Direkt zum Hauptbereich

James Bond 007 - Im Geheimdienst Ihrer Majestät

James Bond (George Lazenby) kann keinerlei Fortschritte mehr im Kampf gegen die Organisation "Spectre" und dessen Anführer Ernst Stavro Blofeld (Telly Savalas) mehr vorweisen, weswegen "M" (Bernard Lee) ihn von dem Fall abziehen will. Bond, der beinahe kündigen will, nimmt sich stattdessen zwei Wochen Urlaub und reist nach Portugal, wo er mit der schönen Tracy di Vincenzo (Diana Rigg) anbandelt. Dabei beeindruckt er ihren Vater Marc Ange Draco (Gabriele Ferzetti) so sehr, dass dieser Tracy sogar mit Bond verheiraten will. Bond hat erst kein Interesse, weswegen der mit der Unterwelt gutgestellte Draco dem Geheimagenten einige Tipps zum Aufenthaltsort von Blofeld verrät - anscheinend soll dieser unter einer anderen Identität ein Labor in der Schweiz bewohnen. Bond reist dorthin, um den Hinweisen nachzugehen... 

Diesmal konnte Sean Connery nicht mehr davon überzeugt werden, die Titelrolle des Geheimagenten zum sechsten Mal in Folge zu spielen. Da der Dreh naherückte und Connery sich nach den fürchterlichen Arbeiten zum letztendlich auch arg überzeichneten "Man lebt nur zweimal" nicht mehr als Bond sehen wollte, engagierte man den schauspielerisch bis dahin unbeschriebenen George Lazenby. Die Geschichte ist bekannt: Das Publikum wollte ihn bereits nach dem ersten Ausflug nicht mehr sehen, weswegen es für Lazenby bei diesem einen Auftritt als Bond blieb - zwei Jahre später kehrte sogar Connery für einen letzten Auftritt zurück, ehe anschließend für längere Zeit Roger Moore übernahm. "Im Geheimdienst Ihrer Majestät" ist so auch ein wenig das ungeliebte Stiefkind der Reihe, welches wegen seines Hauptdarstellers, aber auch aufgrund seiner Mittelmäßigkeit etwas aus dem Rahmen fällt. Mit 142 Minuten ist er der bis dahin längste Bondstreifen und diese Überlänge merkt man besonders im Mittelteil, denn nach einem noch recht vielversprechenden Beginn lässt auch dieser Film alsbald recht deutlich nach und rafft sich danach auch nicht mehr richtig auf.
Zu Beginn funktioniert neben Lazenby, der seine Sache generell recht gut macht, aber natürlich nicht mit dem Charme von Sean Connery konkurrieren kann, die Rolle des Bond-Girls. Diana Rigg, die in ihrer Spätkarriere noch Akzente als Olenna Tyrell in der grandiosen Hit-Serie "Game of Thrones" setzte, scheint die erste weibliche Kraft zu sein, die Bond wirklich etwas entgegengesetzt. Auch wenn sie für den Hauptplot letztendlich nicht wirklich gebraucht wird, harmonieren Rigg und Lazenby prächtig, was in einer Beziehung endet, die für Bond-Verhältnisse so tatsächlich einmalig ist und ein Novum in der Reihe darstellt... was durchaus positiv gemeint ist. Darüber hinaus spult man nämlich im Grunde nur wieder das gleiche Programm ab, was in der Jagd Bonds nach Blofeld resultiert und dann alles drin hat, was die Reihe ausmacht. Bond infiltriert sich durch eine feindliche Basis, plaudert, flirtet und kämpft. Das ist durchweg solide inszeniert und hat mit einer Skifahr-Sequenz im letzten Drittel auch eine lange, sehr spektakuläre Actionszene zu bieten. Rein handlungstechnisch kommt dieser Film aber kaum aus dem Quark und ergötzt sich in seiner plaudernden Länge - viel Neues gibt es auch diesmal nicht zu erzählen, auch wenn man etwas mehr auf dem Boden verbleibt als noch im völlig verrückten und albernen Vorgänger.
Das täuscht dann aber nicht darüber hinweg, dass dem sechsten Bondfilm viel zu früh die Puste ausgeht und nur noch charmante Einzelszenen ein wenig aus der geschwätzigen Belanglosigkeit des Plots herausragen. Auch Blofeld als Bonds große Nemesis wird erneut aus dem Hut gezaubert, wirklich etwas Neues, Aufregendes fiel den Machern zu ihm aber auch nicht ein. Es bleibt eben alles so, wie es ist, was für die Fans gut ist: Sie wissen, was sie bekommen und müssen keine Überraschungen fürchten. Gerade hinsichtlich der Neubesetzung der Hauptrolle wollte man dabei wohl wenig Risiken eingehen. Da überrascht es dann schon, dass man diese gegen Ende aber dennoch angeht, doch zu diesem Zeitpunkt mag man darüber nicht mehr so recht begeistert sein. "Im Geheimdienst ihrer Majestät" ist beileibe kein schlechter Film, er unterhält immer wieder über gewisse Strecken. Einen markanten Eckpfeiler der Reihe stellt er aber auch keineswegs dar.

Fazit: Lazenbys einziger Auftritt als James Bond beginnt charmant und mit emotionalen Ecken und Kanten, bevor man wieder in altbekannte, diesmal recht zähe und unaufgeregte Gefilde rudert. Diese überlange Episode fügt dem Mythos Bond wenig Neues hinzu und kann sich daher nie recht freispielen.

Note: 3-







Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se