Claire Reimann (Evangeline Lilly) hatte schon selbst unter Drogenabhängigkeit zu leiden. Als sie urplötzlich vom Tod ihres Sohnes durch eine Überdosis mit Opium erfährt, kann sie dies über den generellen Schock hinaus kaum glauben und stellt eigene Nachforschungen in dem Fall an. Dabei gerät sie schon bald in Gefahr. Indes ist der DEA-Agent Jake Kelly (Armie Hammer) undercover in ein Kartell eingetaucht, welches mit anderen Kartellen einen Handel anstrebt. Dabei will Kelly alle Gruppen gleichzeitig hochnehmen lassen, droht jedoch aufzufliegen. Der Universitäts-Professor Tyrone Brower (Gary Oldman) arbeitet zeitgleich an einem neuen Schmerzmittel, welches keinerlei Sucht mehr bei den Patienten hervorbringen soll. Seine Arbeit scheint jedoch kurz vor der Zulassung in einem neuen Testlauf Probleme zu verursachen, was letztendlich seine Karriere und seinen Ruf bedroht...
Der im Frühling 2021 als VoD in Deutschland erschienene Drogen-Thriller hat erst einmal schwer damit zu kämpfen, eine ganze Menge Material in dafür eigentlich viel zu knappe 119 Minuten zu stecken. Obwohl sich die drei fokussierten Plots irgendwann auch ansatzweise überschneiden, stehen sie trotzdem weitestgehend für sich, weswegen wir im Grunde drei nebeneinander herlaufenden Handlungen folgen, die sich über weite Strecken gegenseitig nur wenig tangieren. Und als würde das noch nicht reichen hat jeder dieser Plots selbst noch weitere Nebenhandlungen im Gepäck. Das Ergebnis ist zumindest ansatzweise vorhersehbar: Es ist zu viel, weswegen nicht überall aus dem Vollen geschöpft werden kann und einige Ideen recht armselig versauern. So kommt der in dieser Form recht klischeehafte Plot um den undercover eingeschleusten DEA-Agenten Kelly lange nicht wirklich in Fahrt und wird indes noch durch ein ziemlich laues Familiendrama, welches nur wie noch mal draufgesetzt wirkt, ausgebremst. Der Plot um die Mutter Claire, die in die ehemaligen Drogengeschäfte ihres Sohnes hineingezogen wird, ist im direkten Vergleich flotter, leidet aufgrund des Tempos, in dem Details abgefrühstückt werden müssen, aber auch unter Glaubwürdigkeitsproblemen.
Da ist die Geschichte um den sympathischen Professor, der plötzlich zwischen den Fronten steht, die sinnigste und spannendste. Allerdings bleibt ausgerechnet diese Story noch am weitesten für sich stehen, weswegen die sehr raschen Wechsel zwischen den Geschichten oftmals sehr abrupt sind. Das klingt im Endeffekt aber wesentlich schlecher, als es tatsächlich ist. Denn dank des hohen Tempos und der hohen Anzahl an verschiedenen Geschichten kommt Langeweile gar nicht erst auf und man tappt auch wesentlich seltener in die Klischeefalle, die diese nur sehr lose auf wahren Begebenheiten basierende Plotstruktur eigentlich anbietet. So richtig vorhersehbar ist "Crisis" dementsprechend nie und lässt dem Zuschauer auch nur wenig Zeit zum Nachdenken, da er viel zu flott agiert und auch angenehm nah an den Hauptfiguren bleibt. "Arbitrage"-Regisseur Nicholas Jarecki inszeniert dabei sehr solide, ohne allzu markante Eckpfeiler zu setzen, kann aber das Interesse des Zuschauers gleichbleibend hochhalten... und hat zudem ein absolut beeindruckendes Ensemble aus großen Namen versammelt, was für einen solch eher kleinen Thriller doch erstaunt.
Die markanteste Leistung bietet dabei "Lost"-Star Evangeline Lilly als getriebene Mutter - kein Wunder, ist ihr Plot doch klar der emotionalste, was Lilly hier locker stemmen kann. Nach ihren Auftritten in den zwei großen Franchises rund um Marvels Superhelden und den "Der Hobbit"-Filmen empfiehlt sie sich also weiterhin für Großes. Gary Oldman genügt indes eine Routineleistung, aber dieser Mann ist ja sowieso immer gut. Auch Armie Hammer agiert solide und besonders aufgrund der Tatsache, dass wir den "The Social Network"-Star aufgrund der Missbrauchsvorwürfe gegen ihn demnächst nicht mehr so oft sehen werden, lohnt sich eine Sichtung hier. Auch darüber hinaus glänzt "Crisis" auf dem Papier mit etlichen großen Namen in kleinen Rollen, was aber auch ein wenig Blendwerk darstellt. So fallen die Rollen von Michelle Rodriguez, Luke Evans und der aus der HBO-Hitserie "Game of Thrones" bekannten Indira Varma doch enttäuschend klein aus, während ausgerechnet unser deutscher Export hier nur einen schwachen Eindruck hinterlässt: Veronica Ferres agiert hier nämlich tatsächlich durchaus steif, was sie neben ihren Kollegen Evans und Oldman regelrecht verblassen lässt.
Fazit: Obwohl der Film sich viel zu viel Gepäck für seine viel zu kurze Laufzeit aufgeladen hat und deswegen dramaturgisch deutliche Abstriche machen muss, gefällt "Crisis" durch sein hohes Tempo, interessante Charaktere und die flotte Inszenierung. Kurzweiliges Spannungskino, welches seinen höheren Ansprüchen aber nicht ganz gerecht werden kann.
Note: 3+
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