James Bond (Pierce Brosnan) tappt während einer Mission in Nordkorea in eine üble Falle und wird gefangengenommen und gefoltert. Seine Freilasssung erfolgt erst vierzehn Monate später mittels eines Austauschs gegen den gefährlichen Killer Zao (Rick Yune). Der Zwischenfall kostet Bond auch seine Anstellung beim MI-6, da "M" (Judi Dench) nicht mehr auf den Agenten setzen will. Das möchte Bond natürlich nicht auf sich sitzen lassen und stürzt sich ganz ohne offiziellen Auftrag ins Geschehen, um die Verantwortlichen seines Unglücks zu finden und zur Rechenschaft zu ziehen. Seine Nachforschungen führen ihn zu der mysteriösen Jinxs (Halle Berry), die offenbar ihr eigenes Hühnchen mit den Bösewichten zu rupfen hat, von welcher er jedoch nicht weiß, ob er ihr trauen kann. Diese scheint nämlich hinter dem exzentrischen Milliardär Gustav Graves her zu sein, der eine seltsame Verbindung zu Zao offenbart...
Nachdem man im direkten Vorgänger "Die Welt ist nicht genug" zwar nicht die altbekannte Bondformel umwarf, aber auf überraschendem Wege eine emotionale und beinahe tiefgründige Geschichte erzählte, ruderte man mit dem vierten und letzten Auftritt von Pierce Brosnan als Bond nun deutlich zurück. Die altbekannten Manirismen werden hier nicht nur nochmal durchgekaut (was weder Überraschung noch Kritikpunkt sein soll, da diese Reihe bis zu diesem Punkt schlichtweg so funktionierte), sondern warfen auch fast alles, was am Vorgänger so gefiel, wieder über Bord. In der ersten Stunde dieses Action-Blockbusters, zu welchem Bond in den 90ern geworden war, fällt dies kaum auf. Tatsächlich werden Erinnerungen an den weiterhin stärksten Film des Franchise, "Lizenz zum Töten", (mit Ausnahme der Craig-Bonds) wach, wenn sich Bond auf eine ganz eigene Rachemission begibt und dabei sogar die Rückendeckung von "M" verliert. Zu diesem Zeitpunkt ist "Stirb an einem anderen Tag" nicht unbedingt originell und auch von der brutalen Finsternis von Timothy Daltons Einsatz weit entfernt, aber dafür durchweg spannend und mit einigen hübschen Wendungen ausgestattet.
Die Actionszenen sind gewohnt spektakulär, ohne zu überzeichnen; die Bösewichter sind angenehm finster und das scheinbar undurchdringliche Gewirr an Handlung mag man als unnötig kompliziert ansehen. Doch macht es zu Beginn tatsächlich Freude, nicht zu wissen, wie der Hase nun läuft und wie die verschiedenen Antagonisten und Plots zusammenhängen. Genau diese Freude, bei welcher ich tatsächlich dachte, einen weiteren gelungenen Bondfilm zu sehen, wird ungefähr ab dem Erreichen der Ein-Stunden-Marke aber völlig torpediert, wenn das Drehbuch mit den Antworten zu diesen Fragen um die Ecke kommt und jegliche Atmosphäre durch allerlei Schwachsinn zerstört. So abgehoben war ein Bondfilm wohl seit dem schrillen "Moonraker" nicht mehr und das will etwas heißen: Der Bösewicht haust in einem kunterbunten Eispalast als wäre er ein Batman-Villain, die sci-fi-artigen Zusammenhänge der einzelnen Pläne und Plots scheinen aus einem Fantasy-Film zu stammen und die große Bedrohung, die schon wieder durch einen weltvernichtenden Supersatelliten im Weltall stammt, wirkt so dermaßen überzeichnet und letztendlich lächerlich, dass man sich nicht mehr in einem Agenten-Thriller wähnt, der ja zumindest ansatzweise in der Realität behaftet bleiben sollte.
Dieser überzogene Krimskrams wäre vielleicht halb so wild, wenn man sich ähnlich wie in "Moonraker" einfach auf den Pfaden einer Komödie bewegen würde... doch "Stirb an einem anderen Tag" nimmt sich bei all diesem Superbösewichts-Wirrwarr viel zu oft viel zu ernst. Sogar der Oberbösewicht, ein schmieriger, dauergrinsender Proll, soll noch eine Art Hintergrund erhalten, was aber auch nur noch zu fadem Drehbuchgepinsel gereicht. All das kulminiert in einem chaotischen Finale, in welchem auch die banalsten Storylines im Dauerfeuer untergehen und von teilweise erstaunlich mittelmäßigen Special Effects totgeschossen werden. Das ist dann schon ein eklatanter Rückschritt zu den vorherigen Brosnan-Bonds, die sich bei allem Krachbumm zumindest noch Zeit für ihre Figuren nahmen und in der Realität behaftet blieben. Rückschrittlich indes auch die Wahl des Bond-Girls, denn obwohl "X-Men"-Star Halle Berry sich alle Mühe gibt, hat ihr das fade Drehbuch kaum eine clevere Position angedichtet, die sie aus der Reihe tougher Frauenfiguren des Franchise hervorstechen lassen würde. Da wirkt Rosamund Pike im direkten Gegensatz wesentlich energetischer, jedoch bekommt auch sie viel zu wenig Raum, um aus ihrer Figur etwas Sinnvolles zu machen.
Fazit: Brosnans Abschied als James Bond gefällt zu Beginn mit einer undurchsichtigen und persönlicheren Geschichte, wandelt sich ab der Halbzeit aber plötzlich zu einem überzogenen, unfreiwillig komischen und erstaunlich stupiden No-Brainer. Im Dauerfeuer der Übertreibungen geht jegliches Gespür für Timing, Humor und Charme gnadenlos unter.
Note: 4+
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