Elizabeth Jennings (Keri Russell) hat sich von ihrer schweren Schussverletzung erholt und für ihre Abwesenheit einen Besuch bei ihrer Tante vorgeschoben. Das Alibi scheint zu halten, womit Elizabeth und ihr Mann Philipp (Matthew Rhys) nur knapp der Enttarnung durch den FBI-Agenten Stan Beeman (Noah Emmerich) entkommen konnten. Viel Zeit, um ihre Wunden zu lecken, bleibt allerdings nicht, da das russische Spionage-Paar während eines Auftrags auf einem Rummelplatz zum ersten Mal auch die gemeinsamen Kinder Paige (Holly Taylor) und Henry (Keidrich Sellati) nutzen müssen, um diesen durchzuziehen. Als der Auftrag jedoch eine schreckliche Wendung nimmt, müssen Elizabeth und Philipp feststellen, dass sich nun auch ihre Kinder im Fadenkreuz ihrer Feinde befinden. Unterdessen sucht Beeman nach einem neuen Überläufer, während seine Affäre Nina (Annet Mahendru) als russische Spionin mit ihrer Mission hadert...
Fans der ersten Staffel werden auch an der Fortführung mit ziemlicher Sicherheit gefallen finden, müssen diesmal aber auch mit einigen Abschwächungen leben. So findet die zweite Season nach einem noch recht intensiven und temporeichen Beginn das Gaspedal im weiteren Verlauf nur sehr sporadisch wieder und verliert ein wenig an Schwung. Nicht falsch verstehen, ich bin normalerweise ein sehr großer Fan von Geschichten, die sich genügend Zeit dafür nehmen, all ihre Verbindungen und einzelnen Plots angemessen zu erzählen. Und genau das tut "The Americans", was eine wohltuende Abwechslung zu vielen aktuellen Serien darstellt, die sich unter dem Konkurrenzdruck offenbar gar nicht genug beeilen können, um ihr Publikum mit allerlei Wendungen zu beeindrucken. Und dies gefiel mir an dieser zweiten Staffel auch - man wird nicht ständig von allerlei neuen Geheimnissen zugeschmissen, sondern sieht auch Folgen, in denen die Beziehungen der Charaktere breit ausdiskutiert werden. Über dreizehn Folgen hinweg ist das für den allgemeinen Spannungsbogen (und der fokussierte Thriller-Plot überzeugt auch hier noch nicht so richtig) aber nicht von Vorteil.
Erneut sind die privaten Konflikte der Hauptfiguren, deren Scheinidentitäten und echte Gefühle sich hier weiterhin vermischen, das entscheidende Salz in der Suppe und in den besten Momenten sind diese Szenen um ein Vielfaches besser als die obligatorischen Thrill-Momente, die weiterhin gut, aber eben auch nichts Besonderes sind. Man übertreibt es bisweilen aber auch ein wenig, wenn eher maue Subplots wie die Rebellion von Teenager-Tochter Paige gegen ihre Eltern oder weitere Verwicklungen um die Doppel-Doppel-Spionin Nina enorm viel Raum einnehmen. Umso frustrierender, dass sich eben diese Geschichten über mehrere Episoden im Kreise drehen und in langen Dialogen zwar viel Gefühl, aber wenig Relevanz austariert wird. Gerade im Mittelteil tut sich die zweite Staffel von "The Americans" schwer, einen wirklichen Spannungsbogen aufrecht zu erhalten und muss dies mit eher halbgaren und wie hinzugequetscht wirkenden, für sich stehenden Thriller-Elementen ausgleichen, die dann auch nicht zu arg tangieren.
Doch selbst in einigen Episoden, die man beinahe als eine Art Füller bezeichnen könnte, gibt es noch immer genug bärenstarke Momente, die einen hellhörig machen. Ist man mit voller Aufmerksamkeit dabei (trotz einiger längen überschlagen sich die Ereignisse oftmals wie aus dem Nichts), so wird man erneut rund zehn spannende Stunden mit den Jennings' erleben. Wie sehr man mit den Hauptfiguren noch mitfiebert wird aber wohl eine sehr eigene Sache sein, denn gerade das zentrale Ehepaar blieb mir aufgrund einiger egoistischer, wenn auch in dieser Form realistischer Handlungen ein wenig ferner. Da man den beiden im direkten Vergleich zu anderen Serien auch nur wenige Nebenfiguren zur Seite stellt, die wirklich ambivalent und originell wirken, fällt das Festhalten an einem echten Sympathieträger mittlerweile etwas schwerer. Es ist aber auch mutig, dass FX beinahe allen Figuren eine moralische Ebene andichtet, die man schlucken muss und wo der Zuschauer selbst entscheiden soll, ob er diese Handlungen noch vertreten kann. Eine moralische Zwickmühle, die besonders in kleinen, leisen Szenen hervorragend arbeitet und somit dafür sorgt, dass wir weiterhin am Ball bleiben, um zu sehen, wie die Ereignisse sich noch weiterdrehen werden.
Fazit: "The Americans" ist in der zweiten Staffel aufgrund einiger auf der Stelle tretender Subplots, einigen eher mageren Thriller-Elementen und einigen Längen eine schwächere Fortführung geworden. Dennoch gibt es weiterhin interessante Charaktere, spannende Settings und komplexe, moralische Grundkonflikte zu bewundern, die der Serie viel Tiefe und Substanz geben.
Note: 3
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