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James Bond 007 - Die Welt ist nicht genug

Eine neue Mission wartet auf James Bond (Pierce Brosnan) und diesmal benötigt eine spezielle Person genau seine Hilfe. Der Ölmagnat Robert King (David Calder) wird ausgerechnet auf dem Gelände der Londoner Zentrale des MI-6 ermordet. Nun sind die Terroristen, die hinter diesem Anschlag stecken, auch hinter Kings Tochter Elektra (Sophie Marceau) her. Bond springt ein, um das Leben der Frau zu schützen und zugleich nach den gefährlichen Drahtziehern rund um den russischen Terroristen Viktor Zokas (Robert Carlyle) zu suchen. Doch Elektra möchte dem MI-6, nachdem sie das Leben ihres Vaters nicht schützen konnten, kaum vertrauen, weswegen Bond sich mühen muss, sie an sich zu binden. Weitere Spuren führen ihn schließlich auch nach Kasachstan, wo die Atomwissenschaftlerin Dr. Christmas Jones (Denise Richards) dem dort geheim operierenden Bond eine Hilfe sein könnte...

Den direkten Vorgänger "Der Morgen stirbt nie" kritisierte ich noch dahingehend, dass die seit achtzehn Filmen altbekannte Bondformel dort zum wiederholten Male so ungeändert zum Einsatz kam, dass das Franchise erneut bei sich selbst klauen musste. Nun bricht zwar auch "Die Welt ist nicht genug", der dritte von vier Einsätzen von Pierce Brosnan als Geheimagent, nicht mit dieser Formel, doch wirkt diese im direkten Vergleich und auch dank einiger feiner Überraschungen und ungeahnter Tiefen wesentlich runder und knackiger. Schon die ersten zehn Minuten vor der obligatorischen Titelsequenz sind rasanter, spektakulärer und dramatischer als so ziemlich alles, was der direkte Vorgänger über seine gesamte Laufzeit bieten konnte - auf höchst unterhaltsame und spannende Art und Weise zeigt der Film hier, auf was wir uns in den nächsten zwei Stunden freuen können. Und auch im Anschluss wird das Tempo kaum gedrosselt: Obwohl zehn Minuten länger als "Der Morgen stirbt nie" fühlt sich "Die Welt ist nicht genug" deutlich flotter an.
Die Handlung spart dabei nicht an Wendungen und auch wenn der Plan des Bösewichts, wenn er denn endlich enthüllt wird, erneut keine Originalitätspreise gewinnt, ist das Rätselraten bis zu dieser Lösung ein höchst spannendes. Man könnte bemängeln, dass die an sich packende Handlung etwas zu oft von den oblihatorischen, wahnsinnig spektakulären Actionszenen unterbrochen wird - aber das muss man eigentlich gar nicht, wenn jede einzelne von ihnen so unterhaltsam und krachend inszeniert wird wie hier. Die Sequenz vor dem Titelvorspann legt dabei ein erhebliches Maß vor, welches der Film im weiteren Verlauf aber locker halten kann, bis hin zu einem Finale, welches trotz seiner üblichen Länge durchweg zu packen weiß und auch endlich auf dramatische Art und Weise in genau die richtige Richtung zielt. Tatsächlich ist dieser Bondfilm trotz der üblichen Formel wesentlich herzlicher geworden. Schon zu Beginn erreicht der Film mit seiner endgültigen Verabschiedung von Technikgenie Q (Schauspieler Desmond Llewelyn verstarb nur wenige Tage nach dem Start des Films in den USA) eine wehmütige Stimmung und dank eines nun persönlicher agierenden Bonds, der auch mal verletzt und vor den Kopf gestoßen werden kann, ist die Stimmung durchweg dramatischer.
Das gereicht dann auch zu der bislang besten Darstellung von Pierce Brosnan als James Bond, der auch in den leisen Momenten eine gute Leistung darbietet. Ebenfalls erfreulich ist die nun deutlicher in die Handlung eingebundene Figur von "M" und Judi Dench in dieser Rolle endlich mal abseits des Schreibtischs zu sehen ist eine tolle Sache. Als Sahnehäubchen obendrauf gibt es mit dem Gastauftritt von "3 Engel für Charlie"-Star John Cleese als Q's Nachfolger eine wunderbare Humorsequenz... und die Besetzung von Sophie Marceau dürfte dank ihrer energetischen Performance als eine der besten Frauenrollen des ganzen Franchise eingehen. Marceau beherrscht den Film förmlich und bekommt in den zwei Stunden glücklicherweise immer wieder Gelegenheit, ihrer tiefgründigen Rolle (zumindest gemessen an Bondstandards) ordentlich Substanz zu verleihen. Weniger gelungen hingegen die Besetzung zweier wichtiger Rollen, wobei man beiden Darstellern aber wenig ankreiden kann. "The Beach"-Star Robert Carlyle macht seine Sache als Bösewicht zwar durchweg gut, wird aber leider von seinen Costars immer wieder überstrahlt, während das Drehbuch aus seiner Geschichte zu wenig macht. Und Denise Richards müht sich redlich, wirkt als Atomwissenschaftlerin in Jeansshorts aber genauso unglaubwürdig wie man sich das vorab vorstellt.

Fazit: Trotz kleinerer Schwächen in den Nebenrollen ist der dritte Bond mit Pierce Brosnan der bis hierhin deutlich stärkste, da er auf eine dramatisch ausgefeilte Handlung, großartige Actionszenen, starke Charakterverbindungen und spannende Wendungen zurückgreifen kann, die dieses Abenteuer fernab des großen Krawalls auch zu einer menschlichen Angelegenheit machen.

Note: 2-



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