In seinem zweiten Abenteuer erhält James Bond (Sean Connery) vom britischen Geheimdienst den Auftrag, eine sowjetische Dechiffriermaschine aus dem russischen Konsulat in Istanbul zu beschaffen. Zur Seite steht ihm dabei die Konsulats-Angestellte Tatiana Romanova (Daniela Bianchi), die ihm wenn möglich einen Zugang zum Gebäude verschaffen soll. Tatsächlich steckt Tatiana jedoch mit dem finsteren Gauner Blofeld unter einer Decke. Er und seine Handlanger wollen Bond in eine Falle locken und somit den Tod von Dr. No rächen. Der Geheimagent ahnt erst nichts von dem Treiben um ihn herum und setzt alles daran, seine Mission zu erfüllen. Unterstützt wird er dabei auch von seinem Kontaktmann Kerim Bey (Pedro Armendariz), der sich jedoch noch mit ganz eigenen Problemen herumschlagen muss, als ein Anschlag auf ihn verübt wird...
Von vielen Fans wird "Liebesgrüße aus Moskau" als einer der besten Bond-Filme angesehen und landete in diversen Best-Listen regelmäßig auf hohen Plätzen. Diese Einschätzung kann ich nun leider nicht teilen, da mir der zweite Bond-Film mit Sean Connery in der Hauptrolle sogar noch etwas weniger gefallen hat als dessen Einstieg. Erstaunlicherweise teilen sich beide Filme aber nicht die gleichen Probleme, denn wo "Dr. No" noch aufgrund seiner schwammigen zweiten Hälfte und eines schwachen Bösewichts nachließ, braucht dieser Streifen nun wesentlich länger, um in Fahrt zu kommen, um dann nach der Halbzeit merklich Tempo zu geben. In den ersten Minuten werden dabei umständlich verschiedene Antagonisten an Ort und Stelle gebracht, bevor es für Bond überhaupt losgehen kann. Doch auch nach seinem Aufbruch ins weit entfernte Istanbul kommt die erneut sehr simpel gehaltene, aber merkwürdig umständlich erzählte Geschichte nur schwer in Fahrt. Problematisch aus heutiger Sicht sind die unangenehmen Szenen, in welchen Bond in die Kultur Istanbuls abtaucht, wo sich während eines großen Festes sogar zwei Frauen gegenseitig zu Tode prügeln sollen, um in die Gunst eines Mannes zu kommen. Keine schönen Aussichten, die weder die Handlung noch Bond als Charakter voranbringen und so nur als ziemlich missratene Füller in Erinnerung bleiben.
Doch mit der Zeit wird "Liebesgrüße aus Moskau" dann plötzlich besser. Sobald ein wichtiger Zug bestiegen wurde schnürt sich nicht nur das Seil um Bonds Hals merklich enger, auch das Tempo zieht an. Da ist es von Vorteil, dass mit Robert Shaw, unter anderem bekannt aus Steven Spielbergs Horror-Meisterwerk "Der weiße Hai", ein wesentlich bedrohlicherer und angsteinflößenderer Bösewicht als dessen Vorgänger Dr. No von der Partie ist. Das Aufeinandertreffen zwischen Held und Antagonist sprüht dabei regelrecht Funken und später werden sogar noch enorm spektakuläre Actionszenen geboten, in denen Bond vor einem rasenden Hubschrauber flüchten muss. Hier ist der finanzielle Erfolg des ersten Teils, der solch aufwendige Szenen erst möglich machte, am deutlichsten zu sehen, was zu einem großen Unterhaltungsplus führt. Diese Szenen machen die einfache Geschichte des Films zwar nicht komplexer, sorgen aber für benötigte Adrenalinschübe, die in der ersten Hälfte noch spürbar ausblieben.
Geblieben ist dabei natürlich auch der eloquente Charme, den die Figur James Bond und besonders dessen Hauptdarsteller Sean Connery, welcher den Agenten vor fast fünfzig Jahren markierte, ausmachen. Hüben wie drüben nagte der Zahn der Zeit an dem Auftreten der Titelfigur, was man als Kritikpunkt auslegen kann, aber nicht muss. Es wirkt selbstverständlich befremdlich, wie der Agent insbesondere mit Frauen umgeht, wobei genau diese "romantischen" Techtelmechtel aber seit jeher zur DNA des Franchise gehören und damit eben auch einen gewissen Zeitgeist ansprechen. Mit rein nostalgischem Flair wird man auf solcherlei Szenen und auch auf den Film als Ganzes sicherlich anders blicken als ich, der diesen nun zum ersten Mal gesehen hat und dem solcherlei dementsprechend etwas deutlicher auffällt. Insgesamt lässt sich sagen, dass "Liebesgrüße aus Moskau" das Tempo und auch ein wenig den leichtfüßigen Charme des Erstlings vermissen lässt, indem er seine simple Geschichte zwar etwas erwachsener, aber auch deutlich schwerer als nötig erzählt. Innerhalb des Bond-Kosmos setzt er aber einige wichtige und energetische Eckpfeiler.
Fazit: Der zweite Bond-Film mit Sean Connery leidet unter starken Startschwierigkeiten und der langsamen und umständlichen Erzählung einer eigentlich simplen Geschichte. Später nimmt das Action-Abenteuer dank eines starken Bösewichts und einer letztendlich wesentlich spannenderen Handlung aber an Fahrt auf.
Note: 3-
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