Direkt zum Hauptbereich

Dark Water - Dunkle Wasser

Die psychisch labile Dahlia Williams (Jennifer Connelly) zieht während der kräftezehrenden Scheidung von ihrem Mann Kyle (Dougray Scott) zusammen mit ihrer sechsjährigen Tochter Cecilia (Ariel Gade) in eine heruntergekommene Wohnung im neunten Stock eines riesigen Häuserblocks. Trotz der Umstände und des Zustands ihres neuen Heims versucht Dahlia ihrer Tochter ein vertrautes Zentrum einzurichten, was ihr aufgrund eines extremen Wasserschadens jedoch nicht gelingen will. Als Dahlia den Schaden untersuchen will, stößt sie über sich auf eine scheinbar leerstehende Wohnung, in der merkwürdige Dinge passieren. Zeitgleich scheint sich auch Cecilia immer weiter abzukapseln und spricht mit einer unsichtbaren Person, die sie immer mehr für sich einnimmt...

Räumen wir sogleich mit den ersten Gerüchten auf: Ganz im Gegensatz zu der Werbekampagne ist "Dark Water" kein Horrorfilm, sondern höchstens eine kleine Schauergeschichte mit einzelnen, gruselig angehauchten Szenen. So lässt sich dann auch der niedrige Wert bei den Zuschauerbewertungen erklären, die im Jahr 2005 einen neuen Standard-Schocker der Marke "The Grudge" erwarteten... und stattdessen im weitesten Sinne ein Familiendrama zu sehen bekamen, welches nebenbei eben auch noch ein Mysterium anbietet, dass auch etwas mit Geistern zu tun hat. Diese übersinnliche Geschichte nimmt aber nicht nur recht wenig Raum ein, sondern wird gegen Ende dann auch noch mit einer faden Schlusswendung ziemlich banal aufgelöst. Markige Jumpscares oder typische Horrorelemente eines Spukfilms finden sich hier ebenso kaum, was bis zu einem an sich lauten, aber auch sehr knapp gehaltenen Finale gereicht. Als Horrorfilm, den viele angesichts der Trailer und der Poster erwartet hatten, taugt "Dark Water" also wenig... ein solcher Film will er aber auch gar nicht sein.
Als Drama schlägt sich das Werk dann nämlich ziemlich wacker. Im Mittelteil bewegt er sich zwar deutlich zu langatmig und schwermütig in seiner eigenen Langsamkeit - die Story ist im Kern eben doch zu dünn und muss sich deswegen aufplustern, um noch auf Spielfilmlänge zu kommen. Dafür hat Regisseur Walter Salles aber einen lobenswerten Blick auf das innere Psychogram einer vollkommen verlorenen Mutter, die für ihre Tochter dennoch die letzten Kräfte zusammenrauft... und selbst das soll dann noch nicht reichen, weil ihr das Leben immer neue Stolpersteine in den Weg legt. Langsam erzählt und mit dem Auge für bestimmte Details wird dabei ein düsterer Blick ins Leben geworfen, welches uns weismacht, dass es immer noch Menschen gibt, denen das Schicksal härter mitspielt als uns. Das Ebenbild für diesen seelischen Schrecken bietet das brillante Setting eines auch in der Realität existierenden Betonblocks direkt gegenüber des leuchtenden Manhattans. Salles hat hier den perfekten Ort gefunden, um die zweiköpfige Familie tatsächlich in einem Loch hausen zu lassen, in welchem man sich eigentlich nicht länger aufhalten will. Eine der ersten Szenen, in welchen der oberflächlich freundliche Vermieter die Schäden des Hauses und der Wohnung zwar sieht, aber mit schwachen Argumenten über sie hinweggeht, zeigen mit einigem Galgenhumor auf, was in vielen Ecken der Welt Realität ist.
Die namhafte Besetzung ist ein weiterer Wink mit dem Zaunpfahl dafür, dass es sich hier nicht nur um einen neuen Geisterschocker handeln kann - für solch einen Film wäre die hier versammelte Mannschaft nämlich nicht nur zu gut, sondern wohl schlichtweg auch kaum zu haben. Oscarpreisträgerin Jennifer Connelly überzeugt mit einer dramatischen Performance und kann die innere Zerrissenheit ihrer am Rande des Nervenzusammenbruchs agierenden Protagonistin mit unbändiger und dennoch leiser Kraft übertragen. In feinen Nebenrollen fallen vor allem der knurrige Pete Postlethwaite als Hausmeister mit düsteren Geheimnissen sowie "Hardcore"-Star Tim Roth auf. Roths sympathischer Anwalt hat zwar erst einen späten Auftritt und kann sich in der Handlung nie so recht gegen die wesentlich mehrdimensionaleren Postlethwaite und Connelly behaupten, hat aber dafür die Zuschauer in seiner unaufgeregten Darstellung voll auf seiner Seite. Und zuguter letzt überzeugt auch die damalige Nachwuchsschauspielerin Ariel Gade mit einer natürlichen und teils auch erschreckenden Performance, die besonders in den gemeinsamen Szenen mit Connelly aufblüht. Schade, dass aus dieser jungen Karriere letztendlich nicht mehr viel geworden ist.

Fazit: Als der Horrorfilm, als welcher er beworben wurde, funktioniert "Dark Water" aufgrund seines langsamen Tempos nicht... will er aber auch nicht. Das familiäre Drama ist zwar ebenfalls etwas zu sperrig erzählt und labt sich in seiner Langsamkeit, ist dafür aber beeindruckend inszeniert und erhaben gespielt. Die Geistergeschichte wird indes ziemlich mau aufgelöst, was für ein nur halbwegs rundes Drehbuch spricht.

Note: 3







Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid