James Bond (Roger Moore) erhält eine ebenso eindeutige wie kreative Todesdrohung: Eine goldene Kugel, in welcher seine geheimdienstliche Kennnummer eingraviert ist, erreicht seinen Vorgesetzten "M" (Bernard Lee). Da dieser um Bonds Wohl fürchtet, möchte er seinen besten Agenten in den Urlaub schicken. Bond hingegen forscht in der Sache nach, wobei er gleichzeitig auch nach Informationen über einen gewissen Solex-Generator sucht, welcher Sonnenstrahlen in elektrischen Strom verwandeln kann. Beide Spuren führen Bond schließlich auf die Fährte des berüchtigten Francisco Scaramanga (Christopher Lee), welcher noch ein Hühnchen mit dem Agenten zu rupfen hat. Bond stellt sich seinem Feind, wobei er von seiner Kollegin Mary Goodnight (Britt Ekland) unterstützt wird...
"Der Mann mit dem goldenen Colt" gilt heute als einer der schwächeren Bondfilme, was ich nach dieser Sichtung nicht wirklich nachvollziehen kann. Zwar wird die altbekannte Formel auch hier erneut wiederholt, ohne dabei wirkliche Wagnisse einzugehen, doch das müssen sich ja auch beinahe alle anderen Bondfilme ebenfalls ankreiden lassen. Ich fühlte mich zwei Stunden lang gut unterhalten und sah meine Befürchtungen, die aufgrund des direkten Vorgängers "Leben und sterben lassen", welcher Roger Moores erster Auftritt als 007 war, nicht mehr bestätigt. Die Jagd nach dem berüchtigten Francisco Scaramanga stellt sich als runde, temporeiche Sache heraus, wobei die zwei Stunden Filmzeit nicht unbedingt im Flug vergehen, aber sich dennoch keine Langeweile breitmacht. Der Film überzeugt dabei sowohl auf humoristischer Ebene als auch in der Spannungskurve... zumindest bis zum Finale, welches im Grunde nur wieder eine knallende Sequenz nach der anderen präsentiert und sich dabei nicht von den altbekannten Showdowns der Vorgänger abheben kann.
Dieses Finale findet nämlich zum wiederholten Male in einer geheimen Laboranlage des Bösewichts statt, wobei recht bequem im Studio gedreht werden kann. Sogar diverse Handlungsmuster wiederholen sich, was erneut beweist, dass die Bondfilme der früheren Ära eben weitestgehend nach dem immer gleichen Handwerk funktionieren. So lässt sich dieser Film dann im Grunde auch ohne Vorkenntnisse genießen und funktioniert als eigenständiges Werk, auch wenn diverse Running Gags und Zitate an den Nichtkennern vorbeigehen werden. Ohne einen direkten Vergleich zu den Vorgängern dürfte dann auch die Formelhaftigkeit nicht weiter auffallen, doch auch mit dem Vorwissen unterhält "Der Mann mit dem goldenen Colt" sehr solide. Spaß macht dabei nicht nur Christopher Lee, der einem eigentlich ziemlich einseitigen Schurken ein spannendes Profil verleiht, sondern auch die ein oder anderen Nebenfigur. Teilweise gibt es sogar Wiedersehen mit alten Bekannten, mit denen man so nicht gerechnet hat und auch die furiosen Actionszenen gelingen wie gewohnt, auch wenn sie sich das ein ums andere Mal im Kreise drehen.
Sehr schön zu sehen ist auch, dass Roger Moore endlich einen wirklichen Zugang zur Rolle gefunden hat, ohne sich dabei von seinem Vorgänger Sean Connery (den viele ja noch immer als den einzig wahren Bond ansehen) verunsichern zu lassen. Moore bringt eine heitere Vorstellung mit, die seinen Bond nicht unbedingt glaubwürdiger, dafür aber leichtfüßiger und charmanter macht. Eine deutlich humoristischer angelegte Performance, die dann auch sehr gut zu den Geschichten der 70er-Bond-Ära passt, die ja ebenfalls immer verrückter wurden. So wirkt Moore physisch in den Actionszenen überzeugend und bringt den nötigen Humor ein, wordurch wesentlich häufiger gelacht werden darf. In den leiseren Momenten kann er aber nicht den gleichen Esprit einbringen wie es noch Connery tat, weswegen der Film auf romantischer Ebene niemals wirklich Funken sprühen lässt. Doch auch dies scheint bei einem kurzweiligen Werk wie diesem nicht zwingend verlangt, weswegen "Der Mann mit dem goldenen Colt" als eigenständiger Unterhaltungsfilm mit Charme und technischem Fortschritt durchaus ansehlich ist. Dem Franchise als Ganzem wird dabei aber natürlich rein gar nichts Neues hinzugefügt... doch auch das war damals nicht verlangt und ist so auch vollkommen in Ordnung.
Fazit: Ein durch und durch solider Bondfilm mit den üblichen Stärken und Schwächen des Franchise. Roger Moore kann der Titelrolle nun deutlich mehr Präsenz verleihen, weswegen er trotz der eher mauen Geschichte glänzen darf.
Note: 3+
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