Die Raumrakete "Moonraker" wird spektakulär von unbekannten Bösewichten entführt. James Bond (Roger Moore) soll der Sache nachgehen und forscht als erstes bei dem Hersteller des Raumschiffs, dem superreichen Hugo Drax (Michael Lonsdale), nach. Dort muss er sich schon früh den ersten Anschlägen auf sein Leben erwehren, weswegen für Bond klar ist, dass er bei ihm auf der richtigen Spur ist. Mit der Hilfe der charmanten Holly Goodhead (Lois Chiles) versucht Bond, erst die wahren Pläne Drax' aufzuklären und den offensichtlichen Bösewicht anschließend dingfest zu machen. Doch dessen Vorhaben entpuppt sich als gewaltig, weswegen Bond womöglich sogar den Planeten Erde verlassen muss...
"Moonraker" war vorab der Bondfilm, vor dem ich mich am meisten gefürchtet habe. Da ich den charmanten Geheimagenten mit der Kennnummer 007 bislang nur aus den düsteren und realistisch angehauchten Auftritten von Daniel Craig kannte, wo sogar mit diversen Gadgets noch sparsam umgegangen wird, klang der Ausflug Bonds ins Weltall vollkommen absurd. Und da die Reihe zuvor ja auch schon das ein ums andere Mal den Bogen hin zur Überzeichnung überspannte (wenn auch stets im Zeitgeist und irgendwie unterhaltsam), befürchtete ich, dass das hier wahrlich zu viel sein könnte. Meine geringen Erwartungen (die aufgrund des starken direkten Vorgängers aber noch ein wenig erhöht wurden) wurden letztendlich prinzipiell erfüllt, aber auch wieder verändert. Denn es gibt diese vollkommen absurden Momente, die ich auch mit einem zugedrückten Auge nicht mehr goutieren konnte. Im direkten Kontrast bietet "Moonraker" aber auch einige der besten und herrlichsten Szenen des gesamten bisherigen Franchise... wie auch immer das zusammenpassen mag.
Der Film bietet im Grunde genau das, was man sich vorstellt, wenn Bond plötzlich Richtung Weltall düst. Die Story ist tatsächlich ziemlich gaga und die finsteren Pläne des vergessenswerten Bösewichts (wobei Michael Lonsdale aufgrund des mauen Drehbuchs aber auch kaum Gelegenheiten bekommt, so wirklich erinnerungswürdig zu sein) sind in der Tat so abgehoben, dass man sich fragt, wer sich diesen Blödsinn ausgedacht hat. Auch zuvor kommt "Moonraker" nur recht schwerfällig in Gang, da Bonds eigene Ermittlungen in Drax' Villa wesentlich weniger unterhaltsam sind als vorige Momente. Im Gegensatz zum direkten Vorgänger "Der Spion der mich liebte" ruht sich dieser Film wieder mehr auf der altbekannten Bond-Formel aus und verändert diese kaum... außer, dass man noch mehr Raum für Überhöhungen einbaut. Das gereicht dann zwar dazu, weiterhin unterhaltsam zu sein, da auch Roger Moore in der Titelrolle erneut viel Freude versprüht, aber so richtig abgeholt wurde ich nicht. Bis zum letztendlichen Ausflug ins Weltall ist da leider nichts dabei, was man so oder so ähnlich im Franchise nicht schon gesehen hat, auch wenn die turbulenten Actionszenen erneut eine Spur spektakulärer, aber auch comichafter ausfallen.
Genau dieser Sinn zur Überzeichnung tut "Moonraker" dann jedoch oftmals gut. Aufgrund des absurden Plots kann es sich der Film leisten, sich kaum noch ernstzunehmen. Das führt zwar dazu, dass wir emotional nicht mehr wirklich einbezogen werden, aber dafür auch Spaß an diesem überbordenden Gigantismus erhalten. Der deutliche Trend hin zu einem witzigeren Bond funktioniert in vielen Momenten, so zum Beispiel bei einer großartigen Verfolgungsjagd durch die Kanäle von Venedig, bei der das Timing in Sachen schriller Situationskomik perfekt stimmt und etliche Lacher erreicht werden - womöglich ist diese Szene sogar die witzigste in einem Bondfilm bisher. Oftmals geht der Hang zur absurden Komik aber auch furchtbar schief, wenn einer der fiesesten Charaktere plötzlich nur noch für dümmliche Floskeln und vollkommen comichafte Slapstick-Nummern gut ist. Somit ist das Ausweichen hin zu einer Art Action-Komödie, die in dieser Form heutzutage glatt bei einem "Kingsman" Pate stehen könnte, ebenso nötig wie zweckdienlich, doch verkommt dieser Bondfilm dadurch auch zu seiner eigenen Parodie. Man hat es in dieser Form eben irgendwie übertrieben - es ist aber nicht zu befürchten, dass spätere Filme des Franchise noch einmal so eklatant ausrutschen. Hier kommt man mit dieser Form aber noch mal durch.
Fazit: Der bislang witzigste Bond ist oftmals brüllend komisch und unterhaltsam, angesichts seiner absurden Geschichte und einiger alberner Überzeichnungen aber auch ziemlich lächerlich geraten. "Bond in Space" kann irgendwie Laune machen, wobei man die Grenze hin zur veralberten Selbstparodie aber mehrfach überschreitet.
Note: 3-
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