Im Jahr 2072 versucht die Menschheit und mit einer strengen Ein-Kind-Politik Herr über das tödliche Problem der Überbevölkerung zu werden. Alle Kinder abgesehen des Erstgeborenen werden fortan in Schlafkapseln gebracht, um die Hungersnot der restlichen Menschheit nicht mehr zu fördern. Agenten des sogenannten Kinderzuteilungs-Büros jagen dabei Kinder, die vor dem Staat versteckt werden und gehen dabei äußerst brutal vor. Dennoch ist es Terrence Settman (Willem Dafoe) vor dreißig Jahren gelungen, die Siebenlinge (alle: Noomi Rapace) seiner Tochter zu retten und in einer gemeinsamen Wohnung zu verstecken. Unter strengen Regeln darf nur eine der Frauen täglich die Wohnung verlassen, wobei sie sich in der offenen Welt allesamt unter einem gemeinsamen Pseudonym verbergen, um nicht aufzufallen. Dabei werden sie nach den Wochentagen benannt, an welchen sie jeweils das Haus verlassen dürfen. Eines Tages kehrt "Monday" von ihrem regulären Tag jedoch nicht zurück, was ihre Schwestern dazu zwingt, nach ihr zu suchen...
In der ersten halben Stunde entwirft "Hänsel und Gretel: Hexenjäger"-Regisseur Tommy Wirkola eine ebenso wirkungsvolle wie kompromisslose Version der Zukunft, in welcher die brutale Problemlösung der Überbevölkerung im Fokus steht. Dabei zeigt Wirkola auf eindringliche Weise nicht nur den angsteinflößenden Polizeistaat, zu dem unsere Welt verkommen ist, sondern beschreibt auch, wie es den sieben Frauen gelungen ist, über Jahre unerkannt zu bleiben. Gespannt verfolgen wir die einzelnen Schritte der Frauen und wie es ihnen auch über die strengen Regeln ihres Großvaters gelingt, nicht von dem Staatsregime erhascht zu werden. Dabei wird nicht nur gezeigt, was für physische Opfer dies bildet, sondern man stellt auch unangenehme Fragen zu dieser Zukunftsvision. Ist das Überleben vieler auf unserer Welt es wert, dass wir andere opfern? Und wie lebenswert ist ein Leben, welches man nur noch als Lüge lebt? Leider folgen auf diese Fragen im späteren Verlauf entweder keine oder nur marginale Antworten, da Wirkola über einige dieser Aspekte ziemlich schluderig hinweggeht oder sie im großen Kitsch des Genres ersäuft. Die schneidende Zukunfts-Atmosphäre des Auftakts weicht dabei alsbald dem knalligen Action-Einheitsbrei.
Das die einzelnen Actionszenen durch die Bank weg überzeugend gemacht sind und die schonungslose Gewalt, mit welcher hier handelnde Figuren aus dem Film verbannt werden, durchaus ihre Wirkung zeigt, lässt sich nicht von der Hand weisen. "What Happened to Monday?" sieht inszenatorisch klasse aus und zerschnippelt seine temporeichen Momente nicht in einem wirren Schnitt. Auf dramaturgischer Ebene leistet sich der Film im konfusen Mittelteil aber erhebliche Schnitzer, wobei nicht nur dramatische Plotholes auffallen, sondern der Plot auch zwischen einzelnen Elementen unentschlossen hin und her schwankt. Da wird in einer Szene klagend der Verlust einer wichtigen Figur betrauert, um kaum zwei Minuten später in einer vollkommen deplatzierten und skurillen Situationskomik nach billigen Lachern zu ernten. Über emotionale Inpacts gleitet "What Happened to Monday" viel zu rasch hinweg und begräbt somit auch die potenziell interesseanten Ausgangssituationen, die durch die Grundidee der Handlung entstehen. Obwohl es schier an allen Ecken und Enden knallt, erfahren die Charaktere viel zu wenig eigenen Raum, als dass es einen groß kümmern würde, um was es hier nun eigentlich geht.
Das Finale entschädigt mit vielen spannenden Momenten und manch einer treffsicheren, wenn auch nicht zwingend überraschenden Wendung für den vorhergehenden Wirrsinn und bannt an mehreren Punkten, die sich gegenseitig höherschrauben, wieder vor den Bildschirm. Hier kann dann auch Hauptdarstellerin Noomi Rapace, die gleich sieben Figuren verkörpert, überzeugen. Zuvor schien sie auch aufgrund der mangelnden Charakterzeichnung bei einigen der Settman-Schwestern etwas unfokussiert zu sein, was nicht ihre Schuld sein muss. Tatsächlich gibt das Drehbuch den meisten von ihnen im Grunde keinerlei eigene Charakterentwicklung, die über ihr Äußeres hinausgehen würde... und diese verschiedenen Kleidungsstile und Haarfarben sollen letztendlich wohl auch nur dazu dienen, damit es dem Zuschauer ansatzweise leichter fällt, die sieben Schwestern auseinanderzuhalten. Da zusätzlich noch weitere Sidekicks, Mentoren und Antagonisten zu ihrem Recht kommen wollen, wird das Figurenensemble schnell sehr üppig, wobei sich nur wenige so freispielen können, wie es angebracht wäre. Da neben Rapace eben auch noch solche Könner wie Willem Dafoe oder "The Girl with all the Gifts"-Star Glenn Close auf der Matte stehen, ist es durchaus schade, dass das fahrige Drehbuch ihren Talenten nicht wirklich gerecht werden kann.
Fazit: Nach einem stimmungsvollen Auftakt verabschiedet sich dieser düstere Sci-Fi-Thriller recht rasch in einen unentschlossenen Action-Mittelteil, bevor ein kraftvolles Finale für vorhergehende Fehler wieder entschädigt. Rein dramaturgisch und handlungstechnisch entstehen jedoch so viele Löcher, dass man den Film schlichtweg nicht richtig genießen kann.
Note: 3-
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