Jimmy McGill (Bob Odenkirk) sonnt sich in seinem Ruhm, nachdem er davon ausgeht, dass es ihm gelungen ist, seinen Bruder Chuck (Michael McKean) abgehängt zu haben. Dieser bringt die heimliche Aufnahme von Jimmys Geständnis aber sogleich zu Howard (Patrick Fabian), um Möglichkeiten abzuwägen, wie sie seinen Bruder noch ins Kreuzverhör nehmen können - ein Fauxpas, der auch an Kim (Rhea Seehorn) nicht vorbeizieht, die deswegen zum Gegenangriff blasen will. Unterdessen jagt Mike Ehrmantraut (Jonathan Banks) noch immer die Hintermänner rund um Tuco Salamanca (Raymond Cruz) und kommt dem Mann, der seinen Anschlag auf dessen Onkel Hector (Mark Margolis) vereitelt hat, immer näher...
"Better Call Saul" hat sich mit der dritten Staffel endgültig auf einem sehr grundsoliden Niveau eingependelt, welches in dieser Form wohl auch den Rest der Serie kennzeichnen wird. Es ist weiterhin (und ebenso erwartungsgemäß wie folgerichtig) kein nervenzehrendes Meisterwerk wie "Breaking Bad", erzählt das, was es erzählen will, aber fast durchweg ansprechend. Die bekannten Plots der Vorgängerstaffeln werden hier vertieft, weitererzählt und in mancher Hinsicht sogar beendet, wobei sich die Serie mit einem langsamen Tempo weiterentwickelt. Wahnsinnige Wendungen kommen hier nicht im Minutentakt, oft sogar nicht mal im Episodentakt - stattdessen wandelt sich "Better Call Saul" auf der einen Seite in ein bemerkenswert unaufgeregtes Psychogramm über einen interessanten Charakter. Bisweilen ist die Geschichte rund um Jimmy McGill etwas zu melodramatisch erzählt, wobei der "spätere" schwarzhumorige Biss des Anwalts etwas untergeht. Dafür kommt die Geschichte gerade auf dramatischer Ebene zu einigen Höhepunkten und kommt somit auch etwas schneller auf den Punkt als die noch recht langatmige zweite Season.
Besonders der Konflikt zwischen Chuck und Jimmy kommt hier zu einigen ganz starken Momenten. Es lässt sich zwar nicht verhehlen, dass gerade die Charakterentwicklung des Chuck McGill bisweilen wieder zu arg im Kreise gedreht wird, dennoch ist es eine wahre Freude, dieser ungemein doppelbödigen Figur weiter bei seinen eigenen Dilemmata zuzusehen. Wesentlich spannender entwickelt sich natürlich der noch deutlich am Thriller-Genre angelehnte Plot um Mike Ehrmantraut, der in dieser Staffel zwar noch etwas mehr unter dem Radar fliegt, dafür aber in seiner Story einige wunderbare Momente hat - auch für "Breaking Bad"-Fans. Die konnten sich zwar schon im Staffelfinale der zweiten Season denken, welche Figur da nun ihren Auftritt haben dürfte. Wie sich genau diese Handlung dann aber entfaltet und einen altbekannten Fanliebling wieder in voller Aktion zu erleben, das ist grandios inszeniert und geht in seiner tiefen Ausgestaltung auch über reinen Fanservice hinaus. Die Fans erleben dabei endlich Szenen, die direkte Auswirkungen auf die später spielende Mutterserie haben werden und auch wenn die meisten dieser Entwicklungen nicht allzu überraschend kommen - es ist eine Freude, diese Puzzlestücke endlich zu erhaschen und ins Gesamtkonstrukt einsetzen zu können.
Alle tragenden Figuren kommen dabei immer wieder passend zum Drücker, wobei sich neue Charaktere passend ins Bild einbetten und die bereits bekannten einen gewohnt guten Job verrichten. Schauspielerisch gibt es also auch an dieser Staffel absolut nichts auszusetzen, weswegen man die bisherigen Kritikpunkte hier im Grunde einfach nur erneut aufführen kann, auch wenn einige von ihnen nicht mehr allzu deutlich zum Tragen kommen. Da wäre also eine angenehm nuancierte, teilweise aber auch recht schleppende Erzählung sowie zu wenige Momente, in denen diese faszinierende, kriminelle Genialität der Hauptfiguren wirklich zum Tragen kommen würde. Gerade die kleinen Austüftelungen seitens Jimmy, um seine Konkurrenten auszustechen, sind in dieser Staffel nicht mehr ganz so clever und ausgebufft und vermissen einen gewissen "Wow"-Faktor. Gegenüber steht dem eine weiterhin absolut makellose, beinahe Tarantino-artige Inszenierung mit geschliffenen Dialogen, originellen Kameraeinstellungen und einigen überraschenden Szenen - sowohl im Comedy- als auch im Dramabereich. Am Ende müssen wir zwar feststellen, dass wir im Gesamtplot wesentlich weniger vorangekommen sind als wir es nach der ersten Hälfte dieser Staffel, die tatsächlich ein wenig aufs Gaspedal tritt, dachten. Der Weg war aber auch in diesen zehn Folgen ein zumeist amüsanter und bewegender Stoff.
Fazit: Die dritte Staffel um den gewieften Anwalt Jimmy McGill überzeugt mit nahezu den gleichen Qualitäten wie die Vorgänger-Seasons und behält in vielen Momenten auch dessen Schwächen. Alle Fans werden es dementsprechend weiterhin lieben, die Serie bleibt sich absolut treu.
Note: 3+
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