Roy Pulver (Frank Grillo) ist ehemaliger Soldat und hat ein großes Problem. Er steckt in einer Zeitschleife fest, durch welche er jeden Morgen direkt nach dem Aufstehen von unerbittlichen Attentätern, die alles tun, um ihn kaltzumachen, verfolgt wird. Warum sie seinen Tod wollen weiß Pulver ebenso wenig wie dass er die Identität ihres Auftraggebers kennt. Mittlerweile ist er bereits beim hundertneununddreißigsten Versuch und hat es niemals geschafft, über die Zeit von halb eins mittags hinauszukommen. Beinahe will Pulver schon aufgeben, als ihm plötzlich eine neue Spur entgegenkommt, die eine Lösung für das Problem bieten könnte. Mit letzter Kraft nimmt Pulver den Kampf gegen die Fieslinge noch einmal auf, um es endlich bis zum mysteriösen Endgegner zu schaffen...
Ja, "Boss Level" verschreibt sich ganz und gar in etlichen Details der Struktur eines altmodischen Videospiels - das zeigen bereits die Logos der etlichen Studios, die hier verpixelt und mit einem 8Bit-Soundtrack versehen, darauf hindeuten, was den Zuschauer in den nächsten anderthalb Stunden erwartet. Es ist an sich ein recht cleverer Move, den allseits bekannten und bereits in vielerlei Genres verwursteten Aufhänger der Zeitschleifen-Thematik hier mit den Manirismen eines Videospiels zu verbinden... auch wenn die Gaming-Thematik hier niemals konkret eingesetzt wird, weswegen diese Grundidee letztendlich nur rein inszenatorisch von Belang ist, aber nichts mit dem Plot zu tun hat. Klingt kompliziert? Ist es aber eigentlich nicht, da "Boss Level" ansonsten einer geradlinigen und vorhersehbaren Struktur folgt, dessen schnöde Dramaturgie dann auch nicht sonderlich griffiger ist als die der simplen Levelmechaniken der Videospiele der 80er Jahre. Da hier keine sperrige Handlung im Weg steht, kann man dafür in den absurden Actionszenen aus allen Rohren feuern... und die machen tatsächlich Laune.
In der ersten Hälfte werden wir nicht nur Zeuge von all den vermurksten Versuchen Roys, sich den cleveren Attentätern zu erwehren... sondern auch von seiner Lernfähigkeit. Denn da er nach jedem Tod wieder an den Anfang des Tages zurückgesetzt wird, kann er die ersten Feinde irgendwann förmlich blind ausschalten, nachdem er diese Hürden über hundert Mal genommen hat. Das ist sehr flott inszeniert und hat einige brutale Todesszenen im Gepäck, die in ihrer Überzeichnung und dem schwarzen Humor sehr an das "Deadpool"-Franchise erinnern - beide Werke gleichen sich auch im Tonfall, der immer wieder von aggressiv hin zu sehr witzig wechselt, dabei aber auch dramatische Einschübe hat, die hier aber arg aufgesetzt wirken. Denn jedes Mal, wenn "Boss Level" versucht, ein Familiendrama in seine ohnehin schon erschreckend dünne Handlung einfließen zu lassen, wird es ein wenig peinlich. Tatsächlich kippt der Tonfall in der zweiten Hälfte über weite Strecken in eine humorlose Finsternis, die zwar immer wieder von einigen kreativen Ideen aufgelockert wird, aber zuletzt erstaunlich schwermütig bleibt. Das funktioniert, gerade in Kombination mit den irrwitzig-brutalen Actionszenen, leider so gar nicht.
Frank Grillo gilt gemeinhin als überdurchschnittlicher B-Akteur. Einer seiner größten Erfolge war sicherlich die Beteiligung an drei Filmen innerhalb des Marvel Cinematic Universe, darüber hinaus steht aber auch eine Menge Trash in seiner Filmografie. Dass er durchaus mit rustikalem Charme und einer Menge Selbstironie glänzen kann, beweist Grillo in "Boss Level" nachhaltig, wobei er sowohl physisch als auch in Sachen Ausstrahlung eine sehr solide Vorstellung abliefert. Die restlichen Rollen kommen da nur untergeordnet zum Zug - Naomi Watts leidet unter dem sichtlich abgeschmackten Familienplot, in welchem sie Platz nehmen muss und sogar der Auftritt von "Babylon A.D."-Star Michelle Yeoh ist enttäuschend knapp und als solcher auch vernachlässigbar ausgefallen. Zu guter Letzt darf Mel Gibson den Bösewicht geben, doch auch seine Leinwandzeit ist handlungsgemäß begrenzt... und der schiere Wahnsinn, den man von einem Schauspieler wie Gibson in einer solch eindimensionalen, chargierenden Rolle erwartet hätte, stellt sich leider ebenfalls nicht ein. Die enttäuschende Besetzung in den Nebenrollen verhilft dafür Grillo zu noch mehr Raum, der diesen gut zu nutzen vermag.
Fazit: Verrückte Comedy-Action nach altmodischer Videospiel-Dramaturgie. "Boss Level" ist immer dann am besten, wenn er sich dieser wilden Inszenierung ironisch hingibt. Sobald die Macher versuchen, dramaturgisch etwas aus der dünnen Handlung herauszuholen, wackelt das Gerüst überdeutlich.
Note: 3
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