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Die Farbe Lila

1909 in den Südstaaten der USA: Im Alter von vierzehn Jahren wird die vierzehnjährige Celie (Desreta Jackson) von ihrem Vater an den Farmer Albert Johnson (Danny Glover) verkauft. Dabei wird Celie von ihrer jüngeren Schwester Nettie (Akosua Busia), dem einzigen Halt während der Missbräuche durch ihren Vater und der zwei jungen Geburten, getrennt. Auch unter Albert muss Celie leiden, muss Schwerstarbeiten verrichten, wird geschlagen und muss gegen ihren Willen das Bett mit dem wesentlich älteren Mann teilen. Diese Leiden ziehen sich bis ins Erwachsenenalter, in welchem Celie (Whoopi Goldberg) noch immer nicht gelernt hat, sich zu verteidigen. Dies ändert sich jedoch, als sie die Bekanntschaften mit Shug (Margaret Avery) und Sofia (Oprah Winfrey) schließt, die Celie raten, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen...

Bis heute gilt "Die Farbe Lila" als einer der größten Verlierer in der langen Geschichte der Oscars. Wobei man das Wort "Verlierer" ja eigentlich gar nicht in den Mund nehmen dürfte bei einem Film, der immerhin für elf der begehrenswerten Statuen nominiert wurde - auch heute noch eine fantastische Leistung. Als Pechvogel gilt der Film, da er trotz so vieler Nominierungen keinen einzigen der Preise gewinnen konnte und somit vollkommen ohne einen einzigen Oscar aus der Veranstaltung herausging. Namhafte Konkurrenz wie "Der einzige Zeuge", "Jenseits von Afrika" und Robert Zemeckis' "Zurück in die Zukunft" dominierten stattdessen die Veranstaltung. Das macht dieses gefühlvolle Drama, welches heute unter diesen Umständen wahrscheinlich gar nicht mehr möglich wäre, aber natürlich zu keinem schlechten Film mehr. Beeindruckend ist, dass es damals einem weißen, männlichen Regisseur gelang, einen Film über die Unterdrückung schwarzer Frauen zu drehen, wobei ihm niemand aufs Dach stieg... und das auch bis heute nicht. Nein, "Die Farbe Lila" wird auch heute noch als intensiver, wenn manchmal etwas zu glatter Beitrag zum Genre angesehen.
Ein wenig einstecken musste Spielberg am Ende zwar doch, auch wenn das Gros der Kritiker begeistert von seinem Film war. Etwas mau gezeichnet sind hier nämlich die männlichen, schwarzen Figuren, die fast durchgehend als finstere Vergewaltiger und Untäter auftreten und dementsprechend sehr klar auf eine Seite geschrieben werden. Das bekommt besonders "Flucht von Alcatraz"-Star Danny Glover zu spüren, dessen düstere Performance erst erschreckt, später aber auch wenig tangiert, da seiner Figur keine weiteren Seiten als die des hassenswerten Antagonisten zugeschrieben werden. Wesentlich stimmiger geschrieben sind dabei, was auch nicht wirklich überrascht, aber dennoch erfreut, die heldenhaften Frauenfiguren, wobei es für die Darstellerinnen alleine bereits drei Oscarnominierungen gab. Die großartige Whoopi Goldberg feierte mit einer eindringlichen Performance, die niemanden kaltlässt, ihren Durchbruch in Hollywood, dabei ist ihre Darstellung im direkten Vergleich noch die leiseste. Neben ihr spielen sich Margaret Avery und Oprah Winfrey nämlich mit ebenso sensiblen wie brachialen Performances auf, die uns stellenweise zum Lachen bringen und im nächsten Moment wieder tief im Herz berühren.
Berühren tut dann auch der Film an sich, was ebenfalls keine Überraschung darstellt. Denn das Herz ansprechen, das konnte Spielberg in seinen historischen Dramen schon immer. Allerdings, und da wird "Schindlers Liste" womöglich auch die rühmliche Ausnahme bleiben, fokussiert er sich auf dieses Herz dann wohl sogar doch zu arg, was den Film letztendlich gefühlsbetonter und emotionaler macht, als er eigentlich sein sollte. Da wird die wahre Finsternis der Geschichte, der jahrelange Missbrauch und all das Leid, etwas zu sehr in ekstatischer Musik, in warmen Farben und den Bildern von sich um den Hals fallenden Menschen versenkt. Gerade im Mittelteil ist dieses bedeutungsschwangere Suhlen in der Gefühlswelt seiner Hauptprotagonistin tragend verantwortlich für die ein oder andere Länge in der Erzählung - was auch an der Geschichte liegen dürfte, die zwar bewegend, in ihrer Form aber durchweg vorhersehbar ist. Dafür entschädigen aber immer wieder ungemein kraftvolle Momente von ganz großen Gefühlen in jeder Hinsicht. Vor allem die letzten fünfzehn Minuten dürften den Zuschauern das ein ums andere Mal die Tränen in die Augen treiben, wenn Spielberg sich dem ebenso taktierten wie gefühlvollen Kitsch ganz und gar hingibt. Und wer in der allerletzten Szene nichts fühlt, dem dürfte da wenig zu helfen sein - großes Kino!

Fazit: Der große Oscar-Verlierer der 80er überzeugt mit großartigen Darstellerleistungen, prächtigen Bildern und großen Gefühlen, bei denen der finstere Ton der Geschichte, die hier etwas vorhersehbar anmutet, ab und an verloren geht. Ein großer, wichtiger Film ist "Die Farbe Lila" sowohl vor als auch hinter der Kamera trotzdem immer noch.

Note: 2-





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