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James Bond - 007 jagt Dr. No

Der britische Geheimagent James Bond (Sean Connery) wird nach Jamaika entsandt. Dort wurde ein Verbindungsmann ermordet und Bond soll dem mysteriösen Todesfall auf den Grund gehen. Schon kurz nach seiner Ankunft auf der wunderschönen Insel muss er sich den ersten Angriffen auf sein Leben erwehren, weswegen er kaum Zeit findet, die Aussicht wirklich zu genießen. Letztendlich gerät er auf die Spur des finsteren Dr. No (Joseph Wiseman), der eine Festung auf der Insel hat und womöglich hinter dem Mord stecken könnte, in welchem Bond nun operiert. Tatsächlich scheint dieser nämlich mit einem schrecklichen Plan nach der Weltherrschaft zu gieren und der charmante Agent der britischen Regierung könnte nun der einzige sein, der ihn noch stoppen kann...

Es ist tatsächlich wahr - ich habe bislang mit Ausnahme der aktuellen Bondfilme rund um Daniel Craig noch keinen einzigen Film über den berühmten britischen Geheimagenten 007 gesehen. Um diese desaströse Wissenslücke nun nach etlichen Jahren endlich zu schließen, habe ich die gigantische Blu-Ray-Box in meinem Besitz, welche alle Filme der Reihe von "Dr. No" bis hin zu "Spectre" enthält... und habe einfach ganz von vorne angefangen. Natürlich genießt das erste Abenteuer, in welchem Sean Connery zum ersten Mal als charmanter und tatkräftiger Agent der britischen Regierung auftritt, einen gewissen Kultstatus, da er schlicht und einfach eine der kultigsten, langlebigsten und erfolgreichsten Filmreihen aller Zeiten gestartet hat. Darüber hinaus gilt "Dr. No" aber nicht zwingend als Nonplusultra des Franchise und hatte aufgrund des geringen Budgets und natürlich der damals noch schwierigen Technik mit dem ein oder anderen Problem zu kämpfen. Das überrascht aber wenig: Der erste Bond-Einsatz ist beinahe fünfzig Jahre alt und es käme wohl einem Wunder gleich, wenn dieser die Zeichen der Zeit einfach so überstanden hätte.
Aber genau das macht auch irgendwie den Charme aus, der besonders in der ersten Hälfte des Films durchweg spürbar ist. Mit lakonischem Humor, gewitzter Action und den typischen Klischees des Genres, die diese Filmreihe erst prägte, sehen wir Bond inmitten eines spannenden Kriminalfalls, der auf reiner Handlungsebene zwar ungemein simpel daherkommt, über seine kleinen Wendungen und spezifischen Einfälle aber durchaus unterhält. Natürlich hat der Zahn der Zeit auch moralisch genagt - ein Film wie dieser, in welchem die männliche Hauptfigur Frauen hauptsächlich als Bettgespielinnen sieht und sie, trotz oberflächlichem Charme, ziemlich ruchlos behandelt, würde es heute zurecht nicht mehr geben. Dank Sean Connery, der selbst diesen Szenen, die heute einen faden Beigeschmack hinterlassen können, kann man aber auch solchen Momenten ab und an etwas abgewinnen, da der 2020 verstorbene Altstar mit seiner leichtfüßigen Performance das Gesicht des Genres prägte. Das geschieht weniger in den aus heutiger Sicht natürlich ziemlich fahrigen Actionszenen (die trotzdem angesichts des moderaten Budgets beeindrucken können) als durch schöne Setpieces, den kultigen Soundtrack und eine Geschichte, die an der Stange hält.
Sobald Bond dem titelgebenden Bösewicht jedoch auf die Schliche kommt und in seinen Dunstkreis gerät, verliert sich der Auftakt der Reihe in genau dem, was ich eingangs befürchtet hatte. Anders als die wesentlich realistischer gehaltenen 007-Filme der Craig-Ära geht es zumindest in diesem Film noch um ziemlich irrsinnige Bösewichter mit Weltzerstörungsplänen, um klischeehafte Labore und Atomraketen. Das sorgt angesichts der mauen Technik (der Film war zu diesen Zeiten vermutlich einfach noch nicht so weit) und der comichaften Anpassung der Szenerie, die gar den Trash streift, nicht mehr für Begeisterungsstürme. Der lange herausgezögerte Auftritt des Antagonisten bleibt in seinen langen Monologen und einem ziemlich mauen, weil unfreiwillig komischen Finale noch ein laues Lüftchen, macht in sich aber auch irgendwie Spaß. Auch an dieser Stelle ist es Sean Connery, der die ganze Szenerie in ihrem kruden Wahnsinn am Boden hält und mit Ironie, aber auch mit genügend Kraft dafür sorgt, dass das erste Bond-Abenteuer eine runde Sache bleibt.

Fazit: Als Auftakt des großen Franchise besitzt "Dr. No" Kultstatus, wird insgesamt aber nicht als filmisches Highlight in Erinnerung bleiben. Die erste Hälfte gefällt mit charmanten Agenten-Klischees, Humor und schönen Sets, bevor es in der zweiten Hälfte doch etwas zu abgehoben in Richtung Comic-Action geht.

Note: 3







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