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James Bond 007 - Leben und sterben lassen

Drei Agenten des britischen Geheimdienstes kommen kurz nacheinander in New York, New Orleans und San Monique ums Leben. James Bond (Roger Moore) wird beauftragt, die Morde aufzuklären und den Drahtzieher des Verbrechens dingfest zu machen. In Harlem geht er einer Spur nach, die ihn letztendlich zum Drogenboss Dr. Kananga (Yaphet Kotto) führt - dieser plant neue Drogengeschäfte, die ihn reich und seine Kundschaft süchtig machen könnten. Bond will dem Bösewicht gemeinsam mit der ihm zur Seite gestellten CIA-Agentin Rosie Carver (Gloria Hendry) den Stecker ziehen. Dafür nimmt er auch Kontakt zu Kanangas Medium "Solitaire" (Jane Seymour) auf...

Sean Connery hatte die Bondreihe endgültig verlassen - eine letzte Rückkehr würde es dieses Mal nicht geben. Stattdessen heuerte MGM einen ganz neuen Hauptdarsteller an, welcher der Rolle auch für insgesamt sieben Auftritte treu bleiben sollte, ehe auch er aus dem Rennen schied. Es ist ebenso schade wie vielleicht auch bezeichnend, dass ausgerechnet der erste Einsatz von Roger Moore ein ziemliches Debakel geworden ist. Natürlich fremdelt man als Zuschauer zu Beginn mit einem gänzlich neuen Gesicht in der Hauptrolle (vor allem, da Connery dieser mit dem enorm spaßigen Vorgänger nochmal einen ordentlichen Stempel aufgedrückt hatte, der seinen Abschied noch schwerer machte) und Moore tritt nun mal in große Fußstapfen. Und obwohl er sich redlich müht und immer wieder charmante Momente einbinden kann, kann er diese noch nicht füllen - es bleibt aber zu erwarten, dass ihm dies in den späteren Filmen noch gelingt. Moores Besetzung ist aber ohnehin das kleinste Problem eines Films, der darüber hinaus so einige hat.
Es ist überraschend, dass die Inszenierung von "Leben und sterben lassen" so viel dröger und tempoärmer daherkommt, wenn man bedenkt, dass Guy Hamilton zuvor eben auch den flotten "Diamantenfieber" verantwortet hat. Die Handlung ist dabei nicht nur nichtssagend, sondern mit ihren ständigen Ausflügen hin ins Mythische regelrecht bescheuert. In stereotypischen, teils richtiggehend rassistischen Tendenzen werden hier Horror-Anleihen genommen, die breit und lang ausgespielt werden. Dahinter verbirgt sich eine Mücke von Story, die niemals zu packen weiß. Ein klarer Rückschritt ist auch das Bond-Girl, da Jane Seymour in einer ohnehin reichlich schrägen Rolle nie mehr zu tun hat als den Titelhelden anzuhimmeln und etliche Tränen zu vergießen. Schade, denn die beiden Vorgänger hatten da (zumindest im direkten Vergleich und angesichts des damaligen Zeitgeistes) wesentlich interessantere Frauenfiguren zu bieten, die auch selbst mal zur Waffe griffen und dem männlichen Helden Kontra geben konnten und zur Geschichte beitrugen.
Ähnlich fad bleiben die Bösewicht, obwohl auch der Hauptantagonist mit "Alien"-Star Yaphet Kotto prominent besetzt ist. Da die Geschichte in ihrer Einfachheit aber niemals wirklich in Schwung kommt und man sich lieber auf dröge inszenierte und kaum einfallsreiche Daueraction fokussiert, dürfte der mindere Schrecken von Bonds Gegenspielern auch nicht wirklich verwundern. Da man sich von den alten Bondfilmen rund um Connery zumindest ansatzweise loslösen wollte, um keinen zu starken Vergleich zu fordern (obwohl man auch nichts wirklich Neues wagte, eher rückschrittlich agierte), sind auch viele altbekannte Running Gags nicht mehr dabei - auf einen Auftritt von Technikspezialist "Q" und dessen süffisante Wortgefechte mit Bond wartet man diesmal zum Beispiel vergeblich. Am Ende bleibt besonders der wirklich starke Titelsong von Linda und Paul McCartney im Gedächtnis, der wahrlich ein echter Ohrwurm ist und ein Hit wurde. Wenn dies jedoch der größte Pluspunkt ist, dann muss mit dem Rest des Films etwas nicht stimmen... und dem ist auch so. 

Fazit: "Leben und sterben lassen" ist der bislang schwächste Bondfilm, der kaum Charme, dröge Action und schwache Figuren liefert. Roger Moore müht sich in der Hauptrolle redlich, kann aber nicht über das fade Drehbuch hinwegtrösten, welches kaum Ecken und Kanten präsentiert.

Note: 4





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