Nach einer schrecklichen Nachricht aus seiner Familie scheint Jimmy McGill (Bob Odenkirk) am Boden zerstört zu sein. Zur Überraschung seiner Mitstreiterin und Freundin Kim (Rhea Seehorn) fängt er sich aber schnell wieder und schiebt die Trauer hinfort, um sich mit neugewonnener Kraft wieder voll in sein Arbeitsleben als gewiefter Anwalt zu stürzen. Dabei entpuppen sich die fatalen Entscheidungen, die er zuvor treffen musste, jedoch als Stolpersteine. Unterdessen nutzt Gustavo Fring (Giancarlo Esposito) den plötzlichen Schlaganfall seines Konkurrenten Hector Salamanca (Mark Margolis), um seine Position im Kartell zu stärken. Das geht zu Kosten von Hectors Handlanger Nacho Varga (Michael Mando), der immer mehr zwischen die Fronten gerät. Und auch Mike (Jonathan Banks) gerät in Zugzwang, als er sich mit Gustavos Mitarbeiterin Lydia (Laura Fraser) anlegt...
In der vierten Staffel rund um den Anwalt Jimmy McGill nähert man sich immer mehr der Mutterserie "Breaking Bad" an. Kein Wunder, soll diese schließlich doch (zumindest ist davon auszugehen) direkt vor dem Beginn der Geschichte von Walter White enden und somit beide Shows rund verbinden. So erhalten Fans nun weitere Antworten, die direkt mit den Geschehnissen aus "Breaking Bad" zu tun haben und auch wenn diese erneut sehr breit aufgestellt werden und wir uns nicht wirklich jede dieser Fragen damals gestellt haben, so ist es schön zu sehen, wie dieses Puzzle stets weitere Teile erhält. Da man diesbezüglich auf einer recht gerade aufgestellten Fahrbahn fahren muss, um keine Plotholes in der allumfassenden Geschichte zu verursachen, liegt der Fokus diesmal tatsächlich weniger auf dem titelgebenden Saul, sondern geht wesentlich tiefer mit Mike Ehrmantraut und Gustavo Fring ins Gericht. Jimmy McGill hingegen hat zwar noch immer seine ganz eigene Geschichte, die diesmal trotz des bewegenden Familiendramas um seine Person aber wesentlich langsamer aus dem Quark kommt und dementsprechend weniger zu erzählen hat.
Wo also sowohl Jimmy als auch die direkt handlungstechnisch mit ihm eng verbandelten Hauptfiguren um Kim Wexler und Howard diesmal ein wenig zurücktreten müssen, ist es an den heimlichen Fanfavoriten der Mutterserie, nun auch das Prequel zu übernehmen. Mike Ehrmantraut, erneut mit jeder Menge bärbissigem Charme von "Dexter"-Star Jonathan Banks dargeboten, steigt zur heimlichen Hauptrolle auf und darf endlich wesentlich mehr Bildschirmzeit auf sich verbuchen. Zwar leidet auch sein Charakter ein wenig darunter, dass selbst winzigste Subplots sehr breit ausgelegt werden müssen und es deswegen bisweilen an Substanz zu mangeln droht, doch macht Banks' unterkühlte Ausstrahlung solcherlei Schwächen wieder wett. Deutlicher im Fokus steht diesmal auch der grandiose Giancarlo Esposito als Gustavo Fring, der nunmehr nicht nur als bedrohlicher Schatten im Hintergrund agiert, sondern auch eigene kleinere Plots abbekommt. Somit geht auch seine Figur mittlerweile deutlich über den nötigen Fanservice hinaus und hat besonders im Zusammenspiel mit Michael Mando einige wunderbare Momente.
Am Ende bringt uns diese Staffel allerdings weniger weiter als noch die vorherige. Man hangelt sich recht unterhaltsam und an einigen Stellen auch sehr spannend an den Fragezeichen entlang, die "Breaking Bad" damals nicht unbedingt aufwarf, die man aber durchaus beleuchten kann und füllt die Zeit dazwischen mit ganz eigenen Geschichten. Diese sind alle durch die Bank weg überdurchschnittlich gut erzählt, es fehlt ihnen aber wiederum an diesem gewissen Etwas, an der nervenzerfetzenden Spannung der Mutterserie. Da auch der Comedy-Faktor in dieser Season noch einmal sinkt, hat "Better Call Saul" weniger Alleinstellungsmerkmale als noch zuvor, was ein wenig schade ist und sie somit blasser wirken lässt als sie sein sollte. Obwohl man auch in diesen zehn Folgen und besonders einem starken Staffelfinale wieder gut unterhalten wird, bleibt die Sorge darüber, dass der Plot hier recht unnatürlich gestreckt wird und wie das in den zwei noch folgenden Seasons wohl weitergehen wird, nicht aus. Da wir nämlich bereits wissen, wie die Geschichte für die zentralsten Figuren ausgehen wird, müssen sich die Macher noch einige Tricks aus dem Hut zaubern, um den Weg zu "Breaking Bad" wirklich aufregend zu gestalten.
Fazit: Auch die vierte Staffel hat weiterhin ihre großartigen Momente, die Fans der Charaktere, der Schauspieler und der Mutterserie freuen dürfen. Wie gehabt gibt es zwischendurch einige Längen, die diesmal nicht durchweg von der wunderbaren Inszenierung aufgefangen werden können.
Note: 3
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