Im Jahr 1934 ist die Zeit der Texas Ranger eigentlich vorbei und der ehemalige Ranger Frank Hamer (Kevin Costner) genießt den Ruhestand auf seiner Farm. Plötzlich wird seine eigentümliche Vorgehensweise jedoch wieder gebraucht, als er auf Geheiß der Gouverneurin Ma Ferguson (Kathy Bates) seine Dienstmarke zurückbekommt. Seine Aufgabe: Er soll das flüchtige Banditen-Duo Bonnie und Clyde dingfest machen, die während ihrer brutalen Tour bereits mehrere Polizeibeamte getötet haben und einfach nicht zu fassen sind. Dafür soll Hamer alles tun können, was ihm beliebt... und wenn er das Leben der beiden Gangster mit Waffengewalt beendet. Unterstützung erhält der alternde Ranger von seinem ehemaligen Kumpanen Maney Gault (Woody Harrelson) - gemeinsam heften sie sich an die Fersen der beiden berüchtigten Verbrecher, um ihnen eine Falle zu stellen.
Jahrelang schmorte dieses Projekt in der Produktionshölle. Eigentlich sollte die Geschichte der beiden Texas Ranger, die sich an die Fersen von Bonnie und Clyde hefteten, bereits im Jahr 2005 verfilmt werden, doch kein Studio wagte es, den Stoff zu finanzieren. Es sollte weitere vierzehn Jahre dauern, bis die Rettung, wie so oft heutzutage, in Form des Streaminggiganten Netflix am Horizont erschien. Mit einem stattlichen Budget von rund 49 Millionen Dollar war das Ding also endlich gesichert und Netflix konnte sich ein vielversprechendes Original sichern, welches an den Kinokassen höchstwahrscheinlich baden gegangen wäre. Dabei klingt allein die Idee einer Erzählung über die beiden Männer, die das wohl berüchtigste Verbrecher-Pärchen des letzten Jahrhunderts jagten, bereits wahnsinnig spannend. "The Founder"-Regisseur John Lee Hancock machte aus der Vorlage allerdings weder einen Action-Thriller noch eine Art historischen Krimi. Stattdessen legt er sein Werk wesentlich sperriger an und verweigert sich so dem Mainstream.
Was daraus resultiert ist ein Film, der stimmungsvoll inszeniert ist, in wunderbaren Bildern schwelgt und in Sachen Ausstattung und Setdesign ungemein detailliert die Zeit der 30er Jahre in Texas zum Leben erweckt. Mit einem wunderbaren Soundtrack des meisterhaften Thomas Newman fühlen wir uns dabei wie auf einer Zeitreise, wobei die knackigen Dialoge, der leise Humor und das gezügelte Tempo ihr Übriges tun. Man kann "The Highwaymen" also durchaus als atmosphärisch dicht bezeichnen, was ihn aber nicht über rund 130 Minuten rettet. Denn die Geschichte, die sie hier erzählen, ist auf dem Papier durchaus spannend, doch das "Wie" dieser Erzählung ist es leider nicht. Es war vielleicht keine ganz clevere Entscheidung, die Geschichte einzig und allein aus der Sicht der Verfolger zu erzählen, sodass Bonnie und Clyde im Grunde nur schemenhafte Gestalten bleiben. Natürlich weiß so ziemlich jeder Zuschauer, wer die beiden sind und die Bedrohung durch sie wird auch in den wenigen Szenen, in denen wir sie bei ihren brutalen Taten sehen, deutlich. Trotzdem gewinnen die Gegenspieler, über die hier viel geredet wird, die wir ansonsten aber nicht kennenlernen, nicht an Persönlichkeit und bleiben uns somit in jeglicher Form fern.
Somit ist auch die akribische Verfolgungsjagd nach Bonnie und Clyde und die frustrierende Erfahrung der beiden Ranger, die immer wieder Rückschläge kassieren, gar nicht der Fokus. Der Fall dient als Aufhänger um stattdessen die Geschichte von Frank Hamer zu erzählen - ein alternder Ranger, der eigentlich längst abserviert wurde. Nun braucht das Land aber wieder die Werte dieses Mannes - die Werte, die eigentlich bereits verpönt waren. Wie Hamer, hier getragen vom gewohnt rustikalen Charme eines Kevin Costner, hier erst mit seinem alternden Körper und schließlich auch mit den neuen Gesetzen und Gesetzeshütern um ihn herum zurechtkommen muss, das hat durchaus Charme. Mit der Zeit ermüden diese langen Ermittlungen und die schier ewig dauernden Dialoge von zwei Männern, die sich viel zu sagen haben... aber erstaunlich wenig in Bewegung setzen. Costner und Harrelson geben ein knochiges, charmantes Paar von alten Haudegen ab, doch auch sie können nicht darüber hinwegtrösten, dass die arg langsam erzählte Geschichte hier recht substanzlos vorgetragen wird. Dass ein jeder weiß, wie sie letztendlich ausgehen wird, ist da auch nicht hilfreich.
Fazit: Hancock inszeniert seinen historischen Krimi mit Fingerspitzengefühl und einer wunderbaren Atmosphäre - auch die Hauptdarsteller überzeugen. Leider kommt der auf dem Papier spannende Plot nie wirklich in Schwung und auch die detaillierte Stimmung einer anderen Zeit trägt nicht auf Dauer.
Note: 3-
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