Marc-Uwe Kling (Dimitrji Schaad) ist ein arbeitsloser Musiker, der seine Zeit zumeist zuhause auf dem heimischen Sofa absitzt. Eines Tages steht ein sprechendes Känguru vor seiner Tür, welches erst um Küchenzutaten bittet und schließlich ungefragt in seiner Wohnung einzieht. Zwischen Marc-Uwe und dem Känguru entwickelt sich eine Art erzwungene Freundschaft, wobei letzteres den "Kleinkünstler" immer wieder in unangenehme und gar bedrohliche Situationen bringt. Eskalieren tut die Situation, als sich die beiden während eines Streits mit einer Gruppe Nazis auch noch mit dem Jörg Dwigs (Henry Hübchen) anlegen. Zudem hat sich Marc-Uwe in seine Nachbarin Maria (Rosalie Thomass) verknallt - die Hilfestellungen seitens des Kängurus in dieser romantischen Zwickmühle erweisen sich allerdings auch als weniger hilfreich...
"Die Känguru-Chroniken" zählen wohl mittlerweile zum kultigen Geheimtipp auf dem deutschen (Hör)Buchmarkt. Etliche Fans verschlangen jeden neuen kreativen Erguss aus dem Leben des Autoren Marc-Uwe Kling und seinem Känguru und lachten über schlagfertige Witze, die ebenso politisch unkorrekt wie charmant, geistreich und clever waren. Platz für gehobene Blödeleien gab es ebenfalls und gerade der grandiose Wortwitz, der zu Großteilen auch durch die Gedankenwelt Klings, aus dessen Sicht die kleinen Geschichten erzählt werden, übertragen wurde, war sehr unterhaltsam. Dass irgendwann eine filmische Verwurstung dieser Geschichte kommen würde, war leider klar - zu groß ist der Name, mit dem sich dann auch auf den Kinoleinwänden noch etwas Geld verdienen ließe. Ob das qualitativ eine gute Idee sein würde, das fragten sich aber offenbar weniger Menschen, denn eigentlich klingt dieses Werk schon aufgrund seines Erzählungsstils als unverfilmbar. Man hat es nun aber doch gemacht und herausgekommen ist dabei der Film, den man erwarten durfte und leider nicht der, auf den man gehofft hat. In Filmform sind die Abenteuer von Marc-Uwe und dem Känguru nämlich leider nur noch eine sehr bemühte und abgehangene Angelegenheit.
Denn bei dieser Verfilmung wird besonders deutlich, wie unterschiedlich Buch und Film als Medien funktionieren - vor allem, wenn es dabei um Humor geht. Denn dieser beinahe unvergleichbare Witz, der im Hörbuch aus allen Seiten quillt und dem Zuhörer dabei die Bilder in seinem eigenen Kopf überlässt, geht in einer visuell bebilderten Sorte ziemlich schnell verloren. Klar, angesichts solch einer enormen Dichte an Sprüchen und Slapstick gibt es auch einige Treffer, doch sind diese im direkten Vergleich zu den bemühten Kalauern oder den erneut wiedergekäuten Kultsprüchen der Vorlage ganz klar in der Unterzahl. Dass dabei absichtlich auf chargierende Oberbösewichte, überkünstelte Sets und eine comichafte Handlung zurückgegriffen wurde, ist rein thematisch zwar verständlich, tut dem Film aber auch nicht gut. Denn wo er schon nicht witzig genug ist, kann er hier auch weder mit einer greifbaren Story noch mit gut gezeichneten Charakteren punkten. Die Romanze zwischen Marc-Uwe und Maria versprüht keine Funken, die depperten Antagonisten können keinen raubeinigen Charme zeigen. Und Marc-Uwe als Hauptcharakter bleibt schematisch und im Grunde nahezu passiv, was ihn nicht unsympathisch macht, aber auch keinen wirklichen Zug entwickelt.
Die Hauptlast liegt also natürlich auf dem titelgebenden Känguru - der absolute Verkaufsgrund, sowohl für die Bücher als auch für den Kinofilm. Dass dieses immerhin von Kling gesprochen wird, der auch in den Hörbüchern für dessen Stimme zuständig ist, tut gut und rettet einige Wortwitze. Doch auch er kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die hier zitierten Sprüche und Wortgefechte seltsam blutleer wirken. Kommt noch erschwerend hinzu, dass das Känguru als vollständig am Computer animierter Charakter zwar im Grunde dem (unter Hollywood-Niveau liegenden) Special-Effects-Standard Deutschlands entspricht, aber seine technische Herkunft selbstverständlich niemals verbergen kann. Das soll bei solch einem überzeichneten Charakter sicherlich auch so sein - man benötigt hier keine hyperrealistische Technik wie in den "Planet der Affen"-Filmen. Trotzdem sticht sich die Hauptfigur merklich mit den echten Sets und mit den von echten Schauspielern gespielten Nebenfiguren. Das Känguru ist eben auch genau dann am witzigsten, wenn man es nur hört und nicht sehen muss. Denn die Bilder, die während den Hörspielen in unserem Kopf entstehen sind wesentlich witziger als alles, was man uns hier direkt zeigt. Da nützen Computeranimationen auch nichts, wenn sie denn richtig gut wären.
Fazit: Die Verfilmung der kultigen Hörbuch-Reihe lässt es an allem vermissen, was die Vorlage so beliebt macht. Das liegt daran, dass der visuelle Stil in seinem strengen Bemühen viel zu limitiert darin ist, den unnachahmlichen Humor zu bebildern. Zurück bleiben weitestgehend recht lahme Versuche.
Note: 4
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