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Triple Frontier

Seit Jahren sucht der Militärberater Santiago Garcia (Oscar Isaac) in Kolumbien nach dem gefährlichen Drogenkönig Lorea (Reynaldo Gallegos). Nun führt ihn die Spur einer mit ihm verbandelten Informantin namens Yovanna (Adria Arjona) in seine Nähe. Um Lorea unschädlich zu machen und zugleich auch seinen millionenschweren Besitz aus seinem Unterschlupf sicherzustellen, heuert Garcia in der amerikanischen Heimat sein altes Team aus ehemaligen Weggefährten an. Manch einer von ihnen, wie der ehemalige Soldat und heutige Immobilienmakler Tom Davis (Ben Affleck), brauchen ein wenig Überzeugungsarbeit, doch schließlich gelingt es Garcia, ein fünfköpfiges Team zu Loreas verstecktem Bunker zu führen. Was sie dort finden, ist jedoch viel mehr, als sie erwartet hatten... was ihre Mission noch viel gefährlicher macht.

Es war ein langer Weg für "Triple Frontier" mit etlichen Terminverschiebungen (einmal brach Paramount die Produktion nur einen Monat vor dem Drehbeginn ab) und zahlreichen Superstars wie Johnny Depp, Leonardo DiCaprio und Mark Wahlberg auf dem Besetzungskarussell. Nach vielen Jahren sicherte Netflix die Produktion und brachte den Film, der einst von "The Hurt Locker"-Regisseurin Katherine Bigelow inszeniert werden sollte, im Frühjahr 2019 auf seinem Streamingdienst heraus. All diese Rückschläge und letztendlichen Veränderungen sind sicherlich nicht spurlos an dem Werk vorübergegangen und man kann sich gut vorstellen, wie anders Bigelow diesen Film inszeniert hätte. Nun ist "Triple Frontier" nämlich ein äußerst geradliniges Werk geworden, welches im Grunde genau das bietet, was man sich von einem Film wie diesem verspricht, obwohl er viel mehr hätte sein können. Bezeichnend ist dabei ein überschaubares Figurenensemble, welches in der ersten halben Stunde nur mit dem nötigen Minimum an Charakterzeichnung ausgestattet wird, um im nachfolgenden Verlauf in Sachen Action und spannenden Einzelszenen nicht behindert zu werden.
Diese sind durch die Bank weg gut inszeniert. "A Most Violent Year"-Regisseur J.C. Chandor hat ein feines Gespür für realistisch angehauchte, knackige Actionszenen, die in den wenigsten Momenten mit Computereffekten und lieber mit viel Handarbeit ausgearbeitet werden. Dementsprechend wirken diese kurzen Momente so, wie sie wirken sollen: Brutal, kühl und realistisch. Besonders der Einbruch der fünf Spezialisten in das Haus des gesuchten Drogenkönigs ist spannend inszeniert und steigert sich durch die Probleme, die dabei auftreten, sehr clever in Sachen Intensität. In der zweiten Hälfte des Films sackt das Tempo zwar nicht ab, trotzdem wirken die einzelnen Hindernisse, welche die Männer auf ihrem weiteren Weg ereilen, eher wie aneinandergetackert. Die Story des Films ist so dünn, dass gar ganze Handlungsstränge mittendrin fallengelassen werden, spannende Konflikte hinfortgefegt und sogar Antagonisten weggezeichnet werden. Mit einer tieferen Abhandlung des Themas, auch der moralischen, muss man hier nicht rechnen, denn die angesprochenen Zweifel der Protagonisten bezüglich weiterem Blutvergießen, spielen bei späteren Scharmützeln, wenn der Finger dann doch gewohnt locker am Abzug sitzt, keine Rolle mehr. 
Für die Starbesetzung gibt es dabei nur wenige Möglichkeiten, sich wirklich achtbar in Szene zu setzen. Am ehesten gelingt dies noch Oscar Isaac, der im späteren Verlauf aber auch keine wirklich starke Szene mehr abbekommt. Das mangelnde Interesse an den zu glatten Charakteren führt dann auch dazu, dass wir nicht wirklich mit ihnen mitfiebern wollen... oder sie im schlimmsten Fall sogar als unsympathisch empfinden. Dass die Protagonisten nämlich eigentlich nur hinter dem Geld her sind, mag nicht wirklich schmecken in einem Film, der eben diese bierernst nimmt. Dass sämtliche Hindernisse aber eben auch aus dem potenziellen Traum des Reichtums resultieren und das Geld wörtlich und im übertragenen Sinn als echte Last dient, ist jedoch ein cleverer Einfall, der die Figuren aber nicht wirklich nahbarer macht. Spannung und Drama entstehen dabei nur auf oberflächliche Art und Weise, was für kleinere Adrenalinschübe zwischendurch sorgt, aber nicht verhindern kann, dass wir spätestens ab der Halbzeit das Interesse an den Menschen verlieren, die uns hier eigentlich als Helden verkauft werden sollen. In die gleiche Kerbe schlägt dann auch ein klischeehaftes Ende, welches in herbem Kontrast zum Rest des Films steht und keinerlei Mut durchscheinen lässt.

Fazit: "Triple Frontier" ist zu Großteilen ein recht generischer Actionthriller, der unter der Oberfläche immer wieder ein paar clevere Ideen durchscheinen lässt. Diese werden in der geradlinigen Handlung aber zu wenig verfolgt und zugunsten einzelner Scharmützel gar fallengelassen.

Note: 3-





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