Justine (Lorenza Izzo) studiert im ersten Semester an der Columbia University und freundet sich mit einer Gruppe Aktivisten rund um den charmanten Alejandro (Ariel Levy) an. Aufgrund ihres Interesses erklärt sich Justine auch bereit, die Gruppe zu einer Reise nach Peru zu begleiten - dort wollen die Studenten mit einem provokanten Livestream auf die Rodung der Wälder und das Töten der Eingeborenen durch eine geldgierige Firma aufmerksam machen. Kurz nach ihrer Ankunft stellt Justine fest, dass ihr Vorhaben aufgrund der enormen Bewaffnung der Arbeiter gefährlicher ist als zuerst angenommen. Zudem gerät die Gruppe in Kontakt mit einem indogenen Stamm in der Nähe des Amazonas, die in den jungen Menschen ein geeignetes Festmahl sehen...
Eli Roths Verbeugung vor den Kannibalen-Splattern der 80er-Jahre gilt als einer der brutalsten Horrorfilme der letzten Jahre, weswegen ein Gros der Kritiker eher angewidert auf ihn reagierte und das Werk dahingehend mit negativen Kritiken abstrafte. Nun sind wir eigentlich nichts anderes gewohnt, wenn Roth auf dem Regiestuhl sitzt und dass "The Green Inferno" nun so ziemlich das Brutalste ist, was es jemals ungeschnitten nach Deutschland geschafft hat, kann man so auch nicht unbedingt unterschreiben. Natürlich geht es hier ordentlich zur Sache, im Kern ist aber nur eine einzige Szene im Mittelteil des Films, die ziemlich lang ausgespielt wird, so wirklich grenzwertig. Bei den restlichen Gore-Szenen schneidet Roth (und das auch recht unelegant) um die gröbsten Ekelmomente herum oder lässt sie sogar vollständig im Off geschehen. Obwohl "The Green Inferno" dementsprechend sehr blutig und grafisch ist, lässt sich ohne Schwierigkeiten sagen, dass es in seinem zuvor einen echten Hype auslösenden "Hostel" noch eine ganze Ecke rabiater und auch angsteinflößender zuging.
Dort spielte er nämlich abseits der grotesken Gewalt auch mit einer Message, die ziemlich an die Nieren ging. Hier unternimmt Roth zumindest auch den Versuch, jenseits der grafischen Massaker eine Geschichte zu erzählen und es ist schon erstaunlich, dass er sich bei einem Film, der im Grunde nur für ein nach Blut dürstendem Publikum gedreht wurde, so viel Zeit lässt, um seine Charaktere und gar so etwas wie eine Handlung zu etablieren. Dass diese Vorarbeit im Grunde nichtig ist, sobald die acht Protagonisten im Urwald dem indogenen Stamm in die Hände fallen, dürfte nicht überraschen. Doch auch darüber hinaus findet die Charakterisierung der handelnden Figuren eher an der Oberfläche statt und lässt diese sogar ziemlich dumm dastehen. Roth zeichnet die meisten seiner Helden und Opfer als Menschen mit einem großen Sinn für das menschliche Recht, aber eben auch als naive bis dumme Teenies. Denn welcher Mensch mit einem letzten Rest Verstand würde sich ohne weitere Recherchen oder Erfahrungen einfach so mitten in den Urwald nach Peru begeben? Selbst ohne das Wissen um einen fiesen Kannibalenstamm sollte zumindest die Gewaltbereitschaft der dortigen Arbeiter und die tödliche Flora und Fauna zu Denken geben, oder?
Trotz dieser recht dürftigen Exposition sind uns die meisten der Figuren, und seien sie auch noch so schwach gezeichnet, sympathisch... und die, die wir nicht mögen, sollen wir nun mal auch nicht gernhaben. Es fällt aber auch nicht schwer, Menschen in einer solch misslichen Lage wie denen, denen wir während der Handlung folgen, nicht die Daumen zu drücken. Die schauspielerischen Leistungen sind dabei ein zweischneidiges Schwert und reichen von solide bis hin zu unterirdisch. Wo "Knock Knock"-Star Lorenza Izzo eine durchaus reife Leistung zeigt, ist es um Kirby Bliss Blanton besonders schade. Die bewies ein Jahr zuvor in dem Party-Film "Project X" noch eine Menge natürlichen Charme und muss hier nun mit einer hyperaktiven Performance abnerven - inklusive völlig deplatzierter und idiotischer Fäkal-Gags. Solcherlei Ausrutscher stehen dann im harten Kontrast zu den wunderschönen Bildern des gefährlichen Dschungels. Roth fängt die Natur in schillernden Farben und beeindruckenden Helikopter-Bildern ein, was im Vergleich zu der grotesken Gewalteskalation im Mittelteil ebenso irritierend wie erhellend wirkt.
Fazit: "The Green Inferno" ist ein ziemlich brutales Schlachtfest, ohne aber je an die grenzsprengenden Eskalationen eines "Hostel" heranzureichen. Im Bereich der Handlung bietet Regisseur Roth mehr als das nötige Minimum, kann dabei aber auch keine wirkliche Intensität erzeugen, da die Charaktere zu flach sind und das Plotgerüst zu wacklig ist.
Note: 3-
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