nur eine Handvoll solcher Szenen, die dann auch noch ziemlich knapp ausfallen. Eine wirklich erinnerungswürdige Szene ist nicht dabei... auch da Berg hier wieder ein Schnittgewitter auf den Zuschauer loslässt, welches besonders im dramaturgisch eh reichlich flachen Finale die einzelnen Fights komplett zerschnippelt. Zu diesem Zeitpunkt lehnt man sich dank der funktionierenden Chemie zwischen den Darstellern, dem ansatzweise spannenden Plot und einiger treffsicherer Humor-Elemente aber schon einigermaßen zufrieden zurück. "Transformers"-Star Mark Wahlberg agiert gewohnt souverän und Winston Duke spielt sich nach seinen Auftritten in den Marvel-Filmen immer weiter nach vorne in die A-Liga Hollywoods. Schade nur, dass der große Alan Arkin wenig mehr zu tun bekommt als schnippische Einzeiler von sich zu geben... allerdings ist Arkin auch ein Schauspieler mit einem solch brillanten Comedy-Timing, dass selbst diese rasch abgefrühstückte Performance noch für zahlreiche Lacher reicht.

Fazit: "Spenser Confidential" ist ein geradliniger Krimi-Buddy-Movie, der zwar viel spannendes Potenzial liegen lässt und auch seine Nebendarsteller unangenehm verheizt, der aufgrund der flotten Geschichte und der charmanten Hauptfiguren aber auch genug Laune gemacht. Actionfans werden aufgrund der Rarität und auch der mauen Inszenierung der zentralen Fights enttäuscht.

Note: 3-





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