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The New Mutants

Die junge Mutantin Danielle Moonstar (Blu Hunt) erwacht nach einer schrecklichen Katastrophe in einem abgesperrten Institut. Dort wird sie von der anwesenden Ärztin Cecilia Reyes (Alice Braga) informiert, dass es in Danielles Heimat eine schreckliche Katastrophe gegeben habe und die Teenagerin dank ihrer noch unbekannten Kräfte die einzige Überlebende sei. Nach der Verdauung des ersten Schocks lernt Danielle vier weitere junge Mutanten kennen, die im Institut wohnen. Laut Reyes sollen sie alle junge Mutanten seien, die unter Überwachung in kontrollierten Räumen verbleiben müssen, bis sie ihre gefährlichen Kräfte einverleibt haben, um somit keine Gefahr für sich oder andere darzustellen. Sowohl Danielle als auch die anderen Insassen des Instituts vermuten jedoch bald, dass mehr hinter diesem offensichtlichen Gefängnis stecken könnte. Die aufmüpfige Illyana Rasputin (Anya Taylor-Joy) glaubt gar, dass der neue Zuwachs damit in Zusammenhang steht...

In die Geschichte des Superheldenfilms dürfte "The New Mutants" wohl als einer der größten Pechvögel aller Zeiten eingehen. Einst als stimmungsvolle Neuausrichtung des festgefahrenen (und schließlich jäh beendeten) "X-Men"-Universums geplant, kam dem Film im Grunde alles in die Quere, was man sich vorstellen könnte. Fox zog den Kinostart im April 2019 vorerst zurück, da man noch einige Monate an dem offenbar unzufriedenstellenden Werk herumdoktern wollte und in den folgenden anderthalb (!) Jahren folgte dann die Corona-Pandemie, die für einen recht kläglichen Kinostart im Jahr 2020 und schließlich zu einer kaum beworbenen Abschiebung auf den Streamingdienst Disney Plus sorgte. Zuvor vereitelte die Übernahme der übermächtigen Disney Studios, die sich Fox einverleibten, einen weiteren Ausbau dieser Neuinterpretation, weswegen schon früh klar war, dass "New Mutants" als Franchise-Neubeginn im Grunde alleinbleiben würde, da Disney kein Interesse daran hat, die Reihe fortzusetzen. Das sind schon einige ziemlich herbe Schläge, die umso trauriger stimmen, wenn man sieht, dass in diesem ganzen Produktionsdesaster eigentlich ein absolut fantastischer Film stecken könnte. Nachdem Fox und Disney jedoch so aggressiv an allem herumschnippelten, was da einst drin war, ist es schwer, diesen Film darin noch zu entdecken.
Es lässt sich nur noch schwer feststellen, was an dem Originalprodukt denn verschlimmbessert wurde, da "New Mutants" in der Version, in welcher er letztendlich doch noch in die Kinos kam (und damit hatten viele ja auch schon nicht mehr gerechnet) ein reines Flickwerk geworden ist. Der Film will sehr viel zur selben Zeit sein: Eine frische Neuausrichtung des Franchise, welches zwar ganz klar im gleichen Universum wie "Logan", "X-Men" und Co. spielt, aber auch ganz neue Ansätze und Charaktere bietet. Ein bewegender Coming-of-Age-Film. Eine furchterregende Horror-Variante der allseits bekannten Mutantenmär. Und eine Türöffnung für neue, junge Charaktere, die zudem auch noch neue Plots aufstoßen. All das ist drin und in den Ansätzen, die noch erkennbar sind, gefällt all dies auch. Es bleibt in dem teilweise erschreckend wirr und überladen geschnittenen Werk aber eben alles nur noch in eben diesen Ansätzen stecken, die darüber hinaus sowohl in diesem Film als auch in einer bereits gestrichenen Franchise-Fortführung nicht weiter ausgelebt werden können. So gefällt der düstere Look mit einigen fiesen Schockerszenen, man spürt jedoch förmlich die Handbremse, die Disney letztendlich bezüglich brutaleren Szenen oder Geschichten über die aufkeimende Sexualität von Teenagern zog. Da ist die langsam beginnende, lesbische Beziehung zwischen Danielle und ihrer Mutantenfreundin Rahne zwar wunderbar einfühlsam erzählt, hat jedoch viel zu wenig Zeit, um diese auch angemessen atmen zu lassen.
Die visuellen Effekte überzeugen indes ebenfalls nicht, was über die meiste Zeit des Films, der im Mittelteil wesentlich mehr Charakterstudie als Superhelden-Horror ist, nicht schlimm ist. Während eines bemerkenswert trashigen und nichtigen Showdowns fällt die schlechte Qualität der Computereffekte dafür umso heftiger auf. Etwas schade auch für die Schauspieler, die hier weitestgehend verheizt werden. Natürlich ist es klar, dass ein Film, der zwei der begabtesten Jungschauspielerinnen ihrer Generation in tragenden Rollen besetzt, ganz starke Acting-Momente bietet und ganz besonders "Das Damengambit"-Star Anya Taylor-Joy darf in ihrem Part dann durchweg glänzen. Der Rest des Casts bleibt hinter ihr und der großartigen Maisie Williams (bekannt durch ihre Rolle der Aria Stark in "Game of Thrones") aber ziemlich deutlich zurück und kann nicht ansatzweise den leichtfüßigen oder auch rotzigen Charme ausstrahlen, den diese beiden Damen offensichtlich mühelos verbreiten. Doch auch das dürfte die Schuld von Disney und Fox sein, da man bei allen Charakteren spürt, dass für sie viel mehr vorgesehen war... dies jedoch alles der Schere zum Opfer fallen musste, da die Studios wohl irgendwann selbst nicht mehr wussten, wie sie dieses "Debakel" (wobei ich langsam bezweifle, dass es eines war) noch retten sollen. Am Ende gibt es dann fast nur Schuldige und ich bin einerseits froh, dass wir hiervon wohl niemals mehr sehen werden, denn in dieser Form ist es nicht wirklich fassbar. Andererseits - hätte "New Mutants" eine wirklich faire Chance gehabt und die Macher ihre Version ausleben dürfen, hätte hier wirklich etwas Frisches dabei herumkommen können. Tja, wir werden es wohl nie erfahren.

Fazit: Jedes Detail in "New Mutants" lässt im Grunde erkennen, dass sich dahinter ein interessanter, gewagter und spannender Superhelden-Film verstecken könnte. Etliche produktionstechnische Mankos und Verschlimmbesserungen der Studios sorgen jedoch für einen wirren, uneinheitlichen Film, der definitiv seine Momente hat, diese aber nicht ausspielen kann.

Note: 3-





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