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Auf Messers Schneide - Rivalen am Abgrund

Der Fotograf Robert Green (Alec Baldwin) ist in Alaska, um dort eine Fotoreihe mit dem Model Mickey Morse (Elle Macpherson) zu machen. Begleitet werden sie von Mickeys Ehemann, dem Milliardär Charles Morse (Anthony Hopkins), der schon bald den Verdacht hegt, dass seine Frau ihn mit dem Fotografen betrügen könnte. Als Green von einem alten Indianer erfährt, der in der nahen Wildnis leben soll, möchte er auch ihn für seine Fotoreihe gewinnen, weswegen er gemeinsam mit seinem Assistenten Stephen (Harold Perrineau) sowie Charles aufbricht, um den Ureinwohner zu finden. Dabei stürzt ihr Flugzeug jedoch mitten in der Wildnis ab. Während die drei Männer nach Nahrung und einer möglichen Rettung suchen, nimmt ein blutrünstiger Kodiakbär ihre Verfolgung auf...

Das Beeindruckendste an diesem Abenteuerfilm von "Next"-Regisseur Lee Tamahori sind definitiv die Aufnahmen des gigantischen Bären. Hierbei kamen so gut wie keine Special Effects zum Einsatz - stattdessen griff man auf den bereits im Filmgeschäft erfahrenen Kodiakbären Bart und seinen Trainer Doug Seus zurück. Da man hier auf ein echtes (und in seiner schieren Größe absolut beeindruckendes) Tier zurückgreifen konnte, wirken die Szenen, in denen die Überlebenden sich den Angriffen des monströsen Gegners erwehren muss, deutlich intensiver. Jede Computeranimation, und sei sie auch noch so realistisch, stinkt gegen die echte Natur eben immer noch ab und dementsprechend leisten Seus, Bart und Tamahori hier absolut Gewaltiges. Als Zuschauer nimmt man diese Momente extrem spannend wahr und wie Tamahori dabei zwischen Gewalt, Horror und Action wechselt, das hat schon ein sehr hohes Niveau. Greifbar macht er die angsterfüllende Erfahrung zusätzlich durch ein starkes Sounddesign und einen passenden Soundtrack von Altmeister Jerry Goldsmith.
Es verwundert dementsprechend nicht, dass der Kampf gegen den großen Bären, den Charles Morse alsbald als Menschenfresser bezeichnet, da er wohl schon mal Menschenfleisch gekostet hat und somit akribisch danach sucht, im Fokus des Films steht. Die einzelnen Attacken des Bären folgen dicht aufeinander, wobei das Tempo gleichmäßig hochgehalten wird. Ruhepausen gibt es nur wenige, was auch dazu führt, dass die im ersten Drittel des Films noch recht sorgfältige Charakterisierung der handelnden Figuren ein wenig vernachlässigt wird. Der zentrale Konflikt, der sich um den Fotografen Green, der eventuell eine Affäre mit Morse's Frau hat, dreht, muss dabei recht schnell dem Überlebenskampf in der unerbittlichen Wildnis weichen. Keine sonderlich angenehme Rolle für Alec Baldwin also, der anfangs aber noch besser wegkommt. Hier spielt der Film recht trickreich mit den Erwartungen des Zuschauers, da man nie ganz sicher ist, ob nun Morse oder doch Green als Bösewicht der Handlung in Stellung gebracht werden. Das mag natürlich bisweilen auch mit der Besetzung des hier sehr nuanciert auftretenden Anthony Hopkins zu tun haben, den wir in den 90er-Jahren vermehrt als Antagonist kennenlernten.
Hopkins erdet den Film auch dank seines clever geschriebenen Charakters: Sein Charles Morse interessiert sich für den Überlebenskampf in der Wildnis, verschlingt zahlreiche Bücher darüber und ist in etlichen Bereichen überdurchschnittlich gut gebildet... selbst in der Wildnis war er jedoch nie, weswegen er sein theroretisches Wissen erst noch in der Praxis beweisen muss. Somit ist Charles Morse hier kein unkaputtbarer Superheld, sondern nur ein reicher Mann, dem sein Geld in der Natur nichts nützt und der deswegen erst lernen muss, wie er hier überleben kann. Es ist nicht so, dass das Drehbuch sehr viel aus dieser interessanten Konstellation machen würde, da man sich alsbald doch eher auf actionorientierte Wege begibt, aber ein wenig psychologische Tiefe ist schon zu erkennen. Enttäuschend verläuft dabei nur der erstaunlich klein gehaltene Showdown, der definitiv zu wenig emotionale Vorbereitungszeit hatte, um wirklich zünden zu können. Dementsprechend dümpelt der Film in seiner etwas kitschigen Dramatik eher unaufgeregt zu Ende, was jedoch halb so schlimm ist, da man zuvor definitiv einige Highlights erleben konnte.

Fazit: Ein solides Abenteuer-Drama mit einigen ganz starken Spannungsspitzen, in welchen die Actionszenen mit dem riesigen Kodiakbären inszenatorisch herausragen. Auf dramaturgischer Ebene gibt es spannende Ansätze, die aber leider nicht konsequent genug verfolgt werden.

Note: 3



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