Das post-kommunistische Russland betreibt mitten in Sibirien, in einem unwirtlichen Niemandsland, eine geheime Satellitenstation, die zwei Satelliten im Orbi steuert. Einst waren diese dazu ausersehen, eine Atomexplosion mit verheerenden Folgen zustande bringen zu können... und jetzt ist der Schlüssel zu diesen beiden Megawaffen ausgerechnet in die Hände des abtrünnigen Generals Ourumov (Gottfried John) und seiner gefährlichen Assistentin Xenia Onatopp (Famke Janssen) gefallen. Der britische Geheimdienst unter der Führung von "M" (Judi Dench) schickt James Bond (Pierce Brosnan), um die Situation zu klären und eine schreckliche Katastrophe zu verhindern. Auf seiner Mission gerät Bond auch in Kontakt mit der Verbrecherorganisation Janus... und einem alten Bekannten.
Nur zwei Einsätze waren Timothy Dalton vergönnt, ehe bereits ein neuer Bond-Darsteller übernahm... und das obwohl Daltons gemeinhin ja gar nicht so schlecht ankamen. Mit der Brosnan-Ära begann dann auch der erneute Einstieg in die etwas abgehobenen, sehr actionlastigen Episoden, die unter Fans bis heute umstritten sind. Viele feiern Brosnan (sicherlich auch aus nostalgischen Gründen) als einen der besten Bonddarsteller, während andere in seinen vier Filmen einige der schwächsten Glieder in den Ketten des gigantischen Franchise sehen. Mit "GoldenEye" liefert er nun aber einen durchweg starken Einstand, der nach dem vom Publikum eher abgestraften Experiment "Lizenz zum Töten" wieder zu den alten Tugenden Bonds zurückkehrt, diese aber optisch modernisiert ins Gewand eines spektakulären 90er-Blockbusters packt. Bond geht hier also formell mit dem Zeitgeist, ohne die altbekannte Formel des Franchise noch einmal zu verändern. Dementsprechend gehen, trotz zahlreicher Veränderungen vor und hinter der Kamera, in diesem Film die Stärken und Schwächen Hand in Hand mit denen der meisten Vorgänger.
Hüben wie drüben sind die 130 Minuten Laufzeit nämlich etwas zu gut gemeint, weswegen sich "GoldenEye", der im Kern eine eher simple, aber künstlich recht aufgeblasene und vermeidbar umständlich erzählte Handlung bietet, im Mittelteil deutlich zieht. Um diese Laufzeit zu füllen, bietet der Film gleich vier zentrale Antagonisten auf, von denen zumindest drei eine Art echten Background erhalten. Wirklich überzeugend fallen ihre Geschichten alle nicht aus, doch deswegen sitzt man auch nicht zwingend in einem Bondfilm. Denn das, was Fans der Reihe auch nach dreißig Jahren immer noch sehen wollen, ist hier selbstverständlich drin - nur schicker, aufgemotzter und größer. Das mag nicht jedem schmecken und generell wäre etwas weniger hier mehr gewesen. Man begeht allerdings bei all dem Spektakel nicht den Fehler, in solch alberne Sphären wie Raumstationen oder geheime Sci-Fi-Labore einzudringen, wie es die Filme rund um Connery oder Moore ja hin und wieder taten. Zwar ist das hier Gezeigte auch nicht wirklich realistisch bzw. arg weit hergeholt, aber die Macher packen diese Überzeichnungen in adäquate Bilder.
Dabei überzeugen auch die zentralen Actionszenen, wobei man das lange Finale sowie eine brachiale Sequenz, in welcher Bond in einem Panzer Platz nimmt, herausheben muss - die Macher toppen sich mit ihrem unterhaltsamen Chaos einmal mehr und bieten alles auf, was die Technik im Jahr 1995 hergeben konnte. Dazwischen ist dann auch noch Zeit für eine eher halbgare Romanze mit einem eher halbgaren Bondgirl sowie leisem Humor. Für letzteren sind insbesondere Joe Don Baker und "Harry Potter"-Star Robbie Coltrane zuständig, auch wenn deren an und für sich spaßigen Auftritte leider etwas kurz ausfallen. Die Bösewichter bleiben im direkten Vergleich eher zahm, mit der Ausnahme von "96 Hours"-Star Famke Janssen, die zwar deutlich überzeichnet, so aber auch im Gedächtnis bleibt. Und Brosnan? Der liefert einen durchweg überzeugenden Einstieg als Titelheld, wobei er deutlich grimmiger und kühler auftritt als Moore und Dalton zuvor, dabei aber immer wieder gewitzten Charme und leisen Witz durchblicken lässt. Brosnan hat sich so sehr geschickt in der Rolle platziert und drückt ihr seinen eigenen Stempel auf, weswegen ich mich durchaus auf seine drei nächsten Abenteuer freue.
Fazit: "GoldenEye" ist ein solider Bondfilm im Gewand eines spektakulären Blockbusters der 90er Jahre mit allen technischen Finessen, welche damals möglich waren. Das schließt krachende Actionszenen und charmanten Humor dann ebenso ein wie eine etwas maue Geschichte und schwache Bösewichte.
Note: 3+
Kommentare
Kommentar veröffentlichen